Vatikan dementiert Spekulationen um Liturgiereform
Papst Franziskus plant keine allgemeine Rückkehr zur Zelebration Richtung Osten bei der Liturgie
Das hat der Vatikan am Montagabend klargestellt. Anlass waren Aussagen von Kardinal Robert Sarah, dem Präfekten der vatikanischen Gottesdienstkongregation, der bei einer Konferenz in London eine möglichst rasche Rückkehr zur Messfeier in Richtung Osten angeregt hatte. Kardinal Sarah habe sich „immer zu Recht um die Würde der Messfeier“ gesorgt, heisst es in einer Mitteilung von Vatikansprecher Federico Lombardi. Einige Aussagen Sarahs seien aber falsch interpretiert worden, so als ob sie neue liturgische Anordnungen vorwegnähmen.
Franziskus habe bei seinem Besuch in der Gottesdienstkongregation ausdrücklich daran erinnert, dass die „ausserordentliche“, das heisst die alte Form der römischen Messe nicht den Platz der „ordentlichen“ einnehmen dürfe. „Es sind also keine liturgischen Direktiven vom kommenden Advent an geplant“, verdeutlicht Lombardi. Allgemein sei es besser, auf die Formulierung „Reform der Reform“ mit Bezug auf die Feier der Liturgie zu verzichten. Der Ausdruck sei bisweilen „Quelle von Missverständnissen“ gewesen. Papst Franziskus und Kardinal Sarah hätten über die gesamte Angelegenheit jüngst geredet und sich „einstimmig“ in diesem Sinn ausgesprochen.
In London hatte Kardinal Sarah nach Angaben der Zeitschrift „Catholic Herald“ gesagt, es sei „sehr wichtig, dass wir zur gemeinsamen Ausrichtung von Priestern und Gläubigen zurückkehren, nach Osten oder zumindest in Richtung der Apsis“. Ein solcher Schritt sei „gut für die Kirche und auch gut für unser Volk“. Sarah berief sich in seinen Ausführungen auf eine Bitte von Papst Franziskus. Dieser habe ihn beauftragt, Möglichkeiten zu einer „Reform der Reform“ des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) im Bereich der Liturgie zu prüfen. Als einen guten Termin für die Änderung nannte der Leiter der Gottesdienstkongregation den ersten Adventsonntag.
Seit der Liturgiereform nach dem Konzil zelebriert der Priester mit und zur betenden Gemeinde hin statt wie zuvor über Jahrhunderte nach Osten „zum Auferstandenen“. Er nahm somit früher die gleiche Gebetsrichtung wie die Gemeinde ein, zelebrierte also „mit dem Rücken zum Volk”. Die Liturgiekonstitution von 1963 forderte mehr Einsatz der jeweiligen Landessprache im Gottesdienst. Die Gläubigen sollten als Gemeinde aktiv ins liturgische Geschehen einbezogen werden; die Zentrierung auf den Priester tritt zurück. Das neue römische Messbuch von 1969/70 ging weiter und schaffte die alte Tridentinische Messe ab, bei der die Priester das Messopfer mit dem Rücken zur Gemeinde feiern. Zahlreiche Traditionen und Riten wie etwa die Kanzelpredigt oder die „Stillen Messen“ wurden abgeschafft.
rv/kna 12.07.2016 gs
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