Diözese Regensburg: Bischof Rudolf Voderholzer

Diözese Regensburg: Bischof Rudolf feiert mit 1.300 kirchlich Verheirateten Ehejubiläum

Liebe Ehejubilare, liebe Begleiterinnen und Begleiter,
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Mit dem Lied „Gott ruft sein Volk zusammen“ auf die Melodie von „Ein Haus voll Glorie schauet“ haben wir uns eingestimmt auf unsere Feier, und der Herr hat ein wahrlich grosses Volk heute versammelt, vor allem Sie, liebe Jubelpaare, die Sie in diesem Jahr auf 25, 40, 50, 60 oder sogar 65 gemeinsame Ehejahre zurückblicken dürfen. Ich begrüsse Sie mit grosser Freude hier im Dom zu Regensburg, gemeinsam mit den Weihbischöfen Reinhard Pappenberger und Josef Graf sowie Herrn Domvikar Harald Scharf, der im Ordinariat in besonderer Weise mit der Ehe- und Familienpastoral betraut ist. Ihm und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Seelsorgsreferat, die uns diesen gemeinsamen Tag organisieren, sei schon an dieser Stelle aufrichtig gedankt.

Wir sind versammelt zur sonntäglichen Eucharistiefeier, um das Wort Gottes zu hören und den neuen Bund zu feiern, den Gott der Vater in Jesus Christus mit der Kirche, seiner Braut geschlossen hat als Zeichen der hochzeitlichen Vermählung Gottes mit den Menschen. In diesem Bund gründet auch unsere Glaubensüberzeugung von der Sakramentalität der Ehe, dürfen Sie doch als getaufte Ehegatten Gottes Liebe in der Welt sichtbar und gegenwärtig machen.

Am Ende dieser Eucharistiefeier sind Sie, liebe Jubelpaare, alle herzlich eingeladen, den Bund Ihrer Ehe neu durch den bischöflichen Segen bekräftigen zu lassen. Gut, dass wir heute zu dritt sein können.

Ich danke Ihnen schon an dieser Stelle ganz herzlich für dieses so überaus ermutigende Zeichen, das Sie mit Ihrer ganzen Existenz in der Herzmitte unserer Kirche geben, gerade auch für die jungen Menschen, die auf der Suche sind nach ihrem Weg und die solche ermutigenden Beispiele gelingenden Lebens in Treue brauchen;

danke auch, dass Sie bereit sind, dieses Zeugnis auch in der Öffentlichkeit der Kirche zu geben und dass Sie heute aus allen Regionen unseres Bistums in unseren Dom gekommen sind.

Wenden wir uns nun wie immer am Beginn unserer eucharistischen Versammlung dem Herrn in unserer Mitte zu und bitten wir ihn um Vergebung und Erbarmen:

Predigt:

Liebe Ehejubilare, liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

„Ich nehme Dich an als meinen Mann oder als meine Frau, und ich verspreche Dir die Treue in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit. Ich will Dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens bis der Tod uns scheidet.“

So haben Sie es entweder selbst schon aus freien Stücken auswendig oder besser inwendig gelernt im grossen Vermählungsspruch einander zugesagt, oder Sie haben die entsprechende Frage des Sie trauenden Geistlichen entsprechend mit Ja beantwortet bei Ihrer Hochzeit vor 25, 40, 50 oder gar 60 Jahren und noch mehr.

Heute können Sie voller Dankbarkeit auf die guten Tage zurückschauen, die Sie in Ihrem Herzen erinnernd aufbewahrt haben, und vielleicht noch mit mehr Dankbarkeit auf die schweren Tage, weil sich in Ihnen die Treue bewährt, die verheissene Zusage der Gnade Christi als tragfähig erwiesen hat. Denn das heisst ja Sakrament der Ehe: Sie haben ganz bewusst Christus als den Dritten mit auf Ihren Weg genommen. Papst Franziskus schreibt in dem jüngsten nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia“, „Die Freude der Liebe“: „Das Sakrament ist weder eine ‚Sache‘ noch eine ‚Kraft‘, denn in Wirklichkeit begegnet Christus selbst‚ durch das Sakrament der Ehe den christlichen Gatten (vgl. GS 48). Er bleibt bei ihnen und gibt ihnen die Kraft, ihr Kreuz auf sich zu nehmen und ihm so nachzufolgen, aufzustehen, nachdem sie gefallen sind, einander zu vergeben, die Last des anderen zu tragen. Die christliche Ehe ist ein Zeichen, das nicht nur darauf hinweist, wie sehr Christus seine Kirche in dem am Kreuz besiegelten Bund geliebt hat, sondern das diese Liebe in der Gemeinschaft der Gatten gegenwärtig werden lässt.“ (AL 73)

