Evangelium nach Lukas 1,57-66.80

Für Elisabeth kam die Zeit der Niederkunft, und sie brachte einen Sohn zur Welt

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Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, welch grosses Erbarmen der Herr ihr erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr.
Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben.
Seine Mutter aber widersprach ihnen und sagte: Nein, er soll Johannes heissen.
Sie antworteten ihr: Es gibt doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heisst.

Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen das Kind haben solle.
Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb zum Erstaunen aller darauf: Sein Name ist Johannes.

Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen, und er redete und pries Gott.
Und alle, die in jener Gegend wohnten, erschraken, und man sprach von all diesen Dingen im ganzen Bergland von Judäa.
Alle, die davon hörten, machten sich Gedanken darüber und sagten: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Denn es war deutlich, dass die Hand des Herrn mit ihm war.

Das Kind wuchs heran, und sein Geist wurde stark. Und Johannes lebte in der Wüste bis zu dem Tag, an dem er den Auftrag erhielt, in Israel aufzutreten.

Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
Predigt zur Geburt des hl. Johannes des Täufers

“Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden” (Joh 3,30)

Die Geburt des Johannes und Jesu Geburt, und dann ihre Leidensgeschichten, haben ihre Verschiedenheit aufgezeigt. Denn Johannes wird geboren, als der Tag schon zur Neige geht, Christus aber, als der Tag anbricht. Die Tagesneige ist für den einen das Zeichen seines gewaltsamen Todes – der Tagesanbruch für den anderen die Erhöhung des Kreuzes.

Doch es gibt auch einen verborgenen Sinn, den der Herr offenbart… im Zusammenhang mit diesem Wort des Johannes über Jesus Christus: “Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden.” Die ganze menschliche Gerechtigkeit… wurde an Johannes erfüllt; von ihm sagte die Wahrheit selber: “Unter allen Menschen hat es keinen grösseren gegeben als Johannes den Täufer” (Mt 11,11). Kein Mensch also hätte ihn je überholen können, doch er war eben nur ein Mensch. In unserem christlichen Gnadenleben aber wird von uns nicht verlangt, uns des Menschen zu rühmen, sondern “wenn einer sich rühmen will, dann rühme er sich des Herrn” (vgl. 2Kor 10,17): der Mensch seines Gottes, der Knecht seines Herrn. Deshalb nämlich ruft Johannes aus: “Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden.” Sicherlich wird Gott keinesfalls in sich kleiner gemacht oder nimmt zu, doch in dem Masse, in dem bei den Menschen der echte Eifer wächst, wächst auch die göttliche Gnade und die menschliche Kraft nimmt ab, bis schliesslich die Wohnung Gottes vollendet wird, die in allen Gliedern Christi ist, wo jede Gewaltherrschaft, jeder Machtanspruch, jede Macht tot sind, und wo Gott alles in allem ist (vgl. Kol 3,11).

Johannes der Evangelist sagt: “Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt2 (Joh 1,9). Johannes der Täufer aber sagt: “Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen.” (1,16). Wenn das Licht, das in sich immer nur vollständig sein kann, nichtsdestotrotz zunimmt in dem, der von ihm erleuchtet wird, dann ist derjenige in sich kleiner geworden, wenn in ihm untergeht, was ohne Gott war. Denn der Mensch ohne Gott kann nur sündigen und seine menschliche Kraft nimmt ab, wenn die göttliche Gnade siegt, die die Sünde zerstört. Die Schwachheit des Geschöpfes weicht der Macht des Schöpfers und die Eitelkeit unserer egoistischen Anhänglichkeiten bricht zusammen vor der allumfassenden Liebe, wenn uns Johannes der Täufer vom Grund unserer Verzweiflung aus die Barmherzigkeit Jesu Christi zuruft: “Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden.”

Lesungen

Buch Jesaja 49,1-6

Hört auf mich, ihr Inseln, merkt auf, ihr Völker in der Ferne! Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich noch im Schoss meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt.
Er machte meinen Mund zu einem scharfen Schwert, er verbarg mich im Schatten seiner Hand. Er machte mich zum spitzen Pfeil und steckte mich in seinen Köcher.
Er sagte zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, an dem ich meine Herrlichkeit zeigen will.
Ich aber sagte: Vergeblich habe ich mich bemüht, habe meine Kraft umsonst und nutzlos vertan. Aber mein Recht liegt beim Herrn und mein Lohn bei meinem Gott.
Jetzt aber hat der Herr gesprochen, der mich schon im Mutterleib zu seinem Knecht gemacht hat, damit ich Jakob zu ihm heimführe und Israel bei ihm versammle. So wurde ich in den Augen des Herrn geehrt und mein Gott war meine Stärke.
Und er sagte: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten und die Verschonten Israels heimzuführen. Ich mache dich zum Licht für die Völker; damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.

Psalm 139(138),1-3.13-14.15-16

Herr, du hast mich erforscht und du kennst mich.
Ob ich sitze oder stehe, du weisst von mir.
Von fern erkennst du meine Gedanken.
Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt;
du bist vertraut mit all meinen Wegen.

Denn du hast mein Inneres geschaffen,
mich gewoben im Schoss meiner Mutter.
Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast.
Ich weiss: Staunenswert sind deine Werke.

Als ich geformt wurde im Dunkeln,
kunstvoll gewirkt in den Tiefen der Erde,
waren meine Glieder dir nicht verborgen.
Deine Augen sahen, wie ich entstand,
in deinem Buch war schon alles verzeichnet.

Apostelgeschichte 13,16.22-26

In der Synagoge von Antiochia in Pisidien stand Paulus auf, gab mit der Hand ein Zeichen und sagte: Ihr Israeliten und ihr Gottesfürchtigen, hört!
Nachdem er ihn verworfen hatte, erhob er David zu ihrem König, von dem er bezeugte: Ich habe David, den Sohn des Isai, als einen Mann nach meinem Herzen gefunden, der alles, was ich will, vollbringen wird.
Aus seinem Geschlecht hat Gott dem Volk Israel, der Verheissung gemäss, Jesus als Retter geschickt.
Vor dessen Auftreten hat Johannes dem ganzen Volk Israel Umkehr und Taufe verkündigt.
Als Johannes aber seinen Lauf vollendet hatte, sagte er: Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet; aber seht, nach mir kommt einer, dem die Sandalen von den Füssen zu lösen ich nicht wert bin.
Brüder, ihr Söhne aus Abrahams Geschlecht und ihr Gottesfürchtigen! Uns wurde das Wort dieses Heils gesandt.

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