Gründlichkeit vor Schnelligkeit
Gründlichkeit vor Schnelligkeit, lautet die römische Devise in Sachen Limburg
Die Tagespost, 18. Oktober 2013,von Markus Reder
Nun hat also der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof em. Zollitsch, mit Papst Franziskus gesprochen. Über die Kirche in Deutschland und den “Fall Tebartz-van Elst”. Das Ergebnis muss jene Kopf-ab-Fraktion enttäuschen, die mit dem schnellen päpstlichen Fallbeil gerechnet hat. Gründlichkeit vor Schnelligkeit, lautet die römische Devise in Sachen Limburg. Das ist vernünftig. Diesseits wie jenseits der Alpen ist man sich wohl bewusst, dass der Druck riesig und der Vertrauensverlust immens ist. Längst geht die Causa Limburg zu Lasten der gesamten katholischen Kirche in Deutschland. Dass da etwas geschehen muss, ist offensichtlich. Doch Rom behält sich vor, Entscheidungen nicht nach den Erregungskurven der Medien zu takten.
Dafür gibt es Gründe: Weder darf Limburg zum Exempel werden, zur praktischen Anleitung für Treibjagden nach dem Motto “Wie jage ich unbequeme Bischöfe aus dem Amt”. Noch darf der Eindruck entstehen, weil jemand romverbunden ist, drückt man im Vatikan schon mal ein Auge zu. Das eine wäre so fatal wie das andere. Also gilt es vor allem, Fakten zu prüfen.
Erst seit Freitag arbeitet die von der Bischofskonferenz eingesetzte Prüfungskommission zur Finanzierung des Bauprojekts auf dem Limburger Domberg. Deren Ergebnisse sind massgeblich für eine Beurteilung der Situation. Auch da zählt vor allem Gründlichkeit. Mehr Gründlichkeit wäre im Übrigen all jenen Medien zu wünschen, die ungeprüft Behauptungen in die Welt gesetzt haben. Die 15 000-Euro-Wanne hat Schlagzeilen gemacht, es gibt sie nicht im Limburger Bischofshaus. Das macht aus einem 30-Millionen-Bau kein bescheidenes Heim, aber der Vorgang zeigt beispielhaft: Stimmungsmache geht vor Seriosität.
Inzwischen kreisen in Redaktionen Auszüge aus Protokollabschriften des Limburger Vermögensverwaltungsrates. Deren Inhalt entlastet den Bischof zumindest teilweise, weil er Schilderungen von Verwaltungsratsmitgliedern klar widerspricht. Doch bisher hat sich keiner der an den Sitzungen Beteiligten zu Wort gemeldet. Warum? Was stimmt? Was nicht? Wer taktiert, um den eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen? In Limburg sind noch immer viele Fragen offen. An gründlicher Aufklärung führt kein Weg vorbei.
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