Bischöfe warnen vor “Kultur des Todes”

Slowakische Bischofskonferenz bezieht Position gegen Gender-Ideologie und Homo-“Ehe”

Heilige FamilieVon Stephan Baier

Bratislava/Wien, Die Tagespost, 4. Dezember 2013

Heftige öffentliche Kontroversen hat in der Slowakei ein Hirtenbrief der Bischöfe ausgelöst, der zum ersten Adventsonntag veröffentlicht wurde. Die slowakischen Bischöfe kritisierten darin die “Gender-Ideologie” als Beitrag zu einer “Kultur des Todes” und zu “sodomitischer Verwirrung, die dem Willen Gottes widerspricht und die Strafe Gottes vorbereitet”. Wörtlich heisst es in dem Schreiben: “Wenn sich der Mensch gegen Gottes Gesetze stellt, schafft er die Kultur des Todes.”

Gott habe dem Menschen das Leben geschenkt, aber dafür auch “Bedingungen geschaffen und Gesetze festgelegt”, heisst es in dem Hirtenbrief. Eine geordnete Familiengemeinschaft sichere jede Etappe des menschlichen Glücks. Die Familie sei “eine Institution Gottes, die die Welt überdauert”. Es liege nicht in der Macht des Menschen, sie zu vernichten, aber “er kann sie verstümmeln, und dies geschieht in der heutigen Welt”. Dadurch werde das Leben in Gefahr gebracht und eine “Kultur des Todes” hergestellt. Die “Akteure der Todeskultur” würden Begriffe wie Menschenrechte und Kinderrechte benutzen, um “durchzusetzen, was den Menschen und Kindern schadet”, so die slowakischen Bischöfe.

Die Bischöfe werfen den Vertretern der “Gender-Ideologie” vor, anstelle der Zuerkennung gleicher Würde und gleicher Rechte an Mann und Frau, “auf etwas ganz anderes” zu zielen: “Sie wollen uns überzeugen, dass keiner von uns von Natur aus als Mann oder als Frau existiert; sie wollen also dem Mann das Recht und die Identität des Mannes nehmen, und der Frau das Recht und die Identität der Frau, und der Familie das Recht und die Identität als Familie, damit sich der Mann nicht mehr als Mann und die Frau nicht als Frau fühlen, und damit die Ehe nicht mehr die einzige von Gott gesegnete Gemeinschaft von Mann und Frau ist, sondern sie wollen auf die Ebene der Ehe auch die Gemeinschaft zweier Männer oder Frauen stellen.” Dies sei eine “sodomitische Verwirrung”.

Die Bischöfe kritisieren scharf, dass “Vertreter vieler Länder” diesen “Akteuren der Kultur des Todes” in der Gesetzgebung entgegenkommen: “Sie haben keinen moralischen Stolz und bringen ihr Volk nicht nur um seine Würde, sondern geben es durch Gesetze dem Untergang preis.” Dies sei ein “Verlust des Überlebenssinnes”. Ausdrücklich danken die Bischöfe in ihrem Hirtenwort jenen Personen und Institutionen, die “sich dieser nahenden Gefahr bewusst sind und zum Schutz der Familie und der Kultur des Lebens den Marsch für das Leben in Kosice organisiert haben”. In Kosice (Kaschau) kamen am 22. September gut 80 000 Menschen zum “Marsch für das Leben” zusammen. Nach Ansicht der Bischöfe hätte dieser Marsch für das Leben “ein Appell, eine Ermutigung und moralische Unterstützung für unsere Staatsvertreter” sein sollen, doch hätten diese “ziemlich gleichgültig Stellung genommen, was zeigt, dass sie die Kultur des Todes bereits verinnerlicht haben, da sie ihren Akteuren nach wie vor grossen Raum und beachtliche Unterstützung einräumen”. Die Bischöfe erwarten, dass die Gender-Ideologie in die Schul- und Vorschulprogramme aufgenommen werden soll.

Mit “Blick auf die Familie von Nazareth” mahnen die slowakischen Bischöfe in ihrem Hirtenbrief zum Advent, “um jeden Preis die gesunde Entwicklung der Kinder vor der gefährlichen Gender-Ideologie zu schützen”. Wohl auch mit Blick auf die in wenigen Monaten anstehenden Präsidentenwahlen schreiben die Bischöfe: “Unsere Stimme bei beliebigen Wahlen kann nur jener Kandidat erhalten, der die Kultur des Todes ablehnt.”

In der Slowakei, wo gut siebzig Prozent der 5, 4 Millionen Einwohner der katholischen Kirche angehören, wurden die mahnenden Worte der Bischöfe unterschiedlich aufgenommen. Auch in der Politik: Während ein Sprecher der slowakischen Regierung von der Verbreitung falscher Gerüchte sprach, lobte der Vorsitzende der christdemokratischen Partei KDH und frühere slowakische EU-Kommissar Ján Figel die Bischöfe für ihre Wachsamkeit und meinte, der Hirtenbrief könne helfen, die wahren Werte wieder herzustellen. Die linke Tageszeitung “Pravda” zitierte “Aktivisten”, die das Hirtenwort alarmiert aufnahmen. Andere slowakische Medien schrieben, die Kirche drohe den Menschen mit der Strafe Gottes. Der Hirtenbrief schaffe einen “imaginären Feind”, empöre die Gläubigen und schüre Polarisierung und Hass.

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