Vatileaks-Prozess
Vatileaks-Prozess: ein Kommentar von Papstsprecher Lombardi
Der Vatikan klappt die Vatileaks-II-Akte zu. Warum musste der Prozess sein?, fragt Papstsprecher Federico Lombardi in einem Kommentar für Radio Vatikan. Hier ist sein Blick zurück auf einen langen, nervenaufreibenden, manchmal peinlichen Prozess.
„Ja, das musste sein. Weil es ein Gesetz gibt, sogar ein erst 2013 in Kraft getretenes Gesetz gegen Geheimnisverrat… Man kann keine Gesetze erlassen und dann einfach darauf verzichten, sie auch anzuwenden.
Es musste sein – um entschieden dagegen zu arbeiten, dass Spannungen und Polemik innerhalb des Vatikans zu üblen Folgen führen. Seit einiger Zeit geraten sie durch Indiskretionen zu häufig auch nach draussen und an die Medien; das hat auch negative Konsequenzen für die öffentliche Meinung, die ein Recht auf objektive und ruhige Berichterstattung hat. Das ist, wie Papst Franziskus sagen würde, eine „Krankheit“, die entschlossen bekämpft werden muss.
Um die verschiedenen Aspekte dieser Angelegenheit zu verstehen und zu beurteilen, war es auch richtig, die Rolle und Verantwortung der Journalisten dabei zu beleuchten, trotz der vorhersehbaren Polemik über Pressefreiheit. Natürlich muss diese geschützt werden, aber auch der Journalistenberuf kann Grenzen haben, die es zu respektieren gilt, wenn andere wichtige Werte zu schützen sind. Es ist richtig, zu verifizieren, ob das geschehen ist oder nicht. Das war in keinerlei Hinsicht ein Prozess gegen die Pressefreiheit.
Schon Benedikt XVI. hatte es, obwohl es das derzeitige Gesetz noch nicht gab, für richtig gehalten, dass die „menschliche“ Justiz ihren Lauf gegen seinen Hausdiener [Paolo Gabriele, der Prozesse „Vatileaks I] nehme, bis hin zum Urteil. Dementsprechend wäre es nicht gerecht gewesen, jetzt, wo die Verantwortung für die unerlaubte Weitergabe (von internen Dokumenten) bei einem wichtigen Kirchenmann lag, die Angelegenheit anders zu behandeln.“
Soweit ein Kommentar von Papstsprecher Federico Lombardi. Der Jesuit kündigt an, dass die Urteilsbegründung „im Lauf der nächsten Wochen“ veröffentlicht wird. Die Verurteilten können in diesen Tagen Berufung einlegen, so Lombardi. Papst Franziskus habe sich „auf keine Weise“ in den Prozess eingeschaltet.
rv 08.07.2016 sk
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