Bilanz der Papstreise
Bilanz der Papstreise: Katholisch und ökumenisch
Quelle
Kirche in Schweden – Jeden Sonntag Pfingsten
Die Reise ist beendet, der Papst ist zurück in Rom. Aber was war das jetzt genau? Ökumene? Eine Schwedenreise? Fragen an unseren Korrespondenten Pater Bernd Hagenkord:
Hagenkord: „Erst mal scheint es ja so, als ob es zwei Teile gegeben habe, einen ökumenischen Tag und dann einen katholischen Tag, an diesem Dienstag. Aber wenn ich zurück schaue, dann passen die beiden Tage wohl doch besser zusammen, als man denkt. Erst war man in der lutherischen Kirche Schwedens wahrscheinlich nicht so begeistert, als der Vatikan entschied, zusätzlich zur ökumenischen Veranstaltung noch eine Messe an die Reise zu hängen. Für die Katholiken im Land verständlich, der Papst kann nicht kommen, ohne die Katholiken zu treffen. Aber damit wurde an eine ökumenische Veranstaltung genau das Ereignis angehängt, was noch trennt, nämlich eine katholische Messe. Das war schmerzhaft.
Aber so ist die Ökumene eben. Es darf nicht darum gehen zu verlangen, dass der eine Partner ein Stück seines Glaubens aufgibt. Und außerdem ist die katholische Kirche Schwedens, auch wenn der Papst im Land ist, nicht ohne Ökumene denkbar, sie ist einfach zu klein und zu sehr geprägt vom Umfeld.
Es waren zwei verschiedene Tage, das stimmt, aber die gehörten dann doch enger zusammen, als es den Anschein hatte.“
RV: Wie hat Schweden auf den Besuch reagiert?
Hagenkord: „Letztlich wie alle anderen besuchten Länder auch, noch in den Tagen davor wussten viele nicht, was sie davon halten sollten, aber als der Papst dann da war, überwog die Begeisterung und die Medien konnten gar nicht genug davon bekommen. Wie es die Zeitung ‚Sydsvenskan‘ heute titelt: ‚Der Papst spielte die Hauptrolle‘. Was nicht wirklich nett ist den Lutheranern gegenüber.
Als ich gestern nach der Veranstaltung in Lund zum Bahnhof ging, bekam ich einige Unterhaltungen mit, Schweden fragten – auf Englisch – Besucher, ob sie zum Papst gingen und warum, es entspannten sich interessante Unterhaltungen auf dem Weg.
Man muss aber auch sagen, dass es ja nur halb ein Schwedenbesuch des Papstes war. Wenn man das so bezeichnet, verdrängt es etwas den Charakter des ersten Tages, bei dem lutherische und katholische Kirche gemeinsam Einladende waren.“
RV: Noch einmal zur Ökumene, war das nun der erwartete Schritt vorwärts?
Hagenkord: „Das werden wir in einigen Jahren beurteilen können. Heute würde ich sagen, dass es mich freut, dass diese Feier überhaupt möglich war. Die Trennung besteht weiter, sie wird auch nicht kleingeredet, aber es werden neue gemeinsame Felder der Ökumene entdeckt. Ökumene ist nicht nur für die Kirche da, sondern ist in sich schon Dienst an der Welt. Das ist etwas Neues.
Die Abendmahlsfrage ist und bleibt zentral, aber die kann man und darf man nicht übers Knie brechen, dahinter stehen noch weitere Fragen, etwa nach Luthers Begriff von Freiheit oder nach dem Amt in der Kirche. Es war gut zu sehen, dass trotz all dem eine Feier möglich war. Und wenn man sich die fünf ökumenischen Imperative anschaut, dann wirkt hoffentlich der erste weiter: Immer von der Gemeinschaft ausgehen, nicht von der Trennung. Wenn das normaler Umgangston wird, dann war das mehr als nur ein kleiner Schritt vorwärts.“
rv 01.11.2016 ord
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