Liebe Schwestern und Brüder,

schauen wir von daher auch auf das Evangelium des heutigen Sonntags, in dem es nicht nur um die Auferweckung des Jünglings von Nain geht, in dem Christus das Heilshandeln Gottes durch den Propheten Elija im Alten Testament noch einmal überbietet. Die Szene, die uns hier erzählt wird, hat eine tiefe Bedeutung. Es begegnen sich da – Lukas hat es sehr fein gezeichnet – zwei grosse Prozessionen: Da ist einmal die Prozession des Todes. In der Nähe des Stadttores von Nain tragen sie einen toten jungen Mann heraus. Die Anteilnahme der Menschen ist gross. Viele Leute begleiten die Witwe, die nun ihre Zukunftshoffnung, ihren Ernährer – nach damaliger Vorstellung – zu Grabe tragen muss. Dieser Prozession des Todes begegnet eine ebenso volkreiche Prozession, Jesus mit seinen Jüngern und einer grossen Volksmenge, die sich ihm nach der Bergpredigt angeschlossen hatte. Leben und Tod begegnen einander in dieser Begegnung der beiden Prozessionen. Es ist wie eine Vorwegnahme des Österlichen Geschehens, wo Leben und Tod miteinander ringen.

Wie Jesus die Bahre berührt, bleibt alles stehen – und hält den Atem an. Dann Jesu Wort, nein sein Befehl: „Ich befehl dir, junger Mann: Steh auf!“ Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen. Und Jesus gibt ihn seiner Mutter zurück. Dann kommt der Zielsatz: Alle wurden von Furcht ergriffen und sie priesen Gott (Lk 7,16)

Liebe Ehejubilare!

Sakrament der Ehe, kirchliche Heirat heisst: Sich ganz bewusst der Prozession des Lebens mit Christus anschliessen; heisst: mit der Kirche, mit den Aposteln, mit allen Christgläubigen auf Christus schauen und in seine Fussstapfen treten; heisst immer wieder sein Wort hören dürfen: Steh auf! Steh auf von der Bahre Deines Schmollwinkels! Steh auf aus dem Grab Deines Beleidigt-Seins! Steh auf aus dem Grab Deiner Wortlosigkeit und Enttäuschung! Lass Dir neu die Kraft der Vergebung schenken! Lass Dich neu aufrichten und in Treue zu Deinem Wort stehen!

Und christliche, katholische sakramentale Ehe heisst sich immer wieder dem Chor derer anzuschliessen, die da in den Lobpreis Gottes einstimmen und dankend seine Lebensmacht preisen.

Liebe Schwestern und Brüder,

letzten Sonntag habe ich die Caritaseinrichtungen in Amberg-Heilige Dreifaltigkeit besucht, und die Chance genützt, die Eheberater zu fragen nach dem Geheimnis einer gelingenden Ehe. Nach einigem Überlegen sagte mir die Beraterin: „Ich nenne Ihnen ‚die Regel 5:1’.“ Dahinter verbirgt sich nicht das erhoffte Ergebnis des ersten Spiels der deutschen Fussballnationalmannschaft bei der EM, sondern eine Erfahrung, die Sie vielleicht alle auch schon gemacht haben: Erst auf fünf Worte des Dankes und der Ermutigung und der Wertschätzung darf dann einmal ein Wort der Ermahnung oder der Kritik folgen!

Diese „Regel 5:1“ ist für eine Mentalität, die uns allen wohl irgendwie in die Wiege gelegt ist und die sich auf den Satz bringen lässt: „Nix gsagt ist globt gnua“ eine täglich neue Herausforderung, aber vielleicht doch tatsächlich das Geheimnis nicht nur einer gelingenden ehelichen Beziehung, sondern das Geheimnis gelingenden Zusammenlebens überhaupt. Merken wir uns das „5:1“ – nicht nur im Zusammenhang mit einer Fussball-Europameisterschaft. Diese Regel, sie ähnelt in gewisser Weise auch dem, was Papst Franziskus immer wieder nennt als das Geheimnis eines guten Zusammenlebens in der Familie: Drei Worte, die Wunder wirken: „Bitte“, „Danke“ und „Verzeih‘“, nicht nur „Entschuldigung“, sondern wirklich „Verzeih‘ mir“, „vergib mir“ und das noch in Verbindung mit „5:1“. Darin, so scheint mir, besteht tatsächlich eines der Geheimnisse gelingender Beziehung. Die Kraft dazu schenkt uns der gekreuzigt-auferstandene Herr, der Bräutigam seiner Kirche, der am Kreuz 100:0 für die Menschheit gewirkt hat.

