5. Sonntag der Fastenzeit

Evangelium nach Johannes 8,1-11

In jener Zeit ging Jesus zum Ölberg.

Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel. Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es.
Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte
und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt.
Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du?

Mit dieser Frage wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn zu verklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde.

Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie.
Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde.

Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand.
Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt?
Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr.

Kommentar zum heutigen Evangelium
Symeon der Neue Theologe (um 949-1022), griechischer Mönch, Heiliger der Orthodoxen Kirchen
45. Hymnus

“Auch ich verurteile dich nicht. […] Ich bin das Licht der Welt”(Joh 8,11-12)

Mein Gott, mein Schöpfer, der Du es liebst, zu verzeihen,
lass erstrahlen über mir den Glanz Deines unerreichbaren Lichts,
um mein Herz mit Freude zu erfüllen.
Ach, sei nicht erzürnt, ach, gib mich nicht der Verlassenheit preis!
Sondern lasse meine Seele erstrahlen in Deinem Licht,
denn, Du mein Gott, Dein Licht, das bist Du selbst […]

Ich bin abgekommen vom rechten Weg, vom göttlichen Weg,
und bin in erschütternder Weise abgefallen von der Herrlichkeit, die mir geschenkt war.
Das leuchtende Gewand wurde mir geraubt, das göttliche Gewand,
und als in die Finsternisse Gefallener, schmachte ich nun im Dunkel,
und weiss doch nicht, dass ich des Lichts beraubt bin […]
Denn wenn Du aufstrahltest aus der Höhe, wenn Du erschienen bist in der Dunkelheit,
wenn Du in die Welt gekommen bist, Du Erbarmungsvoller,
wenn Du mit den Menschen leben wolltest, unter unseren menschlichen Gegebenheiten, aus Liebe zu den Menschen,
wenn […] Du Dich das Licht der Welt genannt hast (vgl. Joh 8,12)
und wir Dich nicht sehen,
heisst das nicht, dass wir vollkommen blind sind und elender als die Blinden, o mein Christus? […]
Doch Du, der Du ganz Wohltat bist, Du schenkst sie ohne Unterlass
an Deine Diener weiter, an die, die Dein Licht sehen […]
Wer Dich besitzt, der besitzt in Dir wahrlich alles.
Möchte ich doch niemals von Dir getrennt sein, Meister! Möchte ich doch niemals von Dir getrennt sein, Schöpfer!
Möchte ich doch niemals von Dir getrennt sein, Erbarmungsvoller – ich, der demütige Fremde […]
Ich bitte Dich, lasse mich bei Dir Platz nehmen,
selbst wenn ich ohne Zahl gesündigt habe, mehr als alle Menschen.
Nimm mein Gebet an wie jenes, das der Zöllner sprach (vgl. Lk 18,3),
wie das der Hure, mein Meister, selbst wenn ich nicht so weine wie sie (vgl. Lk 7,38) […]
Bist Du nicht die Quelle des Mitleids, voll sprudelnden Erbarmens
und ein Strom der Güte – darum also, habe Mitleid mit mir!
Ja, habe Mitleid mit mir, Du, dessen Hände, dessen Füsse ans Kreuz geheftet waren, und dessen Seite mit der Lanze durchbohrt wurde, Du Mitleidsvoller,
habe Erbarmen mit mir und entreisse mich dem ewigen Feuer […]
auf dass ich an jenem Tage ohne Urteilsspruch vor Dir bestehen kann,
um aufgenommen zu werden in Deinen Hochzeitssaal,
wo ich Deine Seligkeit teilen werde, mein guter Meister,
in unaussprechlicher Freude, in alle Ewigkeit.

Amen

Lesungen

Buch Jesaja 43,16-21

So spricht der Herr, der einen Weg durchs Meer bahnt, einen Pfad durch das gewaltige Wasser,
der Wagen und Rosse ausziehen lässt, zusammen mit einem mächtigen Heer; doch sie liegen am Boden und stehen nicht mehr auf, sie sind erloschen und verglüht wie ein Docht.
Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten.
Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht? Ja, ich lege einen Weg an durch die Steppe und Straßen durch die Wüste.
Die wilden Tiere werden mich preisen, die Schakale und Strauße, denn ich lasse in der Steppe Wasser fließen und Ströme in der Wüste, um mein Volk, mein erwähltes, zu tränken.
Das Volk, das ich mir erschaffen habe, wird meinen Ruhm verkünden.

Psalm 126(125),1-6

Als der Herr das Los der Gefangenschaft Zions wendete,
da waren wir alle wie Träumende.
Da war unser Mund voll Lachen
und unsere Zunge voll Jubel.

Da sagte man unter den andern Völkern:
“Der Herr hat an ihnen Grosses getan.”
Ja, Grosses hat der Herr an uns getan.
Da waren wir fröhlich.

Wende doch, Herr, unser Geschick,
wie du versiegte Bäche wieder füllst im Südland.
Die mit Tränen säen,
werden mit Jubel ernten.

Sie gehen hin unter Tränen
und tragen den Samen zur Aussaat.
Sie kommen wieder mit Jubel
und bringen ihre Garben ein.

Brief des Apostels Paulus an die Philipper 3,8-14

Brüder! Ich sehe alles als Verlust an, weil die Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, alles übertrifft. Seinetwegen habe ich alles aufgegeben und halte es für Unrat, um Christus zu gewinnen
und in ihm zu sein. Nicht meine eigene Gerechtigkeit suche ich, die aus dem Gesetz hervorgeht, sondern jene, die durch den Glauben an Christus kommt, die Gerechtigkeit, die Gott aufgrund des Glaubens schenkt.
Christus will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden; sein Tod soll mich prägen.
So hoffe ich, auch zur Auferstehung von den Toten zu gelangen.
Nicht dass ich es schon erreicht hätte oder dass ich schon vollendet wäre. Aber ich strebe danach, es zu ergreifen, weil auch ich von Christus Jesus ergriffen worden bin.
Brüder, ich bilde mir nicht ein, dass ich es schon ergriffen hätte. Eines aber tue ich: Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist.

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