2. Adventssonntag
Evangelium nach Lukas 3,1-6
Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Tetrarch von Galiläa, sein Bruder Philippus Tetrarch von Ituräa und Trachonitis, Lysanias Tetrarch von Abilene;
Hohepriester waren Hannas und Kajaphas. Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias.
Und er zog in die Gegend am Jordan und verkündigte dort überall Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden.
So erfüllte sich, was im Buch der Reden des Propheten Jesaja steht: Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!
Jede Schlucht soll aufgefüllt werden, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden.
Und alle Menschen werden das Heil sehen, das von Gott kommt.
Hl. Nikolaus von Myra (Tages-Heiliger)
Metropolit von Myra, Wundertäter
* um 280 / 286 in Patara, heute Ruinen bei Kalkan(?) in der Türkei
† zwischen 345 und 351 in Myra, heute Demre in der Türkei
Nikolaus, der Bischof von Myra (Kleinasien), im Osten und Westen viel verehrt, lebte wahrscheinlich im 4. Jahrhundert. Nachrichten über sein Leben sind aus späterer Zeit und wenig gesichert, müssen aber deshalb nicht falsch sein. Er habe das Artemis-Heiligtum in Myra zerstört. In der Christenverfolgung unter Galerius 310 sei er verhaftet und gefoltert worden und bleibend entstellt geblieben. Auf dem Konzil von Nizäa habe er gegen die arianische Irrlehre gekämpft und seinen auf seiten der Arianer stehenden Freund Theognis von Nizäa (dessen Teilnahme historisch belegt ist) überzeugt.
Der Mangel an geschichtlichen Nachrichten rief zahlreiche Legenden hervor, denen gemeinsam ist, dass Nikolaus sich für die Armen und Benachteiligten einsetzte, sodass man annehmen darf, dass dies ein charakteristischer Zug seines Lebens war.
Kaiser Justinian (527-565) errichtete zu seiner Ehre eine Kirche in Konstantinopel, und spätestens ab dann war seine Verehrung im Osten weit verbreitet. Im Westen entwickelte sich sein Kult erst ab dem 9. Jahrhundert, er erfuhr eine stärkere Verbreitung durch die aus Byzanz stammende Kaiserin Theophanu (Gemahlin Ottos II) und weiteren Aufschwung ab 1082, als seine Reliquien durch Kaufleute gestohlen und nach Bari (Apulien) gebracht wurden.
Die heutigen Nikolaus- und Weihnachtbräuche stammen aus späterer Zeit (ab ca. 16. Jahrhundert) und sind vermischt mit vorchristlichen Elementen; sie haben mit dem historischen hl. Nikolaus nichts zu tun.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Origenes (um 185-253), Priester und Theologe
Homilien über das Lukasevangelium, Nr. 22,1-3
“Bereitet dem Herrn den Weg”
Über Johannes wurde geschrieben: “Die Stimme, die in der Wüste ruft: Bereitet dem Herrn den Weg, ebnet seine Wege”. Doch das Folgende betrifft einzig den Herrn, unseren Erlöser. Denn nicht Johannes ist es, der “jede Schlucht auffüllt”, sondern der Herr, unser Erlöser. Ein jeder bedenke, wie er war, bevor er den Glauben hatte: er wird feststellen, dass er eine tiefe Schlucht war, die steil abfiel und in Abgründe führte. Doch der Herr Jesus ist gekommen und hat seinen Heiligen Geist an seiner Stelle gesandt. Dann ist “jede Schlucht aufgefüllt”. Sie wurde aufgefüllt mit den guten Werken und den Früchten des Heiligen Geistes. Die Liebe lässt es nicht zu, dass es in dir noch Schluchten gibt, wenn du den Frieden, die Geduld und die Güte besitzt. Dann wirst du nicht nur aufhören, Schlucht zu sein, sondern beginnst sogar, zum Berg Gottes zu werden […]
“Jeder Berg und Hügel soll sich senken.” In diesen abgesenkten Bergen und Hügeln kann man die feindlichen Mächte erblicken, die sich dem Menschen entgegenstellten. Tatsächlich müssen die Feindesmächte, die Berge und Hügel, zuerst gesenkt werden, damit die Schluchten, von denen wir sprachen, aufgefüllt werden können.
Doch sehen wir uns an, ob die folgende Weissagung, die die Wiederkunft Christi betrifft, sich erfüllt hat. Der Text nämlich fährt fort: “Was krumm ist, soll gerade werden.” Jeder von uns war krumm – zumindest was unser einstiges Dasein anbelangt; was wir heute sind, ist womöglich nicht betroffen – und das Kommen Christi, das sich bis in unsere Seele hinein vollzieht, hat alles gerade gemacht, was krumm war… Beten wir darum, dass sich seine Wiederkunft täglich in uns vollenden möge und dass wir sagen können: “Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.” (Gal 2,20).
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