Das Weinen Gottes ob des Wahnsinns des Krieges
Franziskus-Perle vom Sonntag
Krieg ist Selbstmord der Menschheit, der die Liebe tötet. Hinter jedem Krieg steht die Sünde, der Götzendienst des Geldes und der Macht, der dazu bringt, den Bruder zu töten. Von Armin Schwibach
Rom, kath.net/as, 3. Juni 2012
Der Krieg ist der Selbstmord der Menschheit, weil er das Herz und die Liebe töten. Mit diesen Worten wandte sich Papst Franziskus am gestrigen Sonntag an die versammelte Gemeinde.
Am Gottesdienst in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses “Domus Sanctae Marthae” nahm eine Gruppe von 80 Gläubigen teil, die sich aus Verwandten von Soldaten zusammensetzte, die in den letzten vier/fünf Jahren bei Friedensmissionen, besonders in Afghanistan, gefallen waren, sowie aus einigen Soldaten, die bei den Missionen verletzt wurden. Die Verwandten der Gefallenen waren 55. Sie gedachten des Todes von 24 Soldaten. Dazu kamen 13 Verletzte in Begleitung einiger Angehöriger. Die Messe wurde am 2. Juni gefeiert, Fest der italienischen Republik, “ein bedeutsamer Tag”, wie der Militärbischof Vincenzo Pelvi in seinem Grusswort in Erinnerung rief.
“Der Herr hört das Gebet aller!“, so der Papst: jenes des Salomon am Tag der Weihe des Tempels, aber auch das Gebet eines jeden von uns. Franziskus ging auch auf das Evangelium vom 9. Sonntag im Jahreskreis ein (CI), das vom Hauptmann berichtet, der zu Jesus geht, um um die Heilung eines seiner Diener zu bitten: “Unser Gott hört das Gebet aller”, nicht aber so, als handle es sich um namenlose Menschen, sondern das Gebet von allen und einem jeden einzelnen. “Unser Gott ist der Gott des Grossen und der Gott des Kleinen”, so der Papst. “Unser Gott ist Person”, die alle mit dem Herzen höre und mit dem Herzen liebe.
“Heute sind wir gekommen, um für unsere Toten zu beten, für unsere Verletzten, für die Opfer jenes Wahnsinns, der der Krieg ist! Er ist der Selbstmord der Menschheit, da er das Herz tötet, er tötet gerade dort, wo die Botschaft des Herrn ist: er tötet die Liebe! Denn der Krieg kommt aus dem Hass, aus dem Neid, aus dem Verlangen nach Macht, und auch – wie oft sehen wir dies! – aus jener frenetischen Sucht nach mehr Macht”.
Auch in der Geschichte könne man sehen, dass die Grossen der Erde die lokalen Probleme, die wirtschaftlichen Probleme oder die Wirtschaftskrisen mit einem Krieg lösen wollen.
“Warum?“, fragte sich Franziskus: “Weil für sie das Geld wichtiger ist als die Menschen! Und der Krieg ist gerade das: er ist ein Akt des Glaubens an das Geld, an die Götzenbilder, an die Götzenbilder des Hasses, an das Götzenbild, das dich dazu bringt, den Bruder zu töten, das dich dazu bringt, die Liebe zu töten. Mir kommt jenes Wort unseres Gottes und Vaters an Kain in den Sinn, der seinen Bruder aus Neid getötet hatte: ‘Kain, wo ist dein Bruder?’ Heute können wir diese Stimme hören: es ist Gott, unser Vater, der weint, der ob unseres Wahnsinns weint, der zu uns allen sagt: ‘Wo ist dein Bruder?’. Der zu allen Mächtigen der Erde sagt: ‘Wo ist euer Bruder? Was habt ihr getan?'”.
Der Papst rief auf, zum Herrn zu beten, damit er von uns alles Übel abwende. Dieses Gebet solle auch unter Tränen, “unter den Tränen des Herzens” an den Herrn gerichtet werden:
“Wende dich uns zu, o Herr, und erbarme dich unser, weil wir traurig sind, weil wir verängstigt sind. Schau auf unser Elend und auf unsere Armseligkeit und vergib alle Sünden, da hinter einem Krieg immer die Sünden stehen: da ist die Sünde des Götzendienstes, die Sünde der Ausbeutung der Menschen auf dem Altar der Macht, auf dem sie geopfert werden. Wende dich uns zu, o Herr, und erbarme dich unser, weil wir traurig und verängstigt sind. Schau auf unser Elend und auf unsere Armseligkeit! Wir sind sicher, dass der Herr uns hören und etwas tun wird, um uns den Geist der Tröstung zu schenken. Amen”.
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