Evangelium zum 1. Aventssonntag

Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus 24,37-44

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie es in den Tagen des Noach war, so wird es bei der Ankunft des Menschensohnes sein.
Wie die Menschen in den Tagen vor der Flut assen und tranken und heirateten, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein.
Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen.
Und von zwei Frauen, die mit derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen.

Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.
Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht.
Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.

Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Aelred von Rievaulx (1110-1167), englischer Zisterzienserabt
Predigt über die Wiederkunft des Herrn; PL 195, 363; PL 184, 818

Wacht und betet, so werdet ihr für würdig befunden, vor dem Menschensohn zu erscheinen

Die Zeit des Advents steht für die zweifache Ankunft des Herrn: zuerst die so friedliche Ankunft des „Schönsten aller Menschen“ (vgl. Ps 44[45],3), des „Ersehnten aller Nationen“ (vgl. Hag 2,8 Vulg.), des Sohnes Gottes. Er hat, sichtbar im Fleisch, der Welt seine Anwesenheit offenbart, die von allen heiligen Vätern lange erwartet und glühend herbeigesehnt worden war. Mit dieser Ankunft ist er in die Welt eingetreten, um die Sünder zu retten. Der Advent lässt uns auch an die Ankunft denken, auf die wir mit sicherer Hoffnung warten und die wir uns sehr oft unter Tränen ins Gedächtnis rufen: es ist die Ankunft, die sich ereignet, wenn derselbe Herr, für alle sichtbar, in seiner Herrlichkeit kommt […]: nämlich am Tag des Gerichts, wenn er, für alle sichtbar, kommt, um Gericht zu halten. Die erste Ankunft war nur sehr wenigen Menschen bekannt geworden; bei der zweiten Ankunft wird er sich, wie der Prophet es ankündigt, den Gerechten und den Sündern offenbaren: „Alle Sterblichen werden das Heil sehen, das von Gott kommt“ (vgl. Jes 40,5; vgl. Lk 3,6) […]

Geliebte Brüder, folgen wir doch dem Beispiel der heiligen Väter, erwecken wir ihre Sehnsucht neu und entfachen in unserer Seele die Liebe und die Sehnsucht nach Christus. Wie ihr wisst, ist die Feier dieser [Advents-]Zeit eingeführt worden nicht nur um in uns die Sehnsucht neu zu wecken, wie sie die Patriarchen nach dem ersten Kommen des Herrn empfanden; sondern auch um uns darin zu unterweisen, nach dem Vorbild der Patriarchen seine Wiederkunft zu ersehnen. Bedenken wir, was der Herr bei seinem ersten Kommen alles für uns vollbracht hat; wie viel mehr noch wird er für uns vollbringen, wenn er wiederkommt! Dieser Gedanke lässt uns sein erstes Kommen noch mehr schätzen und seine Wiederkunft noch mehr herbeisehnen.

Wenn wir in Frieden sein wollen, wenn er kommt, dann müssen wir uns jetzt darum bemühen, sein erstes Kommen in Glauben und Liebe in uns aufzunehmen. Lasst uns weiterhin in Treue die Werke tun, die er uns gezeigt und dann zu tun gelehrt hat. Lassen wir in unseren Herzen die Liebe zum Herrn grösser werden und durch die Liebe die Sehnsucht nach ihm, damit wir, wenn er, der Ersehnte aller Nationen, wiederkommt, unsere Augen voll Vertrauen auf ihn richten können.

Lesungen

Buch Jesaja 2,1-5

Das Wort, das Jesaja, der Sohn des Amoz, in einer Vision über Juda und Jerusalem gehört hat.
Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel. Zu ihm strömen alle Völker.
Viele Nationen machen sich auf den Weg. Sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn, aus Jerusalem sein Wort.
Er spricht Recht im Streit der Völker, er weist viele Nationen zurecht. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg.
Ihr vom Haus Jakob, kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn.

Psalm 122(121),1-2.3-4.5.6-7.8-9

Ich freute mich, als man mir sagte:
„Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern.
Schon stehen wir in deinen Toren, Jerusalem:
Jerusalem, du starke Stadt,
dicht gebaut und fest gefügt.
Dorthin ziehen die Stämme hinauf, die Stämme des Herrn,

wie es Israel geboten ist,
den Namen des Herrn zu preisen.
Denn dort stehen Throne bereit für das Gericht,
die Throne des Hauses David.
Erbittet für Jerusalem Frieden!
Wer dich liebt, sei in dir geborgen.

Friede wohne in deinen Mauern,
in deinen Häusern Geborgenheit.
Wegen meiner Brüder und Freunde
will ich sagen: In dir sei Friede.
Wegen des Hauses des Herrn, unseres Gottes,
will ich dir Glück erflehen.

Brief des Apostels Paulus an die Römer 13,11-14a

Brüder! Bedenkt die gegenwärtige Zeit: Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf. Denn jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden.
Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts.
Lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag, ohne massloses Essen und Trinken, ohne Unzucht und Ausschweifung, ohne Streit und Eifersucht.
Legt (als neues Gewand) den Herrn Jesus Christus an.

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