Donnerstag der 16. Woche im Jahreskreis
Evangelium nach Matthäus 13,10-17
In jener Zeit kamen die Jünger zu Jesus und sagten: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen?
Er antwortete: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu erkennen; ihnen aber ist es nicht gegeben.
Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.
Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen, weil sie hören und doch nicht hören und nichts verstehen.
An ihnen erfüllt sich die Weissagung Jesajas: Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen; sehen sollt ihr, sehen, aber nicht erkennen.
Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden, und mit ihren Ohren hören sie nur schwer, und ihre Augen halten sie geschlossen, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören, damit sie mit ihrem Herzen nicht zur Einsicht kommen, damit sie sich nicht bekehren und ich sie nicht heile.
Ihr aber seid selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hören.
Amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Bernhard von Clairvaux (1090 – 1153), Zisterziensermönch, Abt und Kirchenlehrer
Predigten über das Hohelied, Nr. 2, 4f
“Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen”
Auch vor der Ankunft des Retters war es den Heiligen bewusst, dass Gott Friedensabsichten mit dem Menschengeschlecht hat. Denn “Gott der Herr tut nichts, ohne dass er seinen Knechten, den Propheten, zuvor seinen Ratschluss offenbart hat”. Dieser Ratschluss blieb jedoch Vielen verborgen…; diejenigen aber, die ahnten, dass Israel erlöst werden würde, kündigten an, dass Christus im Fleisch kommen würde, und mit ihm der Friede…: “Es wird Frieden geben auf Erden, wenn er kommt”…
Sie prophezeiten den Frieden; aber als der Friedensstifter so lange nicht kam, wurde der Glaube des Volkes schwankend, da niemand da war, es freizukaufen und zu erretten. Es gab Klagen über diese Verzögerungen seiner Ankunft, die “von alters her durch den Mund seiner heiligen Propheten verheissen war”; der Fürst des Friedens schien auszubleiben…
So könnte einer aus der Menge den Propheten geantwortet haben: “Wie lange haltet ihr uns noch hin? Schon lange kündigt ihr den Frieden an, und er kommt nicht. Ihr versprecht Wunder, und es herrscht ständig Zwietracht. “Viele Male und auf vielerlei Weise” ist diese Verheissung an uns ergangen, Engel haben sie unseren Vätern angekündigt, und unsere Väter haben sie uns überliefert: “Heil, Heil! Aber kein Heil ist da”… Gott soll beweisen, dass “seine Boten glaubwürdig sind”, sofern sie überhaupt seine Boten sind! Er soll selber kommen…
Dann diese süssen, tröstlichen Verheissungen: “Der Herr wird kommen, er verkündet keine Lügen. Wenn sein Kommen sich verzögert, so warte darauf, er kommt und bleibt nicht aus.” Und schliesslich Worte aus dem Munde dessen, der verheissen ist: “Seht her: Wie einen Strom leite ich den Frieden zu euch und den Reichtum der Völker wie einen rauschenden Bach.”
(s. Am 3,7; Mi 5,4; Lk 1,70; Jes 9,5; Hebr 1,1; Jer 6,14; Sir 36,15; vgl. Hab 2,3; Jes 14,1 Vg; Jes 66,12)
Buch Jeremia 2,1-3.7-8.12-13
Das Wort des Herrn erging an mich:
Auf! Ruf Jerusalem laut ins Ohr: So spricht der Herr: Ich denke an deine Jugendtreue, an die Liebe deiner Brautzeit, wie du mir in der Wüste gefolgt bist, im Land ohne Aussaat.
Heiliger Besitz war Israel dem Herrn, Erstlingsfrucht seiner Ernte. Wer davon ass, machte sich schuldig, Unheil kam über ihn – Spruch des Herrn.
Ich brachte euch dann in das Gartenland, um euch seine Früchte und Güter geniessen zu lassen. Aber kaum seid ihr dort gewesen, da habt ihr mein Land entweiht und mir mein Eigentum zum Abscheu gemacht.
Die Priester fragten nicht: Wo ist der Herr? Die Hüter des Gesetzes kannten mich nicht, die Hirten des Volkes wurden mir untreu. Die Propheten traten im Dienst des Baal auf und liefen unnützen Götzen nach.
Entsetzt euch darüber, ihr Himmel, erschaudert gewaltig – Spruch des Herrn.
Denn mein Volk hat doppeltes Unrecht verübt: Mich hat es verlassen, den Quell des lebendigen Wassers, um sich Zisternen zu graben, Zisternen mit Rissen, die das Wasser nicht halten.
Psalm 36(35),6-7ab.8-9.10-11
Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist,
deine Treue, so weit die Wolken ziehn.
Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes,
deine Urteile sind tief wie das Meer.
Gott, wie köstlich ist deine Huld!
Die Menschen bergen sich im Schatten deiner Flügel,
sie laben sich am Reichtum deines Hauses;
du tränkst sie mit dem Strom deiner Wonnen.
Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,
in deinem Licht schauen wir das Licht.
Erhalte denen, die dich kennen, deine Huld
und deine Gerechtigkeit den Menschen mit redlichem Herzen!
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