Moderne Ideologien sind gescheitert

Interview des Grossscheichs von Al-Azhar, Ahmed Al-Tayyeb, mit Radio Vatikan

GrossscheichQuelle

Rom, 24. Mai 2016, zenit.org, Michaela Koller

Um Extremisten den ideologischen Boden zu entziehen, engagiert sich die Universität von Al-Azhar, Angaben ihres Grossscheichs, Ahmed Al-Tayyeb, zufolge, gegen verfälschende Auslegungen islamischer Begriffe. In einem Interview mit der arabischsprachigen Abteilung von Radio Vatikan beschrieb der islamische Würdenträger anlässlich seines Vatikanbesuchs in dieser Woche das Präventivprojekt. Schriften von Extremisten in acht Sprachen würden dazu untersucht, die mit abweichlerischen Vorstellungen versuchten, junge Menschen zu verführen. Diesen würde an Schulen die anerkannten Konzepte vermittelt. „Und diejenigen, die Muslime töten, und die auch Christen umbringen, haben die Texte des Islams entweder absichtlich oder aufgrund von Nachlässigkeit missverstanden“, sagte er.

Parallel dazu werden Imame aus Europa nach Kairo eingeladen, um sie in zweimonatigen Programmen für den Dialog zu schulen und auch vor ihnen irrige Konzepte blosszustellen. Die Kurse behandelten zudem die Integration von Gemeindemitgliedern in den Staaten und der Gesellschaft Europas. „Sie können so zu einer Quelle der Sicherheit, des Gedeihens und der Stärke dieser Länder werden“, versprach der Grossscheich.

Erstmals war die oberste sunnitisch-islamische Rechtsautorität bei einem Papst eingeladen: „Ich bin darüber glücklich, der erste Scheich von Al-Azhar zu sein, den Vatikan besuchen und mit dem Papst anlässlich einer Begegnung zur Diskussion und zur Verständigung zusammensitzen zu können.“ Er sei sehr beeindruckt von der Person des Papstes, der der Lehre des Christentums als Religion der Liebe und des Friedens folge. Er respektiere dabei gleichzeitig andere Religionen. „Er ist ein Mann, der auch sein Leben den Armen und Hilflosen widmet“, sagte der Grossscheich. Die Begegnung solle der Zusammenarbeit für die Menschheit dienen. Philosophien und moderne Ideologien seien daran gescheitert, den Menschen von Krieg und Blutvergiessen wegzuführen und glücklich zu machen. „Der religionslose Mensch stellt eine Gefahr für den Mitmenschen dar“, sagte Al-Tayyeb.

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