Im Blickpunkt: Schwierige Asienreise
“Das nordkoreanische Nuklearprogramm muss gestoppt werden”
Die Tagespost, 14.08.2014, Von Michaela Koller
Die Papstreise zur Ermutigung einer wachsenden Zahl von Christen und zur geistlichen Stärkung junger Menschen in einer harten sozialen Realität wird von Kriegsgeheul überschattet. Selten standen die Vorzeichen der Pastoralvisite eines Pontifex so unter den Zeichen von Teilung und Gefahr für den Weltfrieden. Das Atomprogramm des nordkoreanischen Regimes Kim Jong-uns und seine unverhohlenen Drohungen lassen das Ziel der Forderungen der südkoreanischen Präsidentin Park Geun-hye in weite Ferne rücken, menschliche Begegnungen zwischen Nord- und Südkorea zu erleichtern. In ihrer Begrüssungsansprache sagte die Präsidentin: “Das nordkoreanische Nuklearprogramm muss gestoppt werden.” Seoul wünsche Vergebung anstatt Unfrieden, und Wiedervereinigung anstelle von Teilung.
In einer Stellungnahme drängte Pjöngjang, die für Montag, dem letzten Tag des Papstbesuchs, geplante Militärübung Südkoreas mit US-Streitkräften abzusagen, an dem mehrere zehntausend Soldaten von beiden Seiten beteiligt sein werden. Pjöngjang liess nach dem provokativen Abfeuern von fünf Raketen wissen, dass das Militärmanöver aus seiner Sicht die Halbinsel an den Rand eines Kriegs führe und die Gefahr eines Atomkriegs heraufbeschwöre. Papst Franziskus blieb in einer ersten Ansprache nur zu sagen: “Es ist die ständige Herausforderung, die Mauern des Misstrauens und des Hasses niederzureissen durch die Förderung einer Kultur der Versöhnung und der Solidarität.” Er rief zu ruhigem Zuhören und zum Dialog auf und wies “gegenseitige Schuldzuweisungen, unfruchtbare Kritik und Zurschaustellung von Macht” als verfehlt zurück. Der Appell wird wohl ungehört verhallen, da beide Seiten annehmen, die Forderung richte sich an den anderen.
Es besteht auch das Risiko, dass die pastoralen und sozialen Anliegen, mit denen der Papst nach einem zeichenhaften Gebet in der Basilika Santa Maria Maggiore wenige Stunden zuvor am Mittwoch aufbrach, in den Schatten der Kriegsgefahr geraten: Es ist dies zum einen die Botschaft an den gesamten asiatischen Kontinent, in dem das Christentum jung ist und eine grosse Zukunft haben kann. Es ist aber auch die soziale Kälte in ostasiatischen Industrienationen wie Südkorea, der die katholische Kirche mit ihrer Soziallehre Wesentliches entgegenzusetzen hat. Gerade die junge Generation, die der Pontifex in diesen Tagen trifft, leidet unter den Arbeitsbedingungen und es bleibt ihnen wenig Gelegenheit, in die ethischen Anforderungen hineinzuwachsen.
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