Abschluss des WJT
Abschluss des WJT: Andere Spiritualitäten ausprobieren
Der WJT geht dem Ende entgegen, viel zu viel ist passiert, als dass man alles berichten könnte. Wie das Ganze vor Ort ausgesehen hat, das haben wir unseren Kollegen Johannes Schröer vom Kölner Domradio gefragt.
RV: Überstrahlt wurde der Weltjugendtag natürlich vom Papst, von der Flüchtlingsfrage, vom Besuch in Auschwitz und so weiter. Aber eigentlich ging es ja um junge Menschen. Wie haben die den Weltjugendtag erlebt?
Johannes Schröer: Als ein grosses Glaubens- und Friedensfest haben die Jugendlichen den Weltjugendtag erlebt – eine mega woche – sei das gewesen – supertoll – eine Erholung für die Seele – so beschreiben sie das. Für alle waren die Tage in Krakau auch ein ganz besonderes Gemeinschaftserlebnis – gerade in einer Welt, in der Terrorismus, Nationalismus und Kriege allgegenwärtig zu sein scheinen – gerade in so einer Welt – war der Weltjugendtag eine hoffnungsfrohe positive Gegenbewegung des Friedens und des Glaubens. Und das nehmen jetzt hunderttausende Jugendliche aus aller Welt auch mit nach Hause: die Botschaft: ein friedliches Miteinander ist möglich – ein lebendiger gewaltfreier Glaube, der zusammenschweisst – und sich auch solidarisch mit den Armen, den Schwachen, den vielen Flüchtlingen zeigt.
RV: Immer wieder hat man Bezüge auf Johannes Paul II. gehört und gesehen, ist der unter der Jugend Polens und der Welt immer noch so präsent, wie die Reden uns denken lassen?
Schröer: Natürlich – Johannes Paul II. lacht die Menschen hier in Krakau aus jedem Schaufenster an – in jeder Kirche ist er präsent – auf Strassen und Plätzen steht er. Krakau ist seine Stadt. Das heisst jetzt aber nicht, dass Papst Franziskus deswegen weniger wert wäre. Nein – Johannes Paul II. hat ihm auf diesem Weltjugendtag nicht die Show gestohlen, wie viele Medien vermutet haben. Franziskus wurde hier mit Leidenschaft gefeiert – Fähnchen mit seinem Bild gab es überall – Postkarten – en orthopädischer Schuster hat sogar damit geworben, dass seine Firma die Schuhe für Franziskus geschustert hat. Daran sieht man, dass Johannes Paul II. präsent ist – aber auch Franziskus mit grosser Herzlichkeit verehrt wird.
RV: Wie ist das mit Sicherheit und Organisation abgelaufen, lief da alles glatt oder gab es Probleme?
Schröer: Ein grosses Aufatmen – nichts ist passiert – man konnte sich hier in Krakau immer und überall sicher fühlen. Angst hat hier keiner gehabt. Das lag auch an der unglaublichen Polizeipräsenz hier – dauernd kreisten Hubschrauber in der Luft – an jeder Ecke standen schwer bewaffnete Polizisten – das hat aber gar nichts bedrohliches gehabt – eher war man darüber beruhigt – und fühlte sich beschützt. Und die Weltjugendtagsbesucher haben auch mit bewundernswerter Geduld die vielen, vielen Kontrollen – schon weit vor den Stadtgrenzen beginnend – über sich ergehen lassen.
RV: Jetzt ist immer von Glaubensfest die Rede – vom Feiern und Fete machen. Wie fromm hast Du denn die Jugendlichen erlebt?
Schröer: Für mich war das mit das Spannendste hier – zu erleben: wie vielfältig Frömmigkeit in der globalen katholischen Kirche ist – wie plural der Glaube gelebt wird – wie pluralistisch die katholische Kirche auch hier ist. Also wir Deutschen sind da ja eher verhalten – wir gehen nicht an jeder Strassenecke in die Knie und beten vor einem Marienbild – das tun die Menschen aber in anderen Ländern – auch in Polen. zum Beispiel gab es hier einen grossen Beichtpark – mit hunderten Beichtstühlen – vielen deutschen Jugendlichen wurden ganz neugierig, als sie sahen, wie andere hier wie selbstverständlich gebeichtet haben – also das steckte an, auch mal eine ganz andere Spiritualität – ich sage mal salopp, auszuprobieren.
rv 31.07.2016 ord
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