Das ‘Alles’ Jesu und das ‘Nichts’ des Geistes der Welt

Franziskus-Perle des Tages: Die Logik der Welt gegen die Logik Gottes

 Die Gerechtigkeit des Himmelreiches ist höher als jene der Welt, des ‘Auge für Auge, Zahn für Zahn’. Die Logik der Welt gegen die Logik Gottes

Rom, kath,net/as, 17. Juni 2013

Für den Christen ist Jesus “alles”. Ihm entspringt sein Grossmut. Die Gerechtigkeit, die Jesus bringt, ist höher als jene der Schriftgelehrten, als jene des “Auge für Auge, Zahn für Zahn”. Dies erklärte Papst Franziskus in seiner Predigt zur heiligen Messe am Montag der elften Woche im Jahreskreis (CI) in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses “Domus Sanctae Marthae”.

Es konzelebrierten die Kardinäle Attilio Nicora und Luis Antonio Tagle, Erzbischof von Manila (Philippinen). Am Gottesdienst nahmen unter anderen die Mitarbeiter der Finanzinformationsbehörde (AIF) sowie eine Gruppe von Angestellten der Vatikanischen Museen in Begleitung des Verwaltungsdirektors, Paolo Nicolini, teil.

“Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.” Der Papst konzentrierte sich in seinen Ausführungen auf das Evangelium vom Tag (Mt 5,38-42) und die schockierenden Worte, die Jesus an seine Jünger richtet. Die Sache mit der Ohrfeige “ist zu einem Klassiker geworden, um über die Christen zu lachen”. Im Leben lehre die “normale Logik”, dass “wir kämpfen müssen, dass wir unseren Platz verteidigen müssen”. Wenn sie einem also eine Ohrfeige gäben, “dann werden wir zwei geben, so verteidigen wir uns”. Franziskus fügte hinzu, dass – wenn er den Eltern rate, ihre Kinder zu tadeln – er ihnen immer sage, sie sollten nie eine Ohrfeige auf die Wange geben, denn: “die Wange bedeutet die Würde”. Jesus dagegen gehe nach der Ohrfeige auf die Wange weiter und erkläre, auch den Mantel zu geben, sich aller Dinge zu entkleiden.

“Die Gerechtigkeit, die er bringt”, so der Papst weiter, “ist eine Gerechtigkeit, die sich völlig von jener des ‘Auge für Auge, Zahn für Zahn’ unterscheidet. Sie ist eine andere Gerechtigkeit!” Dies könne man verstehen, wenn er heilige Paulus von den Christen als von Menschen spreche, die nichts haben und dagegen alles besitzen. Gerade in diesem “alles”, das Jesus sei, werde die Sicherheit des Christen deutlich: “Das ‘Alles’ ist Jesus Christus. Die anderen Dinge sind ‘nichts’ für den Christen”. Für den Geist der Welt dagegen seien die Dinge “alles”: der Reichtum und die Eitelkeit, hochgestellte Posten, wobei Jesus “das Nichts” ist. Wenn also ein Christ 100 Kilometer gehen könne, obwohl von ihm nur 10 Kilometer gefordert werden, so sei dies deshalb der Fall, “weil für ihn das ‘nichts’ ist und er in aller Ruhe den Mantel geben kann, wenn sie ihn um sein Hemd bitten”. Darin besteht also für den Papst “das Geheimnis des christlichen Grossmuts, der immer zusammen mit der Sanftmut einhergeht: das ‘Alles’, das Jesus Christus ist”.

“Der Christ ist ein Mensch, der sein Herz weit macht”, so Franziskus: “mit diesem Grossmut, da er ‘das Alles’ hat, das Jesus Christus ist. Die anderen Dinge sind das ‘Nichts’. Sie sind gut, sie nützen, aber im Augenblick der Entscheidung wählt er immer das ‘Alles’, mit jener Sanftmut, jener christlichen Sanftmut, die das Zeichen der Jünger Jesu ist: Sanftmut und Grossmut. Und so zu leben ist nicht leicht, da sie dich ja wirklich ohrfeigen, nicht? Und wie! Und auf alle beiden Wangen. Doch der Christ ist sanftmütig, der Christ ist grossherzig: er weitet sein Herz. Wenn wir aber Christen mit einem beschnittenen Herzen vorfinden, mit einem klein gewordenen Herzen, Christen, die nicht in Ordnung sind… ist das kein Christentum: das ist als Christentum getarnter Egoismus”.

Der wahre Christ “versteht es, diese bipolare Entgegensetzung zu lösen, diese Spannung zwischen dem ‘Alles’ und dem ‘Nichts’, wie Jesus uns geraten hatte: ‘Sucht zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und das andere kommt dann später'”.

“Das Reich Gottes ist das ‘Alles'”, so der Papst eindringlich: “der Rest ist zweitrangig, keine Hauptsache. Und alle christlichen Fehler, alle Fehler der Kirche, all unsere Fehler entstehen daraus, wenn wir zum ‘Nichts’ sagen, dass es ‘Alles’ ist, und zum ‘Alles’, dass… tja, es scheint, dass es nichts zählt… Jesus nachfolgen ist nicht leicht, nicht leicht. Aber ebenso wenig schwierig, weil der Herr auf der Strasse der Liebe die Dinge so richtet, dass wir weitergehen können. Der Herr selbst macht uns das Herz weit”.

Angesichts dieser Vorschläge hinsichtlich der Ohrfeigen, des Mantels, der 100 Kilometer müsse man den Herrn bitten, dass er unser Herz weite, “damit wir grossmütig und mild sind und nicht für Geringfügigkeiten, für das alltägliche ‘Nichts’ kämpfen“:

“Wenn sich einer für ‘das Nichts’ entscheidet, so entstehen aus dieser Entscheidung die Auseinandersetzungen in einer Familie, in den Freundschaften, mit den Freunden, auch in der Gesellschaft. Auseinandersetzungen, die beim Krieg enden: um das ‘Nichts’! Das ‘Nichts’ ist der Same von Kriegen, immer. Weil es der Same des Egoismus ist. Das ‘Alles’ ist jenes Grosse, es ist Jesus. Bitten wir den Herrn, dass er unsere Herzen weite, dass er uns demütig, sanftmütig und bescheiden mache, da wir das ‘Alles’ in ihm haben. Und dass er uns davor bewahre, alltägliche Probleme um das ‘Nichts’ zu schaffen”.

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