“Ehevorbereitung beginnt mit der Geburt”

Die Bischofssynode soll die Ehe als Abbild des Bundes Gottes mit den Menschen in den Blick rücken, wünscht Bischof Klaus Küng

Von Stephan Baier

Wien, Die Tagespost, 02. Juli 2015

Gerade in einer Zeit zunehmender Säkularisierung erweise sich die christliche Familie als der zentrale Ort, an dem die Grundlagen der Persönlichkeitsentwicklung gelegt und Solidarität sowie Liebe gelernt werden können, meinte der österreichische Familien-Bischof Klaus Küng am Dienstagabend im “Institut für Ehe und Familie” (IEF) in Wien. Der christliche Weg sei nicht nur eine grosse gesellschaftliche Ressource, sondern “ein Weg zu Gott und zum anderen, zum Wachsen einer immer tiefer werdenden Beziehung”.

Küng kritisierte, dass der Kirche ihre hohen Ideale vorgeworfen werden. Dies sei “ein grosser Irrtum”, weil das Christentum als Erlösungsreligion lehre, dass Gott den Menschen so ruft, wie er ist. Mit der Hilfe Gottes und mit seiner Vergebung könnten Eheleute – wie auch die Priester – stetig an sich arbeiten und so die Prüfungen der Berge und Täler des Lebens bestehen. Küng wörtlich: “Für einen Priester ist es schöner, bei einer Goldenen Hochzeit dabei zu sein als bei einer grünen.”

Weil der Mensch in den ersten Lebensjahren geprägt wird, komme der Familie eine zentrale Bedeutung zu, so Bischof Küng. Die Einführung in das Christsein beginne bereits in der Zeit, in der das Kind erwartet wird. Österreichs Familien-Bischof plädierte dafür, die Familie neu in die Mitte der Seelsorge zu rücken. “Davon sind wir weit entfernt!” Bis ins vierte Jahrhundert sei die Hauskirche ein Thema gewesen, dann nach dem Mailänder Edikt allerdings aus dem Blick geraten. Erst das Zweite Vatikanum habe den Begriff der Hauskirche wieder entdeckt.

Bischof Küng, der das Sakrament als “die Lebenshilfe schlechthin” bezeichnete, plädierte in Wien für eine längere und tiefere Ehevorbereitung, “damit das Ganze etwas nützt”, meinte aber auch: “Ehevorbereitung beginnt mit der Geburt!”

Ehe als Bund und Abbild des Bundes Gottes mit den Menschen

Die christliche Familie ist nach Ansicht von Klaus Küng “ein Modell mit Zukunft”. Wörtlich meinte der Bischof von St. Pölten: “Je kaputter und dekadenter die Gesellschaft ist, desto mehr Chancen hat die christliche Familie. Die Kontraste werden deutlicher – aber auch die Anziehungskraft.”

Von der bevorstehenden Bischofssynode zur Familie, bei der Österreich mit dem Wiener Kardinal Christoph Schönborn und dem Vorarlberger Bischof Benno Elbs vertreten sein wird, wünscht sich Bischof Küng, dass sie die Ehe als Bund und Abbild des Bundes Gottes mit den Menschen in den Blick nimmt.

Der Wiener Weihbischof Franz Scharl erinnerte die Familien an ihre Verantwortung in Kirche und Gesellschaft: “Fundamentaler als der Lehrer ist der Zeuge.” Jeder Getaufte und Gefirmte habe eine missionarische Berufung. Motivation für andere könne nur entstehen, wenn christliche Familien ihre Berufung überzeugend und einladend leben. Christliche Ehe brauche aber auch das Miteinander mit anderen Familien.

Bei der Präsentation des im Heiligenkreuzer “Be&Be”-Verlag erschienenen Sammelbandes “Sinn und Glück der sakramentalen Ehe” sagte der Präsident des “Internationalen Theologischen Instituts” (ITI) in Trumau, Christiaan Alting von Geusau, das jüngste Urteil des US-amerikanischen Höchstgerichts zur Homo-“Ehe” zeige, “wie tief das Missverständnis über die Ehe ist”. Das Urteil argumentiere fast ausschliesslich mit Gefühlen, doch gehe es bei der Ehe nicht vor allem um Gefühle, sondern “um die Wirklichkeit von Mann und Frau”. Geusau kritisierte, die Bischofssynode im Vorjahr habe zwar viel von Problemen gesprochen, aber zu wenig von der Schönheit einer gelingenden Familie. Die christlichen Familien müssten von der Kirche viel mehr gestärkt werden.

IEF-Direktor Johannes Reinprecht bezeichnete den von Philosophieprofessor Michael Wladika herausgegebenen Tagungsband als Frucht des Zusammenwirkens von ITI, IEF und der Hochschule Heiligenkreuz sowie als gelungenen Brückenschlag zwischen Philosophie, Theologie und Familienpastoral.

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