Das Franziskus-Syndrom
Über die Nachhaltigkeit des Papstbesuchs in Südkorea im August
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Papst Franziskus folgte im August der Einladung des Bischofs von Daejeon, Lazzaro Heung-sik You, zum asiatischen Jugendtreffen. Dadurch öffnete sich dem Papst eine Türe, nicht nur den Gläubigen Koreas zu begegnen, sondern der katholischen Kirche von ganz Asien.
Bei vielerlei Gelegenheiten traf er die Jugend Koreas und ganz Asiens und wandte sich an sie mit Worten und Gesten, die aus der Tiefe seines Herzens kamen. Aufmerksam hörte er ihnen zu, als sie über ihre Probleme sprachen, ihm Fragen stellten und antwortete ihnen in einer Sprache, die sie verstanden.
Er sagte ihnen, dass sie nicht nur die Zukunft der Kirche seien, sondern auch die Gegenwart ihrer Kirche. Ausserdem erinnerte er sie an das reiche kulturelle Erbe Asiens. Er bat sie inständig, sich in ihr soziales Umfeld aktiv einzubringen und ihren katholischen Glauben in ihr Engagement einfliessen zu lassen.
Ausserdem rief er die Jugendlichen auf, dem Egoismus und einem puren Materialismus die Stirn zu bieten, und sich stattdessen für Fairness in einer Gesellschaft einzusetzen, die ihre schwächsten Glieder schützt und unterstützt.
Der Heilige Vater hob hervor, dass das geteilte Korea ein Land sei und dass die Koreaner eine Familie bildeten. Er bat die Jugend von Asien, in der Stille für die Wiedervereinigung Koreas zu beten. Er sagte: “Betet für unsere Brüder im Norden. Genauso wie in einer Familie, sollte es auch hier weder Gewinner noch Verlierer geben. (…) Was die gemeinsame Sprache angeht, ist Korea bereits vereinigt. Und wenn wir in einer Familie dieselbe Sprache sprechen, gibt es immer Hoffnung.“
Einen Tag zuvor hatte er bereits in einem Gespräch mit Staatspräsidentin Park geun-hye betont, dass der Friede eine “Frucht des Dialogs“ sei.
Der Heilige Vater fand aber nicht nur vor den Jugendlichen und Politikern klare Worte, sondern auch in mehreren Ansprachen vor Bischöfen, Ordensleuten und Laien. Er lobte die herausragende Rolle der Laien, die sie in der koreanischen Geschichte zum Wohl der Gesellschaft gespielt haben.
Die Kleriker erinnerte er daran, dass die Kirche eine “Kirche der Armen“ sein solle. Er warnte davor, “Strategien für Management, Planung und Organisation aus der Welt des Business“ zu übernehmen und wandte sich gegen eine “Lebens- und Denkweise, die sich von weltlichen Erfolgskriterien und Machtbestrebungen leiten lässt.”
Mehr noch als mit all seinen sorgsam gewählten Worten eroberte Papst Franziskus die Herzen und den Respekt der Koreaner mit kleinen spontanen Gesten, mit seinem aufrichtigen Mitgefühl für die Bedürftigen und seinem bescheidenen Auftreten.
Inmitten des angekratzten Selbstbewusstseins der heutigen koreanischen Gesellschaft ist die Sehnsucht nach einer väterlichen Führungspersönlichkeit gross, nach einem warmherzigen “echten Helden”, dem wirklich das Wohl der Menschen am Herzen liegt, und der auf dem Weg durch unruhige Gewässer voran geht.
Obwohl weniger als elf Prozent der Koreaner katholisch sind, hat diese Such-Bewegung nach dem fünftägigen Besuch von Papst Franziskus nun einen Namen: Koreaner jeglicher Religionszugehörigkeit nennen sie das “Franziskus-Syndrom”.
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