Der Notar des Konklaves

Zeremonienmeister des Konklaves Guido Marini als Notar bei der Papstwahl

Rom, kath.net/KNA, 2.März 2013,  von Johannes Schidelko

Zu den führenden Akteuren in der Zeit der Sedisvakanz zwischen Papstrücktritt, Konklave und Wahl zählt der Zeremonienmeister: der aus Norditalien stammende Prälat Guido Marini (48). Während der Amtsverzicht von Benedikt XVI. für viele vatikanische Führungskräfte das Ende auch ihrer Amtszeit bedeutet, erhält der Zeremoniar für diese Zwischenphase sogar zusätzliche Aufgaben. Als einer der wenigen Nicht-Kardinäle ist er beim Konklave mit dabei, zumindest zeitweise. Und er übernimmt Notarsfunktionen, wenn er die Annahme der Wahl durch den neuen Papst und den von ihm angenommenen Namen beurkundet.

Fünf Jahre lang stand Guido Marini bei fast allen grossen Papstgottesdiensten links hinter Benedikt XVI. Er assistierte dem Kirchenoberhaupt bei den liturgischen Feiern, reichte ihm Messbuch und Mitra. Und er dirigierte unauffällig eine ganze Schar von Hilfszeremoniaren und Helfern, die für einen ordnungsgemässen und würdigen Ablauf der Feiern zu sorgen hatten. Guido Marini übernahm das Amt im Herbst 2007 von seinem Namensvetter Erzbischof Piero Marini (71), einem erfahren und von der Liturgiereform des Konzils geprägten Kirchenmann, der auf den wenig bedeutenden Posten eines Präsidenten des Komitees für die Eucharistischen Weltkongresse versetzt wurde.

Der gelernte Kirchenjurist und Kommunikationspsychologe Guido Marini gilt als Vertrauensmann des bisherigen Kardinalstaatssekretärs Tarcisio Bertone. Er war dessen Zeremonienmeister und Privatsekretär, als der fussballbegeisterte Kardinal zwischen 2002 und 2006 Erzbischof von Genua war. In diesen Funktionen diente Marini anschliessend auch dessen Nachfolger Angelo Bagnasco, heute Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz.

Mit Benedikt XVI. teilte Marini das Bemühen um eine klare, ungetrübte Liturgie. Er sorgte dafür, dass Elemente der Volksfrömmigkeit aus der Messliturgie in ein Vorprogramm oder einen Nachspann verschoben wurden. Das galt etwa für den Gesang der “Kalenden” zum Weihnachtsfest und für den Blumentanz der Kinder vor der Krippe ebenso wie für die Überreichung des Kardinalsrings bei der heiligen Messe anlässlich eines Konsistoriums.

Auch bei der bevorstehenden Messe zum Amtsantritt des neuen Papstes werden die Elemente der Installation aus dem liturgischen Ablauf herausgezogen. Inwieweit Marini bei seinen Änderungen Wünsche des Papstes vorausahnte oder seinerseits einem Wink Folge leistet, wurde nie bekannt.

Für das Konklave kann der Zeremonienmeister im Wesentlichen auf die Arbeiten seines Vorgängers zurückgreifen. Piero Marini hatte 1996 im Auftrag von Johannes Paul II. (1978-2005) ein Rituale für den Papsttod und das Konklave vorbereitet. Es wurde 1998 fertiggestellt, vom Papst approbiert und gedruckt. Und es gelang ihm – was im Vatikan ungewöhnlich ist – die beiden Bände bis zum Papsttod 2005 geheim zu halten. Dieses Werk ist nun auch für Guido Marini Grundlage der Riten und Feiern zur Sedisvakanz.

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