Infoblatt Bistum Chur

Bischof Vitus Huonder: Pastoralbesuch Pontresina 11-01-2015

Bischof Vitus Huonder von ChurInfoblatt des Bistums Chur
2 Februar 2015

Brüder und Schwestern im Herrn,

wie mir Euer verehrter Herr Pfarrer mitteilte, findet heute die Feier der Tauferneuerung der Erstkommunikanten von Pontresina statt. Die Tauferneuerung ist ein wichtiger Schritt bei der Vorbereitung auf die Erstkommunion. Dazu möchte ich fünf Anmerkungen machen.

Eine erste Anmerkung: Die Tauferneuerung der Erstkommunikanten macht uns bewusst, dass für den Empfang der heiligen Kommunion – in diesem Fall der ersten heiligen Kommunion – die Taufe die Voraussetzung ist. Negativ heisst das: Wer nicht getauft ist, kann die heilige Kommunion nicht empfangen. Positiv bedeutet es: Wenn jemand die heilige Kommunion zu empfangen wünscht und die Sehnsucht danach hat, aber nicht getauft ist, wird er sich zuerst auf die Taufe vorbereiten und alsdann als Getaufter zum Tisch des Herrn gehen.

Eine zweite Anmerkung: Die Erneuerung des Taufversprechens bedeutet nichts anders als die Erneuerung des Glaubens. Wir sagen von neuem: Ich glaube. Wir sagen ein Ja zu unserem Glauben, zu den Grundwahrheiten unseres Glaubens: Zu Gott dem Vater, zu Gott dem Sohn, zu Gott dem Heiligen Geist. Wir sagen ja zur Kirche. Wir sagen dieses Ja, weil die Kirche von Jesus gewollt ist und von ihm ins Leben gerufen wurde. Wir sagen ja zu den Gaben der Gnade, welche wir durch die Kirche empfangen dürfen, zu den Sakramenten insbesondere, und wir sagen ja zu einem christlichen Leben. Deshalb gehörte zur Taufe und zum Taufglauben schon auch das Vaterunser. Mit dem Vaterunser bejahen wir vor allem den Willen Gottes. Wir bitten darum, dass wir nach dem Willen Gottes, das heisst, nach Gottes Geboten zu leben vermögen.

Eine dritte Anmerkung: Der Glaube ist notwendig, um ein Sakrament zu empfangen. Wenn ich nicht glaube und trotzdem ein Sakrament empfange, nehme ich jene nicht ernst, welche mir das Sakrament spenden und davon ausgehen, dass ich glaube. Im letzten nehme ich Jesus nicht ernst. Ich bin unehrlich und versündige mich. So ist der Glaube auch notwendig für den Empfang der heiligen Kommunion. Wenn ich zur heiligen Kommunion gehe, glaube ich nicht nur allgemein an Gott, sondern ich glaube, dass Jesus unter den Gestalten von Brot und Wein wirklich, wahrhaft und wesentlich gegenwärtig ist, dass die Hostie sein Leib ist, dass wir im Kelch sein kostbares, heiliges Blut verehren. Deshalb sagt der heilige Cyrill von Jerusalem (+ 386): “Das scheinbare Brot ist nicht Brot, wenn es auch dem Geschmack nach so vorkommt, sondern der Leib Christi, und der scheinbare Wein ist nicht Wein, wenn auch der Geschmack dies meint, sondern das Blut Christi”. Mit diesem Glauben gehen wir zur heiligen Kommunion. Deshalb bereiten sich die Kinder “im Glauben” auf dieses grosse Ereignis vor. Sie lernen an den Herrn im allerheiligsten Sakrament zu glauben. Sie lernen auch, wie man im Glauben zum Tisch des Herrn hinzutreten soll.

Eine vierte Anmerkung: Durch den Glauben öffnen wir uns Gott und den Gaben Gottes. Auf diese Weise kann Gott in und an uns wirken. Er kann uns heiligen. Er kann uns stärken. Er kann uns seelisch heilen. Ohne Glaube geht das nicht. Das möchte ich mit dem folgenden Bild veranschaulichen: Wenn wir in ein Gefäss eine Flüssigkeit giessen möchten, dann muss das Gefäss offen sein. Wenn es mit einem Deckel verschlossen ist, müssen wir zuerst diesen Deckel entfernen, und erst dann ist es möglich, die Flüssigkeit hinein zu giessen. So ist es auch mit der grossen Gabe Gottes in der heiligen Kommunion. Durch den Glauben öffnen wir uns Gott und seiner Gabe, und Gott kann an und in uns wirken. Er kann, wie wir dies gelegentlich sagen, uns seine Gnade eingiessen.

Eine fünfte Anmerkung: Wir werden nicht mit der Kenntnis des Glaubens geboren. Wir müssen den Glauben erlernen. Wir müssen ihn kennen lernen. Der Glaube muss in uns wachsen. Deshalb sind wir auf Menschen angewiesen, die uns im Glauben vorangehen, die uns den Glauben lehren, die uns zum Glauben führen. Wir brauchen Menschen, die uns helfen, uns Gott zu öffnen und Gottes Gaben zu empfangen. Das ist zum Beispiel eine wichtige Aufgabe der Eltern ihren Kindern gegenüber. Die Eltern können durch ihren Glauben den Kindern helfen, selber zu glauben, im Glauben zu wachsen und sich Gott zu öffnen.

Mir scheint, dass Ihr, liebe Eltern, diese Aufgabe Euren Kindern gegenüber erfüllt habt, indem Ihr die Kinder taufen liesst, indem Ihr sie zum Religionsunterricht brachtet und indem Ihr sie auch jetzt, auf die erste heilige Kommunion hin begleitet. Ich danke Euch dafür. Aber es ist auch Eure Pflicht. Denn der Glaube ist das Grösste und Schönste, das wir einem Menschen schenken können. Deshalb dürfen wir keinen Menschen ohne die Begegnung mit dem Glauben lassen. Begleitet deshalb Eure Kinder weiterhin im Glauben. Sie brauchen Eure Glaubensüberzeugung und Euer Vorbild.

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