Gott lieben heisst an seinem Wort festhalten

Impuls zum 6. Sonntag der Osterzeit im Lesejahr C — 1. Mai 2016

Gott liebenZenit.org, 29. April 2016, Peter von Steinitz

Die Osterfreude hält an. Sie gründet ja in der Liebe Gottes.

Am heutigen 6. Sonntag in der Osterzeit bringt Jesus, der Herr, uns einen Aspekt der Freude nahe, der nicht allen Menschen auf Anhieb einleuchten mag. Jesus sagt doch tatsächlich, dass nur derjenige ihn wirklich liebt, der an seinem Wort festhält.

Hier stellen sich gleich zwei Fragen.

1. Warum ist es so wichtig, dass wir Jesus lieben?

2. Was heisst das, an Jesu Wort festhalten?

1. Die erste Frage, „Warum sollen wir Jesus lieben?“, führt auf eine sehr persönliche Ebene. Es gibt viele religiöse Menschen, die sich damit begnügen, an Gott und eventuell auch an die Lehre der Kirche zu glauben, aber sie belassen es bei einem eher sachlichen Verhältnis. Man respektiert Gott und sein Gebot, aber man kommt nicht auf die Idee (weil es einem keiner gesagt hat), dass Gott mit den Menschen ein Liebesverhältnis eingehen möchte, und das ist immer sehr persönlich.

Unermüdlich spricht Jesus immer wieder von der Liebe, die zwischen ihm und dem Vater herrscht, und er will uns klarmachen, dass er nichts Geringeres für uns will, als uns in diese Liebe hineinzuziehen.

Man hört aus den Worten Jesu heraus, wie sehr diese Liebe zu uns Menschen sein Herz bewegt. Die heilige Kirchenlehrerin Katharina von Siena, deren Fest wir am Freitag, dem 29. April feiern, sagt: Gott ist vom Menschen „philocaptus“, d.h. er ist in seiner Liebe zum Menschen wie gefangen.

Es tut ihm unendlich leid, dass er nach seiner Auferstehung nicht unter uns auf Erden bleiben kann. Aber Liebe ist erfinderisch: er entdeckt eine Möglichkeit, gleichzeitig hier und dort zu sein. Er ist zum Vater heimgekehrt und bleibt dennoch bei uns, und zwar ganz nah bei uns, in der hl. Eucharistie.

Sic nos amantem, quis non redamaret? so betet die Kirche: Jemanden, der uns so liebt, wer wird ihn nicht wiederlieben? Ich denke, jeder Christ hat wenigstens irgendwann einmal in seinem Leben die Süssigkeit der Liebe Christi kennen gelernt. Aber diese Liebe des Herrn ist auch anspruchsvoll.

2. „Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten“ (Joh 14,23). An seinem Wort festhalten hat etwas mit Gehorsam zu tun. Nun ist der heutige Mensch ja sehr kreativ, und ein vorgegebenes Wort einfach nur festhalten, ohne es infrage zu stellen, ist vielen nicht genug. Zumindest wenn es sich um das Wort Gottes handelt. Worte, die von den grossen Medienkapitänen ausgegeben werden, kritiklos anzunehmen, das ist schon etwas anderes.

In den letzten drei Jahren ist uns die Bedeutung des Glaubensgehorsams wieder einmal deutlich vor Augen getreten. In dem Bestreben, allen Christen den Zugang zu den Sakramenten zu ermöglichen, haben einige das Wort Gottes sehr stark gedehnt. Zu Beginn der zweiten Bischofssynode zu Fragen der Familie, sagte der Heilige Geist im Evangelium der Eröffnungsmesse: „Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch“ (Mt 19,9). Mit sehr viel gutem Willen und dem Bestreben, allen barmherzig entgegen zu kommen, hat man mit der Auslegung dieser Worte gerungen. Natürlich ist die Hl. Kommunion nicht Belohnung fürs Bravsein, sondern Stärkung auf dem Lebensweg. Aber das Neue Testament spricht auch deutlich davon, dass der Kommunionempfang eine bestimmte Disposition voraussetzt. Hat man denn da etwa jahrhundertelang das Wort Gottes falsch verstanden?

In Amoris laetitia sagt Papst Franziskus ausdrücklich, dass den geschiedenen Wiederverheirateten nur in besonderen Situationen die Sakramente gespendet werden können. Einige Stimmen, darunter die der Bischofskonferenz der Philippinen, haben den voreiligen Schluss gezogen, nun könne man allen, auch denen, die in einer „irregulären Situation“ leben, die hl. Kommunion spenden. Die Begründung „Barmherzigkeit kann nicht warten“ klingt da etwas schräg.

Das Evangelium, das heute in der Hl. Messe vorgetragen wird, weitet sich zu einem trinitarischen Zusammenhang. Jesus spricht vom Vater und vom Heiligen Geist. Wie immer sind seine Worte einfach, ja demütig, trotz des unendlich erhabenen Themas. Wie er davon spricht, dass der Vater den Heiligen Geist senden will, klingt das fast beiläufig.

Alle drei göttlichen Personen sind offensichtlich höchst bescheiden. Der Heilige Geist wird „euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Joh 14,25), als habe er selber nicht auch vieles zu sagen, und „er wird von dem nehmen, was mein ist“ (Joh 13,17). Auch Jesus selbst verkündet nicht sein Eigenes, vielmehr handelt er bewusst nur im Auftrag des Vaters. Aus Joh 5,19 geht ausserdem seine absolute Ergebenheit gegenüber dem Vater hervor: „Jesus aber sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht.“

Fazit: Wenn Gott, der dreifaltige Gott, die Bescheidenheit selber ist, und überdies alle drei Personen offensichtlich nichts anderes im Sinn haben, als selber zugunsten des anderen zurückzutreten und lieber zu gehorchen als zu befehlen, dann müssen wir uns unbedingt auf diesen „Lebensstil“ einlassen und uns bemühen, ebenso zu sein.

Natürlich ist das nicht einfach, denn wir haben ja immer wieder damit zu kämpfen, dass das liebe „Ich“ sich vordrängt.

Maria, die uns in diesem Monat besonders vor Augen steht, wird „Mutter der schönen Liebe“ genannt. „Schöne Liebe“ heisst sicher auch das: unser „Eigenes“ vergessen und „am Wort Jesu festhalten“.

Das Fest des heiligen Josef, des Arbeiters, geht in diesem Jahr in der Sonntagsliturgie auf, was uns aber nicht daran hindern muss, auf diesen grossen Heiligen zu schauen, der wie kaum ein anderer Jesus geliebt hat. Er hat in manchen Situationen dem Wort Gottes gehorcht, selbst dann, wenn er es anfangs nicht unbedingt verstanden hat.

Msgr. Dr. Peter von Steinitz war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: „Pantaleon der Arzt“, „Leo – Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich) und „Katharina von Ägypten“.

 

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