Liebe Schwestern und Brüder!

Noch einmal: Ich danke Ihnen herzlich für dieses so überaus ermutigende Zeichen Ihrer Ehejubiläen, und dass Sie heute gekommen sind, dies auch öffentlich kund zu tun und im Dom zu Regensburg mitzufeiern und anschliessend auch noch einmal zur Bekräftigung Ihrer Ehe den bischöflichen Segen zu erbitten. Sie geben gerade auch den jungen Menschen, die auf der Suche sind auf ihrem Weg, ein ermutigendes Beispiel gelingenden Lebens in der Treue zu ihrem Eheversprechen.

Unsere Gegenwart ist vielleicht dadurch geprägt, dass uns in den verschiedensten Lebensbereichen nahegelegt wird, das Leben sei eine Aneinanderreihung von Projekten, von kurzfristigen Engagements und dann geht wieder etwas Neues los. Ob beim Vereinsleben oder in den Gewerkschaften oder in den Parteien! Überall erleben Menschen, die Verantwortung übernehmen, diese Not, dass die Bereitschaft zur Bindung zu einem Engagement, das auch über den Tag hinausreicht, zurückgeht. Aber dem kann man immer wieder nur die Worte von Papst Johannes Paul II. in Erinnerung rufen: „Man kann nicht nur auf Probe leben, man kann nicht nur auf Probe sterben. Man kann nicht nur auf Probe lieben, nur auf Probe und Zeit einen Menschen annehmen.“ Wir haben nur ein Leben geschenkt bekommen, und das ganz dranzugeben ist letztlich das Geheimnis des Glücks und der Erfüllung.

Liebe Schwestern und Brüder, die Sie Experten geworden sind in Bezug auf gelingendes Eheleben: Sagen Sie den jungen Leuten, worauf es bei der Ehevorbereitung und bei der Hochzeit wirklich ankommt und beim gemeinsamen Lebensweg! Sie sind die, die sich am besten auskennen!

Ich bekomme immer wieder mit, wie sich geradezu eine Hochzeitsindustrie dieser Dinge bemächtigt und äusserliche Normen zu setzen beginnt. Worauf kommt’s an bei einer Hochzeit, wo auch andere Beifall klatschen und das toll finden? Wirklich auf den möglichst oldesten Oldtimer? Auf ein schier unbezahlbares Hochzeitskleid? Auf eine Musikgruppe, die Lieder singt, die keiner kennt, aber angeblich modern sind? Kommt es darauf wirklich an? Natürlich auf einen feschen und jungen Pfarrer, der zu Herzen gehend predigt! Liebe Schwestern und Brüder, die haben wir! Ganz abgesehen von den Bischöfen! Aber, liebe Schwestern und Brüder, was ist wirklich wichtig? Worum geht es in der Ehevorbereitung und bei der Hochzeit und bei der Ehe wirklich?

Doch darum: Miteinander reden lernen! Auch über den Glauben reden lernen! Miteinander beten lernen! Lernen, einander zu verzeihen! Immer wieder gemeinsam auf den Herrn zu schauen, sich fest machen im Sakrament und um die Kraft bitten, dem Eheversprechen treu bleiben zu können. Darum geht es doch! Das muss weiter gesagt werden!

Papst Franziskus hat gerade uns, den Bischöfen und Priestern, die Sorge um eine gute und intensive und das Wesentliche in den Blick nehmende Ehevorbereitung auf die Seele gebunden, um die Schönheit und die Freude der Liebe noch einmal ganz neu stark zu machen. Es muss aber auch ganz ehrlich darüber gesprochen werden, was die Höhen und Tiefen des ehelichen Lebens bedeuten, was sich dahinter verbergen kann, treu zu sein in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit. Darauf einzustellen und vorzubereiten, dafür sind Sie die besten Experten!

Ich nütze die Chance, einen Dom mit so viel gebündelter Erfahrung aufzurufen: Helfen Sie mit, den jungen Menschen Mut zu machen und sich mit Christus auf den Weg der Ehe zu machen! Wir, der Bischof, die Weihbischöfe, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Seelsorgsreferat und die Priester und die ganze Kirche von Regensburg, wir zählen auf Sie und auf Ihre Glaubenserfahrung in Ihren 25, 40, 50, 60 und noch mehr Jahren gemeinsamen Unterwegsseins mit Christus. Und wir wünschen und wir erbitten Ihnen noch viele weitere gemeinsame, von Christus gesegnete Jahre und noch viele weitere Ehejubiläen.

Amen!

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