“Schuss nach hinten”
Aufruf gegen Erzbischof Cordileone wird zur Solidarität für ihn
Quelle: Katholische Wochenzeitung 1. Mai 2015/18
In den USA ist eine bezahlte Anzeige zu einem landesweiten Thema geworden.
Am vergangenen 16. April erschien auf einer ganzen Seite der Tageszeitung “San Francisco Chronicle” eine Anzeige mit einem Aufruf an Papst Franziskus, Erzbischof Salvatore Cordileone von San Francisco seines Amtes zu entheben und aus der Stadt zu jagen.
Der Vorwurf der finanzkräftigen Unterzeichner des Appells? Der Erzbischof widerspreche dem päpstlichen Postulat “Wer bin ich um zu urteilen?”
Anlass sind Richtlinien des Erzbischofs vom vergangenen 4. Februar an die katholischen Schulen seines Erzbistums, mit denen er die katholische Ehe- und Morallehre in Erinnerung rief und die Schulen aufforderte, deren Vermittlung an die Schüler sicherzustellen.
Vorwurf: Erzbischof verstosse gegen Postulat “wer bin ich, um zu urteilen?”
Die Homo-Lobby in- und ausserhalb der katholischen Kirche fühlte sich vom Erzbischof herausgefordert, der es wagte, an die katholische Lehre in sachen Homosexualität zu erinnern. “Zu intolerant” sei der Erzbischof und müsse deshalb seines Amtes enthoben werden, meinen rund hundert Unterzeichner des Appells, die sich selbst als “Katholiken” bezeichnen oder, um genau zu sein, als “engagierte, vom Zweiten Vaticanum inspirierte Katholiken”.
Unter den Unterzeichnern finden sich Brian Cahill, ehemaliger Direktor der Catholic Charities von San Francisco und “zahlreiche reiche Gönner”. Zu nennen wäre auch Charles Geschke, der Vorsitzende von Adobe Systems und ehemaliger Vorsitzender des Verwaltungsrats der University of San Francisco.
Progressive Katholiken im Bündnis mit grossen Medien
Der “San Francisco Chronicle”, die grösste Tageszeitung Nordkaliforniens, die den Appell als bezahlte Anzeige veröffentlichte, stellte die Unterzeichner als “prominente Katholiken” vor. Sie gehört der “Hearst Gruppe”, zu der auch die Internetplattform “San Francisco Gate” zählt.
Um der Veröffentlichung noch grössere Bedeutung zu geben, startete das “San Francisco Gate” eine Umfrage mit vier vorformulierten Antwortmöglichkeiten – zwei für und zwei gegen Erzbischof Cordileone – auf die Frage: “Soll Papst Franziskus Erzbischof Cordileone aus der Erzdiözese San Francisco entfernen?”
Doch der Schuss ging nach hinten los. Die Umfrage ergab, dass die weitaus grösste Mehrheit der Bürger sich nicht mit den Unterzeichnern des Aufrufs identifiziert, sondern sich mit Erzbischof Cordileone solidarisiert.
Die Umfrage, die Cordileone stürzen sollte, in Wirklichkeit aber stärkt
Am Abend des 20. April lauteten die Antworten auf die Frage: “Soll Papst Franziskus Erzbischof Cordileone aus der Erzdiözese San Francisco entfernen?”, wie folgt:
76 Prozent: “Nein, der Erzbischof vertritt die Werte der katholischen Kirche”;
12 Prozent: “Ja, der Erzbischof schürt ein Klima der Intoleranz”;
10 Prozent: “Nein, der Erzbischof hat recht, sich der gleichgeschlechtlichen Ehe zu widersetzen”;
2 Prozent: Ja, sein Moralkodex für die Lehrer der katholischen Schulen widerspricht dem Gesetz”.
“Liberale” Katholiken auch in “liberalster” Stadt der USA nur kleine Minderheit
“Die Unterzeichner des Appells mögen ‘prominent Catholics’ sein, doch sind sie weder am Puls der Gläubigen, noch verfügen sie über grossen Anhang, und das nicht einmal in der Stadt der USA, die von den Medien als die ‘liberalste’ geschildert wird”, so Sandro Magister. “Und was Papst Franziskus anbelangt: Dass er Erzbischof Cordileone aus seinem Amt entfernt, ist einfach undenkbar”.
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