Gräberrücken
Die letzten Ruhestätten der Päpste im Petersdom
Vatikanstadt, kath.net/KNA, 24. April 2014
Verborgen hinter einem dicken Pfeiler und nur durch eine schmale Wendeltreppe zu erreichen, liegt sie unter dem Steinboden des Petersdoms: die Gruft der Päpste, die sogenannten Vatikanischen Grotten. 20 Kirchenoberhäupter liegen hier begraben. Auch Johannes Paul II. (1978-2005) und Johannes XXIII. (1958-1963), die am Sonntag heiliggesprochen werden, hatten hier ihre vermeintlich letzte Ruhestätte gefunden. Doch mit ihrer Seligsprechung wurden sie in den Petersdom selbst umgebettet – auch im Zentrum der katholischen Christenheit ist Grab nicht gleich Grab.
In der Basilika scheint es, als ob sich die Päpste (oder deren Nachfolger) bei der Ausgestaltung der Gräber und Monumente überbieten wollten. Oft thronen sie als überlebensgrosse Marmorfiguren über ihren Särgen. So auch Papst Gregor XIII. (1572-1585), der in seinem Pontifikat den heute gültigen und nach ihm benannten Kalender einführte. Aus seinem Sarg ragt ein Drache, das Wappentier seiner Familie, mit aufgerissenem Maul. Innozenz XII. (1691-1700), oft Vater der Armen genannt, hatte für sich selbst ursprünglich einen schlichten Sarkophag gewählt. Doch 1746 wurde unter Benedikt XIV. (1740-1758) für ihn ein neues Grabmal errichtet – eine monumentale Statue des Verstorbenen, die über weiblichen Darstellungen der Tugenden “Gerechtigkeit” und “Liebe” thront. Die wohl bekanntesten und prunkvollsten Gräber im Petersdom sind die von Alexander VII. (Fabio Chigi, 1655-1667) und dem Barberini-Papst Urban VIII. (1623-1644). Beide Grabmäler entwarf der Barockkünstler Gian Lorenzo Bernini (1598-1680). Alexander VII. kniet betend über den vier Tugenden Liebe, Gerechtigkeit, Weisheit und Wahrheit in Frauengestalt. Darunter ragt das Skelett des Todes unter einem schwungvoll drapierten Tuch heraus. In den Fingern hält der Tod eine abgelaufene Stundenuhr. Urban VIII. indes, der 1626 den Petersdom weihte, erhebt sich majestätisch in schwarzem Marmor über seinem Sarg. Im Vergleich dazu sind die noch jungen Gräber der beiden bald heiligen Päpste bescheiden. Die Gebeine von Johannes XXIII. ruhen seit seiner Seligsprechung in einem gläsernen Sarg unter dem Altar des heiligen Hieronymus im rechten Seitenflügel. An seiner ursprünglichen Grabstätte in den Vatikanischen Grotten war 2005 Johannes Paul II. beigesetzt worden. Dieser wurde nach seiner Seligsprechung 2011 in der Sebastianus-Kapelle beigesetzt, einer Seitenkapelle des Peterdoms unweit der Eingangspforte. “Beatus” für “Selig” steht noch in grossen Buchstaben auf seinem Sarkophag.
Dabei sind die Vatikanischen Grotten eigentlich viel näher am Ursprung der Kirche. Hier ruht der Reliquienschrein des Petrus. Ob sich in der Tat das Grab des Apostels unter dem Petersdom befindet, ist wissenschaftlich allerdings nicht gesichert.
Für Besucher ist in den Vatikanischen Grotten in der Regel nur die Kapelle geöffnet. Doch ein Blick in die abgesperrten Seitengänge zeigt, dass die Verästelungen der unterirdischen Grabstätten weit reichen. Im Hauptteil findet sich unter anderem das Grab von Pius XI. (1922-1939), Unterzeichner der Lateranverträge von 1929, in einer mit goldenen Mosaiken ausgekleideten Nische. Daneben reihen sich schlichte frühchristliche Steinsarkophage. Auch Johannes Paul I. (1978) liegt hier begraben. Eine Nische ist leer – ob hier der nächste Papst begraben wird?
Die Mehrzahl, aber bei weitem nicht alle verstorbenen Päpste sind im Petersdom begraben. Einige, darunter Johannes XXII. (1316-1334) wurden im französischen Avignon bestattet. Andere ruhen in römischen Kirchen wie Santa Maria in Trastevere oder Santa Maria Maggiore.
Das wohl bekannteste Grabmal ausserhalb des Petersdoms dürfte das für Julius II. (1503-1513) sein. Für ihn schuf Michelangelo in San Pietro in Vincoli ein marmornes Kunstwerk, auf dem die weltberühmte Moses-Statue des Renaissancekünstlers sitzt. Nur: Der Leichnam von Julius II. liegt nicht dort. Der Papst, der 1506 den Grundstein zum Bau des Petersdoms legte, ruht unter einer schlichten Marmorplatte in der Vatikanbasilika.
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