Voderholzer: ‘Zölibat – geistliche Fruchtbarkeit und Vaterschaft’
Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer weihte 12 Männer zu Priestern
-“Jeder dieser Männer hätte darüber hinaus ein guter Familienvater werden können”
Regensburg, 2. Juli 2013, kath.net/pbr
In der Wolfgangswoche feiert die Diözese Regensburg jährlich ihren Bistumspatron. Höhepunkt der festlichen Woche ist die Feier der Priesterweihe im Regensburger Dom St. Peter. Am Samstag, dem Fest von Peter und Paul, spendete Bischof Rudolf Voderholzer 12 Männern das heilige Sakrament der Priesterweihe. “Eine wahrhaft apostolische Zahl”, so der Regensburger Oberhirte in seinen Begrüssungsworten.
Rund 1.500 Gläubige aus dem gesamten Bistum, darunter viele Verwandte und Freunde der Weihekandidaten, waren in die ehrwürdige Kathedrale gekommen, um mit den 12 Diakonen dieses ausserordentliche Ereignis mitzufeiern. Die Priesteramtskandidaten traten einzeln vor den Regensburger Oberhirten und bekundeten ihre innere Bereitschaft zum Dienst an der Kirche in Einheit mit dem Bischof. Der Leiter des Priesterseminars, Regens Martin Priller, erklärte gegenüber dem Bischof, dass das Volk und die Verantwortlichen befragt worden und die Kandidaten für würdig befunden worden seien, die Weihe zu empfangen.
Auf die Weihe durch die Handauflegung des Regensburger Oberhirten folgten Riten, die das Geschehen und den Auftrag der Priester ausdeuten. Die Männer wurden mit Stola und Messgewand bekleidet und die Hände wurden ihnen gesalbt. Aus der Hand von Bischof Rudolf erhielten sie Hostienschale und Kelch zur Feier der Eucharistie. Mit dem Friedensgruss, der Umarmung durch den Bischof und die anwesenden Priester, endete die Weihehandlung. Im Anschluss feierten die 12 Männer mit Bischof Rudolf Voderholzer und den Gläubigen erstmals als geweihte Priester die Eucharistiefeier. Beim Auszug aus dem Regensburger Dom begrüssten Hunderte von Gläubigen die neuen Priester mit Glückwunschrufen und lang anhaltendem Applaus. Die Regensburger Domspatzen gestalteten die Weihefeier musikalisch.
Zu Beginn seiner Predigt dankte Bischof Rudolf allen, die die Weihekandidaten ausgebildet und auf ihrem Weg bis zur Weihe begleitet haben, und insbesondere seinem Vorgänger Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, dem, so der Bischof, die Priesterausbildung ein grosses Anliegen gewesen sei und dessen Früchte er heute ernten dürfe. Die Zahl 12, so der Bischof, sei vor allem eine heilige Zahl. Jesus habe 12 Männer in seine besondere Nachfolge gerufen. Die zeitgenössischen Rabbiner hätten in der Regel maximal 5 Schüler gehabt. In dem Augenblick, als Jesus diese 12 schuf sei deutlich geworden: Hier handele einer mit göttlicher Vollmacht und Autorität, denn nur Gott selbst könne das Volk Gottes, das Zwölf-Stämme-Volk neu sammeln und ihm neue Stammväter geben. Die zwölf Apostel seien die Stammväter des neuen Israel, der Kirche. Ihre Aufgabe bestand und bestehe auch heute darin, sein Wirken zum Heil für die Menschen zu vergegenwärtigen, dorthin zu tragen, wohin er selbst nicht kommen konnte: “Nachfolger der Apostel sind die Bischöfe und ihre Helfer, die Priester. So wie Jesus die Zwölf schuf und sandte, so sendet er heute Sie! Sie sind berufen und befähigt, in seinem Namen das Evangelium zu verkünden, den Kranken Trost zu spenden und um die Heilung zu beten, den Notleidenden beizustehen, die Menschen zu sammeln, vor allem aber in seinem Namen die Sakramente zu spenden”, erklärte Bischof Rudolf an die Weihekandidaten gewandt.
Durch die Veröffentlichung des Familienpapiers der Evangelischen Kirche Deutschland sah sich Bischof Rudolf Volderholzer geradezu genötigt, eine Lanze für das biblische Ehe-Verständnis als eines Bundes von einem Mann und einer Frau, die sich in unverbrüchlicher Treue zugetan seien, zu brechen: Eine Lanze für ein Verständnis von Ehe und Familie als Keimzelle der Gesellschaft und Ermöglichung von Zukunft in Kirche und Gesellschaft, so der Regensburger Oberhirte, der sich in diesem Zusammenhang bei dem Regensburger Oberkirchenrat Dr. Hans-Martin Weiss bedankte, der ihm für seine Aufforderung an die Lutheraner, auf den Boden der gemeinsam als Glaubensgrundlage geschätzten Heiligen Schrift zurückzukehren, persönlich seine Solidarität vermittelt habe. Dies, so Bischof Rudolf, sei ein grossartiges und ermutigendes ökumenisches Zeichen.
Seine Ausführungen zum biblischen Eheverständnis und der Eheverzicht der zwölf Männer, die an diesem Tage das heilige Sakrament der Priesterweihe empfingen, seien, so Bischof Rudolf, eng miteinander verbunden. Die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen, sei nicht Ausdruck der Verachtung der Ehe, sondern setze im Gegenteil eine hohe Achtung der Ehe voraus. Der Zölibat sei nicht Ausdruck einer vermeintlichen Leibfeindlichkeit oder einer lebensfeindlichen Askese: “Die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen ist ein Zeugnis des ganzen Menschen, eine Predigt mit Leib und Seele, die sagen will: Was für eine grosse und wunderbare Sache muss das Reich Gottes sein, muss das Evangelium sein, muss die Freundschaft in der Nachfolge Jesu sein, wenn ein junger Mensch sogar bereit ist, dafür auf eine so grosse und heilige Sache wie die Ehe und eine Familie, eigene leibliche Kinder zu verzichten”, führte Bischof Rudolf aus und betonte, dass die Wertschätzung der Ehe und Wertschätzung der Ehelosigkeit sich nicht ausschlössen, sondern einander sogar bedingten. An die Gläubigen und die 12 Männer gerichtet sagte der Oberhirte: “Jeder dieser Männer hätte darüber hinaus ein guter Familienvater werden können. Der Zölibat ist nicht die Flucht vor der Verantwortung, sondern Antwort auf den Ruf Jesu hin zu einer anderen, zu einer geistlichen Fruchtbarkeit und Vaterschaft”.
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