30. Sonntag im Jahreskreis – Sonntag der Weltmission
Evangelium nach Markus 10,46-52
In jener Zeit als Jesus mit seinen Jüngern und einer grossen Menschenmenge Jericho verliess, sass an der Strasse ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus.
Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir!
Viele wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!
Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich.
Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu.
Und Jesus fragte ihn: Was soll ich dir tun?
Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte wieder sehen können.
Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Gregor von Nyssa (um 335-395), Mönch und Bischof
Das Leben Mose, II, 231-233, 251-253
“Sofort konnte der Mann sehen und folgte Jesus nach”
[Auf dem Berg Sinai sprach Moses zum Herrn: “Ich bitte Dich: Lasse mich Deine Herrlichkeit schauen.” Gott antwortete ihm: “Ich werde meine ganze Herrlichkeit vor dir vorüberziehen lassen […] doch mein Angesicht kannst du nicht schauen.” (Ex 33,18ff.)]
Diesen Wunsch zu verspüren scheint mir einer Seele eigen zu sein, die ganz angetrieben wird von der Liebe zu der wesenhaften Schönheit, einer Seele, die nur von der Hoffnung angetrieben wird, die Schönheit zu suchen, die sie gesehen hat und die über den Dingen steht […] Diese gewagte Bitte, die die Grenzen des Verlangens überschreitet, besteht darin, sich nicht nur der Schönheit durch Spiegel und Widerschein zu erfreuen, sondern von Angesicht zu Angesicht. Die göttliche Stimme gewährt, was erbeten wurde durch die Tatsache selbst, dass sie es zurückweist […]: Die Grossmut Gottes gewährt ihm die Erfüllung seines Wunsches; doch gleichzeitig verheisst sie ihm nicht die Ruhe und die Sättigung […] Darin besteht die wahrhaftige Schau Gottes: in der Tatsache, dass einer, der die Augen zu ihm erhebt, niemals aufhört, Ihn zu ersehnen. Deshalb spricht er: “Du kannst mein Angesicht nicht schauen.” […]
Der Herr, der Moses so geantwortet hat, antwortet in ähnlicher Weise seinen Jüngern, indem er den Sinn dieses Zeichens erhellt. “Wenn jemand mir nachfolgen will”, so sagt er (vgl. Lk 9,23) und nicht: “Wenn jemand mir vorausgehen will”. Jemandem, der ihn um die Bedingungen für das ewige Leben bittet, bedeutet er gleichermassen: “Komm und folge mir nach.” (Lk 18,22). Doch wer folgt, ist dem Rücken desjenigen zugewendet, der ihn führt. Die Lehre, die Moses also über die Weise erteilt wird, in der es möglich ist, Gott zu sehen, ist diese: Gott dorthin folgen, wohin Er führt, das heisst Gott sehen […]
Es ist nämlich dem nicht möglich, sicher zu reisen, der den Weg nicht kennt und nicht dem Führer folgt. Der Führer zeigt ihm den Weg, indem er ihm vorangeht. Wer folgt, wird sich nicht verirren vom rechten Weg, wenn er dem, der ihm vorangeht, immer im Rücken bleibt. Denn tatsächlich nimmt einen anderen Weg als sein Führer, wer seitlich ausweicht oder seinem Führer ins Gesicht schaut. Deshalb spricht Gott zu dem, den er führt: “Mein Angesicht wirst du nicht schauen”, das heisst: “Stehe deinem Führer nicht gegenüber.” Denn dann würdest du in umgekehrter Richtung laufen […] Du siehst, wie wichtig es ist zu lernen, Gott zu folgen. Für den, der Ihm auf diese Weise folgt, wird sich kein einziger der Widerstände des Bösen seinem Weg entgegenstellen.
Lesungen
Buch Jeremia 31
So spricht der Herr: Jubelt Jakob voll Freude zu, und jauchzt über das Haupt der Völker! Verkündet, lobsingt und sagt: Der Herr hat sein Volk gerettet, den Rest Israels.
Seht, ich bringe sie heim aus dem Nordland und sammle sie von den Enden der Erde, darunter Blinde und Lahme, Schwangere und Wöchnerinnen; als grosse Gemeinde kehren sie hierher zurück.
Weinend kommen sie, und tröstend geleite ich sie. Ich führe sie an wasserführende Bäche, auf einen ebenen Weg, wo sie nicht straucheln. Denn ich bin Israels Vater, und Efraim ist mein erstgeborener Sohn.
Psalm 126(125),1-2ab.2cd-3.4-5.6
Als der Herr das Los der Gefangenschaft Zions wendete,
da waren wir alle wie Träumende.
Da war unser Mund voll Lachen
und unsere Zunge voll Jubel.
Da sagte man unter den andern Völkern:
“Der Herr hat an ihnen Großes getan.”
Ja, Grosses hat der Herr an uns getan.
Da waren wir fröhlich.
Wende doch, Herr, unser Geschick,
wie du versiegte Bäche wieder füllst im Südland.
Die mit Tränen säen,
werden mit Jubel ernten.
Sie gehen hin unter Tränen
und tragen den Samen zur Aussaat.
Sie kommen wieder mit Jubel
und bringen ihre Garben ein.
Brief an die Hebräer 5,1-6
Jeder Hohepriester wird aus den Menschen ausgewählt und für die Menschen eingesetzt zum Dienst vor Gott, um Gaben und Opfer für die Sünden darzubringen.
Er ist fähig, für die Unwissenden und Irrenden Verständnis aufzubringen, da auch er der Schwachheit unterworfen ist;
deshalb muss er für sich selbst ebenso wie für das Volk Sündopfer darbringen.
Und keiner nimmt sich eigenmächtig diese Würde, sondern er wird von Gott berufen, so wie Aaron.
So hat auch Christus sich nicht selbst die Würde eines Hohenpriesters verliehen, sondern der, der zu ihm gesprochen hat: Mein Sohn bist du. Heute habe ich dich gezeugt, wie er auch an anderer Stelle sagt:
Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks.
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