2017 verstorbene Kardinäle und Bischöfe

Papstmesse für die im Laufe des Jahres verstorbenen Kardinäle und Bischöfe

Quelle

Predigt von Papst Franziskus

Vatikanische Basilika, Kathedra-Altar
Freitag, 3. November 2017

Die heutige Gedächtnisfeier führt uns wieder einmal die Wirklichkeit des Todes vor Augen und weckt in uns auch die Wehmut des Abschieds von den Menschen, die uns nahestanden und uns Gutes getan haben. Aber vor allem nährt die Liturgie unsere Hoffnung für diese Menschen und auch für uns selber.

Die erste Lesung ist Ausdruck einer starken Hoffnung auf die Auferstehung der Gerechten: »Von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden viele erwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zur Schmach, zu ewigem Abscheu.« (Dan 12,2) Mit denjenigen, die im Land des Staubes schlafen, d.h. in der Erde, sind offensichtlich die Toten gemeint, und das Erwachen vom Tod ist nicht automatisch eine Rückkehr ins Leben: Einige werden in der Tat zum ewigen Leben erwachen, andere zur ewigen Schmach. Der Tod macht die „Weggabelung“ endgültig, vor der wir schon hier in dieser Welt stehen: vor dem Weg des Lebens, also mit Gott, oder vor dem Weg des Todes, also fern von Ihm. Die „Vielen“, die zum ewigen Leben erwachen, sind zu verstehen als die „Vielen“, für die das Blut Christi vergossen wurde. Es ist die grosse Zahl derer, die dank der barmherzigen Güte Gottes die Wirklichkeit des unvergänglichen Lebens erfahren dürfen, den durch die Auferstehung errungenen vollkommenen Sieg über den Tod.

Im Evangelium stärkt Jesus unsere Hoffnung, wenn er sagt: »Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben« (Joh 6,51). Diese Worte verweisen auf das Kreuzesopfer Christi. Er hat den Tod angenommen, um die Menschen zu retten, die der Vater ihm gegeben hat und die dem Tod verfallen waren in der Sklaverei der Sünde. Jesus ist unser Bruder geworden und hat unser Schicksal bis zum Tod mit uns geteilt; durch seine Liebe hat er das Joch des Todes zerbrochen und uns die Türen des Lebens geöffnet. Wenn wir uns von seinem Leib und seinem Blut nähren, vereinen wir uns mit seiner treuen Liebe, die in sich die Hoffnung birgt, dass das Gute über das Böse, über das Leid und den Tod triumphieren wird. Kraft dieses göttlichen Bandes der Liebe Christi wissen wir, dass die Gemeinschaft mit den Verstorbenen nicht nur Wunsch oder Einbildung bleibt, sondern wirklich wird.

Der Glaube an die Auferstehung, zu dem wir uns bekennen, macht uns zu Menschen der Hoffnung und nicht der Verzweiflung, zu Menschen des Lebens und nicht des Todes, weil uns die in der Einheit mit dem Auferstandenen begründete Verheissung des Ewigen Lebens tröstet.

Diese Hoffnung, die das Wort Gottes in uns wieder neu entflammt, hilft uns angesichts des Todes eine innere Haltung des Vertrauens anzunehmen: In der Tat hat Jesus uns gezeigt, dass nicht der Tod das letzte Wort hat, sondern dass uns die barmherzige Liebe des Vaters verwandelt und eintreten lässt in die ewige Gemeinschaft mit ihm. Ein grundlegendes Wesensmerkmal des Christen ist der Sinn für die fiebernde Erwartung der endgültigen Begegnung mit Gott. Wir haben das eben im Antwortpsalm bekräftigt: »Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen und erscheinen vor Gottes Angesicht?« (Ps 42,3). Diese poetischen Worte interpretieren auf bewegende Weise unsere gespannte Erwartung, die nach Liebe, Schönheit, Glückseligkeit und göttlicher Weisheit dürstet.

Diese Ausdrücke des Psalms haben sich der Seele unserer Brüder, der Kardinäle und Bischöfe, derer wir heute gedenken, eingeprägt: Nachdem sie der Kirche und dem ihnen anvertrauten Volk gedient hatten, haben sie uns hier im Blick auf die Ewigkeit verlassen. Während wir für ihren grosszügigen Dienst am Evangelium und an der Kirche danken, scheint es uns, als hörten wir sie die Worte des Apostels wiederholen: »Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen« (Röm 5,5). Ja, sie lässt nicht zugrunde gehen! Gott ist treu und unsere Hoffnung in ihn ist nicht vergeblich.

Flehen wir für unsere Verstorbenen die selige Jungfrau Maria um ihre mütterliche Fürsprache an, auf dass sie des Ewigen Gastmahls teilhaftig werden, das sie im Glauben und in der Liebe während ihrer irdischen Pilgerschaft schon anfanghaft verkosten durften.

© Copyright – Libreria Editrice Vaticana

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