Allerseelen
Evangelium nach Johannes 14,1-6
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich!
Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?
Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.
Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr.
Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?
Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater ausser durch mich.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Braulio von Saragossa (um 590-651), Bischof
19. Brief; PL 80,665
“Jesus, der Herr, sah die Witwe und sagte zu ihr: Weine nicht” (Lk 7,13)
Christus ist die Hoffnung aller Gläubigen. Er nennt alle, die aus der Welt scheiden, Schlafende, nicht Tote. Denn er sagt: “Lazarus, unser Freund, schläft” (Joh 11,11). Auch der Apostel will nicht, dass wir über die Entschlafenen trauern (1 Thess 4,13).
Wenn wir glauben, dass alle Christgläubigen nach dem Evangelium “in Ewigkeit nicht sterben” (Joh 11,26), dann wissen wir das durch den Glauben, dass Christus nicht gestorben ist und dass auch wir nicht sterben. “Der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen, wenn der Befehl ergeht, der Erzengel ruft und die Fanfare Gottes erschallt; und die Toten, die in Christus sind, werden auferstehen” (1 Thess 4,16).
Die Hoffnung, dass wir auferstehn, soll uns Mut machen; denn was wir hier verlieren, werden wir dort wiedersehen. So wichtig ist es, fest an Gott zu glauben und seine Gebote zu halten, da er doch alle Kraft besitzt und leichter einen Toten erweckt, als wir einen Schlafenden. So sagen wir. Und doch werden wir im Widerspruch dazu von einer Gemütsbewegung zu Tränen übermannt, und die Sehnsucht des Gemüts bricht die Kraft des gläubigen Geistes. Ach, wie elend ist der Mensch! Ohne Christus ist unser ganzes Leben sinnlos.
O Tod, du trennst, was verbunden ist, und grausam reisst du auseinander, was in Freundschaft vereint ist! Aber deine Kraft ist schon gebrochen. Zerbrochen ist dein unheilvolles Joch durch ihn, der dir bereits durch Hosea drohte: “O Tod, ich werde dein Tod sein!“ (Hos 13,14 Vg.) Darum verspotten wir ihn mit dem Apostel: “Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?” (1 Kor 15,50).
Er, der dich besiegt hat, hat uns erlöst. Er gab seinen Herzensliebling in die Hand der Gottlosen (vgl. Jer 12,7), um aus den Gottlosen Freunde zu machen. In langer Aufzählung wäre vieles aus der Heiligen Schrift zum allgemeinen Trost heranzuziehen. Uns genüge die Hoffnung, dass wir auferstehn, und die Herrlichkeit des Erlösers, auf die sich unser Auge richtet. Wie wir glauben, sind wir in ihm schon auferstanden, da der Apostel sagt: “Sind wir mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden” (Röm 6,8).
Lesungen
Buch Ijob 19,1.23-27
Ijob nahm das Wort und sprach:
Dass doch meine Worte geschrieben würden, in einer Inschrift eingegraben
mit eisernem Griffel und mit Blei, für immer gehauen in den Fels.
Doch ich, ich weiss: mein Erlöser lebt, als letzter erhebt er sich über dem Staub.
Ohne meine Haut, die so zerfetzte, und ohne mein Fleisch werde ich Gott schauen.
Ihn selber werde ich dann für mich schauen; meine Augen werden ihn sehen, nicht mehr fremd. Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust.
Psalm 42(41),2-3ab.5.43(42),3-4
Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser,
so lechzt meine Seele, Gott, nach dir.
Meine Seele dürstet nach Gott,
nach dem lebendigen Gott.
Wann darf ich kommen
und Gottes Antlitz schauen?
Das Herz geht mir über, wenn ich daran denke:
wie ich zum Haus Gottes zog in festlicher Schar,
mit Jubel und Dank in feiernder Menge.
Sende dein Licht und deine Wahrheit, damit sie mich leiten;
sie sollen mich führen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung.
So will ich zum Altar Gottes treten, zum Gott meiner Freude.
Jauchzend will ich dich auf der Harfe loben, Gott, mein Gott.
Brief des Apostels Paulus an die Römer 8,14-23
Brüder! Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne Gottes.
Denn ihr habt nicht einen Geist empfangen, der euch zu Sklaven macht, so dass ihr euch immer noch fürchten müsstet, sondern ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater!
So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.
Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; wir sind Erben Gottes und sind Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden.
Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.
Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes.
Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung:
Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes.
Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.
Aber auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden.
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