Eucharistiefeier im Swedbank-Stadion von Malmö
Homilie von Papst Franziskus
Malmö Dienstag, 1. November 2016
Quelle
Vatikan will sich mit Lutheranern über Eucharistie verständigen
Apostolische Reise von Papst Franziskus nach Schweden
(31. Oktober – 1. November 2016)
Mit der ganzen Kirche feiern wir heute das Hochfest Allerheiligen. Dabei denken wir nicht nur an die, welche im Laufe der Geschichte heiliggesprochen wurden, sondern auch an viele unserer Brüder und Schwestern, die ihr Christentum in der Fülle des Glaubens und der Liebe mitten in einem einfachen und verborgenen Dasein gelebt haben. Sicher sind unter ihnen viele unserer Angehörigen, Freunde und Bekannten.
Wir feiern also das Fest der Heiligkeit. Dieser Heiligkeit, die sich vielleicht nicht in grossen Werken oder ausserordentlichen Erfolgen zeigt, sondern die treu und tagtäglich die Anforderungen der Taufe zu leben weiss.
Einer Heiligkeit, die aus Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen besteht. Aus einer treuen Liebe bis zur Selbstvergessenheit und zur völligen Hingabe an die anderen – wie das Leben jener Mütter und Väter, die sich für ihre Familien aufopfern und bereitwillig auf viele Dinge, viele Vorhaben oder persönliche Pläne verzichten können, auch wenn das nicht immer leicht ist.
Wenn es aber etwas gibt, was die Heiligen kennzeichnet, dann ist es dies, dass sie wirklich glücklich sind. Sie haben das Geheimnis dieses echten Glücks entdeckt, das auf dem Grund der Seele wohnt und dessen Quelle die Gottesliebe ist. Darum werden die Heiligen seliggepriesen. Die Seligpreisungen sind ihr Weg und ihr Ziel zur Heimat hin. Die Seligpreisungen sind der Weg des Lebens, den der Herr uns lehrt, damit wir seinen Spuren folgen. Im heutigen Evangelium haben wir gehört, wie Jesus sie auf einem Berg am See von Galiläa vor einer grossen Menschenmenge verkündete.
Die Seligpreisungen sind das Profil Jesu, und darum sind sie das Profil des Christen. Unter ihnen allen möchte ich eine hervorheben: » Selig die Sanftmütigen [πραεĩς] « (Mt 5,5). Jesus sagt von sich selbst: » Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig [πραΰς] und von Herzen demütig « (Mt 11,29). Das ist sein geistliches Porträt, und es offenbart uns den Reichtum seiner Liebe. Die Sanftmut ist eine Seins- und Lebensweise, die uns Jesus näher bringt und uns miteinander vereint sein lässt. Sie erreicht es, dass wir alles, was uns trennt und uns entzweit, beiseitelassen und immer neue Möglichkeiten suchen, um auf dem Weg der Einheit voranzukommen. So handelten Söhne und Töchter dieses Landes, zum Beispiel die kürzlich heiliggesprochene Maria Elisabeth Hesselblad und die heilige Birgitta von Schweden, die Mitpatronin Europas. Sie beteten und arbeiteten, um Bande der Einheit und Gemeinschaft unter den Christen zu knüpfen. Ein sehr beredtes Zeichen ist die Tatsache, dass wir gerade hier in eurem Land, das sich durch das Zusammenleben ganz verschiedener Bevölkerungen auszeichnet, gemeinsam des 500. Jahrestags der Reformation gedenken. Die Heiligen erreichen Veränderungen dank der Sanftmut ihres Herzens. Mit ihr begreifen wir die Grösse Gottes und beten ihn aufrichtig an; und ausserdem ist sie die Haltung dessen, der nichts zu verlieren hat, weil sein einziger Reichtum Gott ist.
Die Seligpreisungen sind in gewisser Weise der Personalausweis des Christen, der ihn als Anhänger Jesu ausweist. Wir sind berufen, Selige zu sein, Anhänger Jesu, indem wir den Leiden und Ängsten unserer Zeit mit der Gesinnung und der Liebe Jesu begegnen. So könnten wir auf neue Situationen hinweisen, die in neuer und stets gegenwartsbezogener Gesinnung zu leben sind: Selig, die im Glauben das Böse ertragen, das andere ihnen antun, und von Herzen verzeihen; selig, die den Ausgesonderten und an den Rand Gedrängten in die Augen schauen und ihnen Nähe zeigen; selig, die Gott in jedem Menschen erkennen und dafür kämpfen, dass andere auch diese Entdeckung machen; selig, die das „gemeinsame Haus“ schützen und pflegen; selig, die zum Wohl anderer auf den eigenen Wohlstand verzichten; selig, die für die volle Gemeinschaft der Christen beten und arbeiten… Sie alle sind Überbringer der Barmherzigkeit und der Zärtlichkeit Gottes und werden sicher von ihm den verdienten Lohn erhalten.
Liebe Brüder und Schwestern, die Berufung zur Heiligkeit gilt allen und muss im Geist des Glaubens vom Herrn empfangen werden. Die Heiligen sind uns mit ihrem Leben und ihrer Fürsprache vor Gott ein Ansporn, und wir brauchen einander, um uns gegenseitig zur Heiligkeit zu verhelfen. Helfen wir einander, heilig zu werden! Lasst uns gemeinsam die Gnade erbitten, diese Berufung in Freude anzunehmen und vereint zu arbeiten, um sie zur Vollendung zu führen. Unserer Mutter im Himmel, der Königin aller Heiligen, vertrauen wir unsere Bitten und den Dialog auf der Suche nach der vollen Gemeinschaft aller Christen an, damit wir in unseren Bemühungen gesegnet sind und die Heiligkeit in der Einheit erlangen.
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