In die Kirche mit beiden Füssen
Gott hat die Kirche ‘gemacht’
Jesus von Nazareth, Band I
Klartext I – seht wie sie miteinander streiten (Andreas Laun)
“Gott hat die Kirche ‘gemacht’, in Ihm sind ihre Wurzeln, die niemand ausreissen kann, zu Ihm führt die Kirche hin und bei Ihm wird die ganze Kirche ihre ewige Heimat finden!”
Ein Kommentar von Weihbischof Andreas Laun.
Salzburg, kath.net, 30. Dezember 2013
Papst Franziskus wird weithin als Sympathie- und Hoffnungs-Träger wahrgenommen Daher Ereignisse wie dieses: Ein bekannter Schauspieler sagte kürzlich in einer deutschen Talkshow: “Ich finde diesen Mann unglaublich faszinierend und ich muss ganz ehrlich gestehen, ich habe mir auch schon überlegt, ob ich gerade wegen ihm wieder in die Kirche eintrete.”
Der Mann, der dies öffentlich sagte, trat vor mehr als 15 Jahren aus der Kirche aus, aber, so die Meldung im Internet, seiner Meinung nach “müsse die katholische Kirche zurück zu ihren Wurzeln, dafür sei dieser Papst genau der Richtige. Jetzt steht da plötzlich ein Mann aus Argentinien, mischt diesen Verein komplett auf und bringt ihn dorthin zurück, wo er her kam.”
Natürlich freue ich mich über diese Meldung, genauso wie vor Jahren über eine ebenso demütige wie anerkennende Äusserung Reinhard Fendrichs über Papst Benedikt. Dafür erntete er zwar Häme und Spott, aber sein Mut ehrt ihn und dies gilt auch für den Mann, der öffentlich seinen Willen bekundet, in die Kirche zurückzukehren.
Dennoch bedarf es einer Anmerkung, die allen gilt, wie immer sie zu Papst und Kirche stehen:
Natürlich, es gibt immer wieder Menschen, denen man zurufen möchte: “Du bist nicht mehr weit vom Reiche Gottes”, aber zugleich spürt man auch das Missverständnis, das heute weit verbreitet ist: Wer sich freut über den Papst, der von der Kirche Armut einfordert, Bescheidenheit, Reform und der ankündigt, er werde Missständen gegenüber durchgreifen, ist natürlich auf einem guten Weg. Aber wenn man von Papst Franziskus nur diese “Stichwörter” hört, ihn darauf reduziert und seine Predigten ignoriert, hat man weder ihn verstanden noch erst recht nicht die Kirche und schon gar nicht ihre “Wurzeln”!
Der beste Weg hin zu dem Verständnis dieses Papstes und zum Entdecken der Wurzeln der Kirche ist es, sich bewusst zu machen: Papst Franziskus verehrt und liebt seinen Vorgänger Papst Benedikt XVI. nicht aus blosser Sympathie, sondern um dessen Gabe, die Botschaft der Kirche “auf den Punkt zu bringen”. Im ersten Band des Jesus-Buches von Papst Benedikt XVI. findet man die Antworten, in denen die Korrektur des heute allgegenwärtigen Missverständnisses enthalten ist, aus dem manche Leute so gerne einen Gegensatz zwischen den beiden Päpsten zu Ungunsten von Papst Benedikt konstruieren wollen.
Die Frage, die den Papst umtreibt, lautet: Wozu ist Jesus überhaupt gekommen? Die Welt gibt die Antwort in Form einer Forderung: “Wenn du die Kirche Gottes sein willst, dann kümmere dich zuallererst um Brot für die Welt!” (60). Oder auch als spöttisch-kritische Frage: “Was hat denn Jesus gebracht, wenn er nicht die bessere Welt heraufgeführt hat?” (72)
Papst Benedikt macht sich die Frage ganz zu eigen, sie ist nicht ein, sondern das Thema des Buches, und der Papst stellt sie sich selbst noch einmal so: “Aber was hat dann Jesus eigentlich gebracht, wenn er nicht den Weltfrieden, den Wohlstand für alle, nicht die bessere Welt gebracht hat? Was hat er gebracht?” Und seine “Antwort lautet ganz einfach: Gott. Er hat Gott gebracht. Er hat den Gott, dessen Antlitz zuvor sich von Abraham über Mose und die Propheten bis zur Weisheitsliteratur langsam enthüllt hatte – den Gott, der nur in Israel sein Gesicht gezeigt hatte und der unter vielfältigen Verschattungen freilich auch in der Völkerwelt geehrt worden war – diesen Gott, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, den wahren Gott, hat Er zu den Völkern der Erde gebracht. Er hat Gott gebracht.
