Das Ende der Geduld
Das Ende der Geduld. Konsequent gegen jugendliche Gewalttäter
Die Grenzen der Toleranz: Die Tagespost
“Das Ende der Geduld” wird am 19. November 2014 in der Reihe “Film-Mittwoch” um 20:15 Uhr im Ersten zu sehen sein.
Die Gewalttäter werden jünger, brutaler, skrupelloser und die Gesellschaft mit diesem Problem hilfloser. Die Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig war nicht bereit, das hinzunehmen. So wollte sie nicht akzeptieren, dass bei Jugendlichen zwischen Straftat und Gerichtsverhandlung viele Monate vergehen und entwickelte das Neuköllner Modell. Hier findet nach einfachen Delikten von Jugendlichen innerhalb von drei Wochen die Gerichtsverhandlung statt. Die schnellen Strafen haben damit einen grösseren Wirkungseffekt bei Tätern und Opfern.
In ihrem Buch “Das Ende der Geduld” erläutert sie das Modell und deren Durchsetzungsweg, beschreibt Lebensläufe jungendlicher Krimineller, schildert Straftaten und Verfahren, benennt die Situationen an Schulen, Jugendämtern und der Polizei. Heisig liefert Fakten und aber auch Lösungsvorschläge, wie z.B. die Vernetzung von Polizei, Staatsanwaltschaft, Jugendamt, Schulen, Behörden, Institutionen und Eltern funktionieren sollte. Dabei wirft sie auch einen vergleichenden Blick ins europäische Ausland. Im ihrem Buch fordert die Richterin die Beseitigung von Handlungsdefiziten und eine ehrliche und notwendige Debatte in der Bekämpfung von Jugendkriminalität.
Kirsten Heisig verstarb unerwartet Ende Juni 2010 in Berlin.
Biografie
Kirsten Heisig, geb. 1961, verstarb Ende Juni 2010 in Berlin. Sie war Jugendrichterin, das von ihr wesentlich initiierte sog. “Neuköllner Modell” zeichnet sich vor allem aus durch Prävention, Abschreckung, Konsequenz und Schnelligkeit.
Pressestimmen
“Und Das Ende der Geduld ist eine Provokation. Denn Kirsten Heisig hat auf Missstände hingewiesen, auf die Trägheit der Justiz, auf Versäumnisse der Schulen und der Jugendämter, auf Ressortdenken und mangelndes Engagement.”
(Die Zeit 20101222)
“Heisigs Buch ist ehrlich, authentisch, nicht darauf aus, gezielt zu provozieren. Das, was sie beschreibt reicht aus, um sich wirklich Sorgen zu machen.”
(Giessener Allgemeine 20101224)
Rezension amazon (234)
Das Ende von Schweigen und Beschönigen
Von Grossstadtbewohner
Ein grossartiges Buch einer grossartigen Frau
Kirsten Heisig schildert sehr differenziert verschiedene Wege von Jugendlichen ganz unterschiedlicher Herkunft in die Kriminalität. Es geht in dem Buch nicht nur um Neukölln. Auch ihre Erfahrungen aus anderen Bezirken werden geschildert, so aus Pankow, wo es Anfang/Mitte der 90er Jahre viele Probleme mit rechtsorientierten Gewalttätern gab.
Der Leser kann nachvollziehen, wie die mangelhafte Kooperation von Schulen, Jugendamt, Gerichten und Justiz kriminelle Jugendliche geradezu zu Straftaten ermuntert, weil sie entweder gar nicht bestraft werden oder zu spät und zu mild.
Nie aber werden die Jugendlichen als Monster gezeichnet, sondern immer auch als Opfer, vor allem ihrer eigenen Eltern. Eltern, die überfordert und unfähig sind zu grundlegender Erziehung. Und auch von Eltern, die die kriminelle Karriere ihrer Kinder in Kauf nehmen oder sogar – wie im Falle arabischer Grossfamilien – aktiv voran treiben.
Bis vor wenigen Jahren war es in der gesamten Bundesrepublik, und in Berlin besonders, üblich, dass über die weit überproportionale Kriminalität von Jugendlichen aus türkischen und besonders arabischen Familien geschwiegen oder nur sehr beschönigend und abwiegelnd gesprochen wurde.
Die Medien und die Politik handelten hier in ebenso seltener wie grundfalscher Einmütigkeit. Die Berliner Justizsenatorin von der Aue versetzte einen Oberstaatsanwalt, der sich öffentlich über jugendliche Gewaltkriminalität äusserte, während die Polizei zunehmend frustrierter über das Versagen von Politik und Justiz war.
Kirsten Heisig schildert in dem Buch, wie sie das “Neuköllner Modell” entwickelte und auf den Weg brachte – und damit, gegen den Widerstand vieler Kollegen in der Justiz, als Erste einen konkreten und messbaren Beitrag leistete, Jugendliche nicht weiter in die Kriminalität abrutschen zu lassen und die Strassen von Berlin etwas sicherer zu machen.
Kirsten Heisigs Buch ist konkret, ist engagiert und bewegend. Es spricht die unschönen Wahrheiten aus und es zeigt Wege, wie die Zunahme der Gewalt endlich eingedämmt werden kann. Ich hoffe, dass dieses Buch der Anfang ist vom Ende des Schweigens und Schönredens.
Danke, Frau Heisig. Sie fehlen.
Das Ende der Geduld. Konsequent gegen jugendliche Gewalttäter
Autor: Kirsten Heisig
Taschenbuch: 208 Seiten
Verlag: Herder (23. Juli 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3451302047
Schreibe einen Kommentar