Ehe braucht schöpferische Geschlechterdifferenz
Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz
Generationengerechtigkeit Teil 1
Generationengerechtigkeit Teil 2
Religionsphilosophin referierte über anthropologische Grundkonstanten in der Beziehung zwischen Mann und Frau
Wien, 26. Oktober 2013, kath.net/KAP
Die Ehe zwischen Mann und Frau beruht auf einer Geschlechterdifferenz, auf die sich die Partner einlassen müssen und die es in der bleibenden Differenz schöpferisch zu leben gilt. Das führte die renommierte deutsche Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz bei einer Festrede am Mittwoch in Wien aus.
Es ging um die anthropologischen Grundkonstanten zwischen Mann und Frau und um das Gelingen von Ehe. Anlass dafür war ein Dankfest für Prof. Günter Danhel, der von 1996-2013 das von der Bischofskonferenz getragene Institut für Ehe und Familie (IEF) leitete und mittlerweile in den Ruhestand getreten ist.
Gerl-Falkovitz richtete eingangs den Blick auf grosse Mythen der Weltgeschichte: So zeigten die indischen “Upanishaden”, dass die Verbindung zwischen Mann und Frau immer auch eine sakral-kosmische und schöpferische Dimension habe, bei der die Welt aus dem Eros entstehe. Im chinesischen “Tao Te King” werde zudem deutlich, dass Verschiedenes zusammenkommen müsse, um gleichermassen Dynamik und Stabilität zu ermöglichen. Gleichzeitig würden Mythen und Märchen auch die Erfahrung enthalten, “dass Mann und Frau einander lebenslang rätselhaft und fremd bleiben”, so die an der Theologischen Hochschule in Stift Heiligenkreuz lehrende Philosophin.
Diese in der menschlichen Kultur in mythischer Weise beschriebenen Facetten von Ehe ergänzte Gerl-Falkovitz um die fundamentale Bedeutung der Leiblichkeit. Der fremde Leib sei eine “unergründliche Herausforderung” bei gleichzeitiger “Entzogenheit”. Mann und Frau müssten sich in die Leiblichkeit des je anderen “hineinverlieren, um sich darin zu finden und die bleibende Differenz auszuhalten.” Dies erfordere “Mut”, gerade mit Blick auf eine lebenslange gemeinsame Beziehung.
Der Stellenwert von Leiblichkeit zeige sich auch in der Deutschen Sprache, die eine gemeinsame Wortwurzel für Leib, Liebe und Leben kenne.
Es gelte zudem die Grunderfahrung anzunehmen, dass Mann und Frau in der Ehe durch den anderen auch anders werden: So wie ein Mann durch die Frau zum Vater wird, kann die Frau durch den Mann zur Mutter werden. “Die Geschlechter geben somit einander etwas, was sie sich auch nicht mehr zurückgeben können”.
Angesichts der Zerbrechlichkeit von Beziehungen zwischen Frau und Mann gelte es, deren anthropologische Grundkonstanten zu beachten, riet Gerl-Falkovitz. Dazu gehört das bewusste Annehmen der “leibhaften Vorgabe unterschiedlicher Geschlechter” beim gleichzeitigen Wunsch “ein Fleisch sein zu wollen”.
Dies brauche zudem “Unauflöslichkeit als Horizont”, also ein entschiedenes “Du für immer” am Beginn der Ehe.
Schliesslich solle die Ehe offen sein auf Familie hin, um sich “das Kind durch den anderen geben zu lassen”. Von daher bekomme die Ehe zwischen Mann und Frau jene Schöpfungsdimension, wie sie schon in den alten Mythen beschrieben ist.
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