22. Sonntag im Jahreskreis
Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus – Mt 16,21-27
In jenen Tagen begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären, er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden; er werde getötet werden, aber am dritten Tag werde er auferstehen.
Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe; er sagte: Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen!
Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.
Darauf sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.
Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüsst? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen?
Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommen und jedem Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
96. Predigt; PL 38, 584−586
„Du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen“
Wenn der Herr den Menschen, der ihm folgen will, einlädt, sich selbst zu verleugnen, dann hört sich sein Gebot für uns schwierig und hart an. Doch wenn der, der befiehlt, uns hilft, es auszuführen, hat sein Gebot nichts Schwieriges und Unbequemes mehr […] Denn dieses andere Wort aus dem Mund des Herrn ist in gleicher Weise wahr: „[…] mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht“ (Mt 11,30). Die Liebe nämlich lässt das leichter werden, was an den Geboten unbequem ist. Wir kennen alle die Wunder, die die Liebe wirken kann […] Welch unwegsame Situationen haben die Menschen nicht ausgehalten, welch unwürdige und unhaltbare Lebensbedingungen haben sie nicht durchgestanden, um in den Besitz des Zieles ihrer Liebe zu gelangen! […] Warum also sich darüber verwundern, dass der, der Christus liebt und ihm folgen will, sich selbst verleugnet, um ihn zu lieben? Denn wenn der Mensch sich verliert, wenn er sich selbst liebt, dann wird er sich zweifellos in der Selbstverleugnung finden […]
Wer würde es zurückweisen, Christus zu folgen bis zum Ort des vollkommenen Glücks, des höchsten Friedens und der ewigen Ruhe? Es ist gut, ihm bis dorthin zu folgen; doch man muss den Weg kennen, um dort ankommen zu können […] Der Weg scheint dir mit Schwierigkeiten gepflastert, er stösst dich ab und du willst Christus nicht folgen. Folge ihm nach! Der Weg, den die Menschen sich gebahnt haben, ist holprig, doch er wurde begehbar gemacht, als Christus ihn gegangen ist bei seiner Heimkehr in den Himmel. Wer aber wird es zurückweisen, der Herrlichkeit entgegenzugehen?
Jeder liebt es, herrlich emporzusteigen, doch die Demut ist die Stufe, die man nehmen muss, um dorthin zu gelangen. Warum hebst du den Fuss höher als dich selbst? Willst du denn fallen, anstatt emporzusteigen? Beginne mit eben dieser Stufe: schon sie wird dich höher kommen lassen. Die beiden Jünger, die sagten: „Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen“ (Mk 10,37), haben diese Stufe der Demut nicht beachtet. Sie wollten auf den Gipfel und haben nicht auf die Stufe gesehen. Doch der Herr hat ihnen die Stufe gezeigt. Was hat er ihnen denn geantwortet? „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke […]?“ (Mk 10,38). Ihr, die ihr zu Ehren gelangen wollt, könnt ihr den Kelch der Demut trinken? Deshalb also hat er sich nicht schlechthin damit begnügt zu sagen: „der verleugne sich selbst und folge mir nach“, sondern er hat hinzugefügt: „[der] nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“
Lesungen
Buch Jeremia 20,7-9
Du hast mich betört, o Herr, und ich liess mich betören; du hast mich gepackt und überwältigt. Zum Gespött bin ich geworden den ganzen Tag, ein jeder verhöhnt mich.
Ja, sooft ich rede, muss ich schreien, «Gewalt und Unterdrückung!» muss ich rufen. Denn das Wort des Herrn bringt mir den ganzen Tag nur Spott und Hohn.
Sagte ich aber: Ich will nicht mehr an ihn denken und nicht mehr in seinem Namen sprechen!, so war es mir, als brenne in meinem Herzen ein Feuer, eingeschlossen in meinem Innern. Ich quälte mich, es auszuhalten, und konnte nicht.
Psalm 63(62),2.3-4.5-6.8-9
Gott, du mein Gott, dich suche ich,
meine Seele dürstet nach dir.
Nach dir schmachtet mein Leib
wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser.
Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum,
um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen.
Denn deine Huld ist besser als das Leben;
darum preisen dich meine Lippen.
Ich will dich rühmen mein Leben lang,
in deinem Namen die Hände erheben.
Wie an Fett und Mark wird satt meine Seele,
mit jubelnden Lippen soll mein Mund dich preisen.
Ja, du wurdest meine Hilfe;
jubeln kann ich im Schatten deiner Flügel.
Meine Seele hängt an dir,
deine rechte Hand hält mich fest.
Brief des Apostels Paulus an die Römer 12,1-2
Angesichts des Erbarmens Gottes ermahne ich euch, meine Brüder, euch selbst als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen, das Gott gefällt; das ist für euch der wahre und angemessene Gottesdienst.
Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist.
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