30. Sonntag im Jahreskreis

Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus – Mt 22,34-40

In jener Zeit, als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie bei ihm zusammen.
Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn:
Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?
Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.
Das ist das wichtigste und erste Gebot.
Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.

Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Anselm (1033-1109), Mönch, Bischof und Kirchenlehrer
Brief 112, an Hugo den Einsiedler; Opera omnia, 3

„An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten“

Nachdem im Himmel zu herrschen nichts anderes bedeutet, als Gott und allen Heiligen in Liebe so zugetan und so sehr eines Willen mit ihnen zu sein, dass alle gemeinsam nur noch mit einer einzigen und gleichen Macht wirken, so liebe Gott mehr als dich selbst und sogleich beginnst du das zu empfangen, was du auf vollkommene Weise im Himmel besitzen willst. Werde eines Herzens mit Gott und mit den Menschen – solange diese sich nicht von Gott trennen – und schon beginnst du, mit Gott und allen Heiligen zu herrschen. Denn in dem Masse indem du heute mit dem Willen Gottes und dem aller Menschen eins wirst, werden Gott und alle Heilige eins werden mit deinem Willen. Wenn du also König im Himmel sein willst, so liebe Gott und all seine Heiligen wie es dir aufgetragen ist, und du wirst das erlangen, was du ersehnst.

Doch diese Liebe wirst du nur dann vollkommen dein eigen nennen können, wenn du aus deinem Herzen jegliche andere Liebe entfernt haben wirst … Dementsprechend wollen diejenigen, deren Herz mit der Liebe zu Gott und zum Nächsten erfüllt ist, nichts anderes mehr als das, was Gott will, oder was ein anderer Mensch will, wenn dies dem Willen Gottes nicht entgegensteht. Aus diesem Grund sind diese Menschen beharrlich im Gebet, im Zurücknehmen ihres Eigenwillens und in der Vergegenwärtigung des Himmels; denn es macht ihnen Freude, sich nach Gott zu sehnen und über den zu sprechen, dem ihre Liebe gilt, von ihm zu hören und an ihn zu denken. Aus diesem Grund freuen sie sich mit den Fröhlichen und weinen mit den Trauernden (Röm 12,15), und haben Erbarmen mit den Elenden und geben den Armen Almosen, denn sie lieben die anderen wie sich selbst. Ja, genau an der Liebe: „An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.“

Lesungen

Buch Exodus 22,20-26

So spricht der Herr: Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen.
Ihr sollt keine Witwe oder Waise ausnützen.
Wenn du sie ausnützt und sie zu mir schreit, werde ich auf ihren Klageschrei hören.
Mein Zorn wird entbrennen, und ich werde euch mit dem Schwert umbringen, so dass eure Frauen zu Witwen und eure Söhne zu Waisen werden.
Leihst du einem aus meinem Volk, einem Armen, der neben dir wohnt, Geld, dann sollst du dich gegen ihn nicht wie ein Wucherer benehmen. Ihr sollt von ihm keinen Wucherzins fordern.
Nimmst du von einem Mitbürger den Mantel zum Pfand, dann sollst du ihn bis Sonnenuntergang zurückgeben;
denn es ist seine einzige Decke, der Mantel, mit dem er seinen blossen Leib bedeckt. Worin soll er sonst schlafen? Wenn er zu mir schreit, höre ich es, denn ich habe Mitleid.

Psalm 18(17),2-3.4.47.51.50

Ich will dich lieben, Herr, meine Stärke,
Herr, du mein Fels, meine Burg, mein Retter,
mein Gott, meine Feste, in der ich mich berge,
mein Schild und sicheres Heil, meine Zuflucht.

Ich rufe: Der Herr sei gepriesen!,
und ich werde vor meinen Feinden gerettet.
Es lebt der Herr! Mein Fels sei gepriesen.
Der Gott meines Heils sei hoch erhoben.

Seinem König verlieh er grosse Hilfe,
Huld erwies er seinem Gesalbten,
David und seinem Stamm auf ewig.
Darum will ich dir danken, Herr, vor den Völkern,
ich will deinem Namen singen und spielen.

Erster Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher 1,5c-10

Brüder! Ihr wisst, wie wir bei euch aufgetreten sind, um euch zu gewinnen.
Und ihr seid unserem Beispiel gefolgt und dem des Herrn; ihr habt das Wort trotz grosser Bedrängnis mit der Freude aufgenommen, die der Heilige Geist gibt.
So wurdet ihr ein Vorbild für alle Gläubigen in Mazedonien und in Achaia.
Von euch aus ist das Wort des Herrn aber nicht nur nach Mazedonien und Achaia gedrungen, sondern überall ist euer Glaube an Gott bekannt geworden, so dass wir darüber nichts mehr zu sagen brauchen.
Denn man erzählt sich überall, welche Aufnahme wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen
und seinen Sohn vom Himmel her zu erwarten, Jesus, den er von den Toten auferweckt hat und der uns dem kommenden Gericht Gottes entreisst.

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