Papst trifft Trump im Vatikan
Der neue US-Präsident war am Mittwochmorgen zu einer Privataudienz beim Papst
Quelle
‘Herzliche Gespräche’ – Vatikan über Trump-Besuch
Daraus kann Gutes entstehen
Franziskus ernst-gemessen, Trump mit breitem Lächeln: Der neue US-Präsident war am Mittwochmorgen zu einer Privataudienz beim Papst. Die Chefs des mächtigsten und des kleinsten Staates der Welt unterhielten sich etwa eine halbe Stunde lang nur im Beisein eines Dolmetschers im Apostolischen Palast, anschließend tauschten sie unter den aufmerksamen Blicken der Kameras Geschenke aus. Beim Abschied versicherte Trump dem Papst, er werde nicht vergessen, was dieser ihm gesagt habe.
Franziskus überreichte dem Klimawandel-Skeptiker Trump u.a. eine Ausgabe seiner Umweltenzyklika Laudato si’, die eindringlich zum Kampf gegen den Klimawandel aufruft, und eine Ausgabe seiner letzten Weltfriedensbotschaft, in der er zu Gewaltfreiheit und Abrüstung aufruft.
Ausserdem erläuterte er ihm die Darstellung einer Taube mit Olivenzwei im Schnabel: Sie stehe für den wichtigen Einsatz für den Frieden. Der Präsident revanchierte sich mit Schriften von Martin Luther King; er sei sicher, das werde dem Papst gefallen, sagte er.
Aus etwa sechzig Autos bestand der Autokonvoi von Donald Trump, der kurz nach acht Uhr früh über die abgesperrte Via della Conciliazione auf den Petersdom zurollte. Der Präsident wurde von seiner Frau Melania Trump, einer Katholikin begleitet; sie trug dem Protokoll entsprechend schwarz. Im zwölfköpfigen Gefolge waren Trumps Tochter Ivanka – ebenfalls in Schwarz – und ihr Mann Jared Kushner, beide sind Berater des Präsidenten. Auch Aussenminister Rex Tillerson und Sicherheitsberater McMaster begleiteten Trump in den Vatikan, wurden von ihm dem Papst vorgestellt und trafen dann zusammen mit Trump noch mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zu einem Gespräch zusammen. Gary Cohn, der Wirtschaftsberater des Präsidenten und Jude, war der einzige, der dem Papst den Ring küsste; alle anderen beschränkten sich auf einen Händedruck.
Türen, die nicht ganz zu sind
Vor der Audienz hatte Franziskus Mitte Mai Journalisten gegenüber angekündigt, er wolle Trump vor allem zuhören und an Gemeinsamkeiten anknüpfen. Man müsse immer darauf achten, wo es Türen gebe, „die nicht ganz zu sind“, so der Papst.
Noch kein US-Präsident ist nach seiner Amtseinführung so schnell mit einem Papst zusammengetroffen wie Donald Trump. Sein Vizepräsident, der Katholik Mike Pence, nahm an der Begegnung im Vatikan nicht teil. Der erste US-Präsident, der im Vatikan empfangen wurde, war Woodrow Wilson im Jahr 1919; 1963 kam dann mit John F. Kennedy zum einzigen Mal in der Geschichte ein katholischer US-Präsident zur Audienz nach Rom. 1979 betrat mit Johannes Paul II. erstmals ein Papst das Weisse Haus in Washington. Der US-Staatschef, der sich am häufigsten mit einem Papst traf, war George W. Bush (fünf Begegnungen).
rv 24.05.2017 sk
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