Ein schönes, klares 2014

“In bewegten Gewässern tut klare Sicht not”

Guido Horst Die Tagespost, 03.01.2014, von Guido Horst

Nach dem für kirchliche Verhältnisse turbulenten Jahr 2013 – mancher sprach im Zusammenhang mit dem Papstrücktritt und dem Wirbelwind Franziskus von einer “Achterbahnfahrt” – kann man den Gläubigen für 2014 eigentlich nur eine gute Portion Klarheit wünschen. Gerade in bewegten Gewässern tut klare Sicht not.

In Deutschland haben die Vorgänge im Bistum Limburg viele erschüttert. Das nun beginnende Jahr sollte dort einen Neuanfang und geklärte Verhältnisse bringen. Auch die Hoffnungen, die viele auf den Lateinamerikaner auf dem Petrusstuhl setzen, sind mitunter von eigenen Erwartungen und Wünschen geprägt, die kein Papst erfüllen kann. Das muss Franziskus immer wieder selbst erfahren.

So schrieb Eugenio Scalfari, der im Sommer jenes merkwürdige Interview mit dem Papst veröffentlicht hatte, zu Sylvester in seiner Zeitung “La Repubblica” mit Bezug auf das päpstliche Schreiben “Evangelii gaudium”, Franziskus habe darin “die Sünde abgeschafft”. Was wiederum Vatikansprecher Federico Lombardi zum x-ten Mal zu einer Klarstellung nötigte: Nein, der Papst hat die Sünde nicht abgeschafft.

Der Erzbischof von Malta, Charles Scicluna, wusste eigenen Angaben zufolge zu berichten, dass sich Befürworter der gleichgeschlechtlichen Ehe auf seiner Insel auf Papst Franziskus berufen, weil dieser auf dem Rückflug von Brasilien gesagt hatte, er wolle Homosexuelle nicht verurteilen. Scicluna hat das auch dem Papst erzählt, der sehr betrübt war, vor allem darüber, dass Homo-Paare das Recht zur Adoption von Kindern erhalten sollen. Bei einer Privataudienz am 12. Dezember, so der Malteser, habe Franziskus ihm dagegen erklärt, dass er gleichgeschlechtliche Paare für einen “anthropologischen Rückschritt” halte. Die Reihe dieser Beispiele lässt sich beliebig fortführen. Selbst unter “Kirchenfürsten”, man denke an den Glaubenspräfekten Gerhard Ludwig Müller und den Münchener Erzbischof Reinhard Marx, hat die Debatte über die wiederverheirateten Geschiedenen, die Franziskus beherzt aufgegriffen hat, zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen geführt, was viele Gläubige – und der Kirche Fernstehende – verunsichert hat.

Und wie ist das mit den Erwartungen, Franziskus wolle das Papstamt entkernen? Auch wenn der Papst bereits mehrfach den Primat betont hat, aber ebenso die Kollegialität und den Dienstcharakter der römischen Kirchenleitung, wünscht sich das mancher und streut das fleissig in die Öffentlichkeit. Ein Geist der Verunsicherung liegt über der Kirche.

Darum: Möge 2014 zu einem Jahr werden, das für viele wieder Klarheit bringt. Falsche Erwartungen haben noch nie genutzt.

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