Nun kennen wir sein Antlitz, nun können wir ihn anrufen, nun kennen wir den Weg, den wir als Menschen in dieser Welt zu nehmen haben. Jesus hat Gott gebracht und damit die Wahrheit über unser Wohin und Woher, den Glauben, die Hoffnung und die Liebe. (73) Kurz zusammengefasst: “Jesus zeigt uns das Antlitz Gottes und damit zeigt er uns den Weg, den wir zu nehmen haben.” (29)
Weiter unten ergänzt der Papst eben diesen Gedanken noch einmal: “Jesus hat den Gott Israels zu den Völkern getragen, so dass alle Völker nun zu ihm beten und in den Schriften Israels sein Wort, des lebendigen Gottes Wort erkennen. Er hat die Universalität geschenkt, die die eine, grosse und prägende Verheissung an Israel und an die Welt ist. Die Universalität, der Glaube an den einen Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs in der neuen Familie Jesu über alle Völker hin und über die fleischlichen Bande der Abstammung hinaus – das ist die Frucht von Jesu Werk. Das ist es, was ihn als den Messias ausweist …” (149)
Steht Benedikt XVI. als doch ein wenig abseits von Papst Franziskus mit seinem Aufruf, die Armen dieser Welt nicht zu vergessen? Nein, denn in demselben Buch von Papst Benedikt XVI. heisst es auch: “In der prophetischen Entwicklung” im Alten Testament “erhält die Verantwortung für die Armen, die Witwen und die Waisen immer mehr den gleichen Rang wie die Einzigkeit der Anbetung des einen Gottes. Sie verschmilzt mit dem Gottesbild, definiert es ganz konkret.” Und: Nächstenliebe ist “Wahrnehmung der direkten Gegenwart Gottes im Armen und Schwachen.” (156f.)
Das, liebe “Aussenstehende”, die ihr Papst Franziskus rühmt, sind die Wurzeln der Kirche, das ist ihre Sendung, darin sind sich nicht nur die beiden letzten Päpste, sondern alle Katholiken und andere Christen in der Geschichte einig. Die Kirche bedarf zwar nach ihrer eigenen Überzeugung immer der Reform, aber diese wesentliche Botschaft, wie sie Papst Benedikt beschrieben hat, hat sie nie verloren!
Das zeigen unter vielem anderen die unzähligen Heiligen! So gesehen muss die Kirche nie zurück, sondern immer nur der einzelne Mensch! Um dieser Botschaft willen und nicht wegen der “Faszination” eines einzelnen Katholiken oder auch Papstes, “muss” man “trotz allem” in der Kirche bleiben, in sie eintreten und in sie zurückkehren, aus keinem anderen Grund!
Alles andere mag ein erster Schritt in die richtige Richtung sein! Aber wir Katholiken wünschen euch, den Aussenstehenden oder nur mit einem Fuss in der Kirche Stehenden, von Herzen, auch den zweiten, dritten und letzten Schritt zu tun: in die Kirche mit beiden Füssen und damit in die Richtung zu diesem Gott hin, den Jesus, die lange, wunderbare jüdische Geschichte erfüllend, uns gebracht hat! Man könnte auch sagen: Gott hat die Kirche “gemacht”, in Ihm sind ihre Wurzeln, die niemand ausreissen kann, zu Ihm führt die Kirche hin und bei Ihm wird die ganze Kirche ihre ewige Heimat finden!
Der grosse kath.net-Buchtipp:
Klartext I: Seht, wie sie miteinander streiten
Von Bischof Andreas Laun
150 Seiten
2013 Dip3 Bildungsservice GmbH
ISBN 978-3-902686-49-7
Preis 8.90 EUR
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