Ein gewaltiger Aussendruck

“Hier geht es um alles”

vatikan abendVon Guido Horst

Die Tagespost, 05. Oktober 2015

 
Hätte der Papst nicht mit einer dichten Predigt zum Auftakt der römischen Bischofsversammlung gesprochen, man hätte am Wochenende meinen können, es im synodalen Rom eher mit einem Zirkus zu tun zu haben. Franziskus hat am Sonntag im Petersdom klar gemacht, dass sich Wahrheit und Barmherzigkeit nicht gegeneinander ausspielen lassen. Dass die Kirche an ihrem in der Bibel und Offenbarung gründenden Menschenverständnis und ihrer Lehre treu festhält, ihre Türen aber gleichzeitig allen Menschen öffnet, auch Ehepaaren mit Verletzungen – sonst würde sie ihre Mission verraten. Das war petrinisch. Dagegen war das Outing des Vatikanprälaten vor den Kameras der Hauptstadtjournalisten eher bizarr. Ehe für alle und das freie Ausleben der sexuellen Triebe war die Botschaft des homosexuellen Mitarbeiters der Glaubenskongregation, der dachte, mit dieser Instrumentalisierung der Synode Wasser auf die Mühlen der Homo-Lobbys leiten zu können. Der Schock ist den Kurialen ordentlich in die Glieder gefahren.

Aber der Medienrummel um den polnischen Prälaten könnte auch eine gute Seite haben: Nochmals merken alle Synodenteilnehmer, alle Kardinäle und Bischöfe, in welcher Welt sie eigentlich leben. Die katholische Kirche ist die grösste, aber auch die einzige rund um den Globus überall verwurzelte Weltgemeinschaft, die auf der Ehe zwischen Mann und Frau beharrt und die klassische Familie mit ihren Kindern schützen will. Hier geht es nicht um die pastorale Begleitung der Wiederverheirateten, auch nicht um die Art und Weise, wie die Kirche mit Homosexualität umgeht. Hier geht es um alles. Hat die Kirche eine Lehre, die sie sich nicht selber ausgedacht, sondern von Gott erhalten hat – oder ist der christliche Glaube zeitbedingt und hat entsprechend zeitgemäss zu sein? Die Leitmedien der Welt, viele Theologen und manche Kirchenführer nutzen auch die Familiensynode dazu, der Kirche ein “… und sie bewegt sich doch” aufzudrängen, was man dann “Reformen“ nennt. Der Synode in Rom täte es gut, sich von diesem Druck von aussen abzuschotten.

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