Im Haus des Papstes
Dankbarkeit und Gebete der bayerischen Gläubigen in Marktl am Inn
Von Mario Ponzi (Osservatore Romano)
Marktl am Inn, kath.net/Osservatore Romano, 13. Februar 2013
In Marktl am Inn scheint die Uhr der Zeit zurückgedreht worden zu sein. Um mindestens acht Jahre. Gestern nachmittag, Montag, 11. Februar, wimmelte der kleine Platz, auf den das Haus schaut, in dem am 16. April 1927 um 04.14 Uhr Joseph Ratzinger zur Welt kam, von Journalisten. Eine Szene, wie man sie schwerlich an einem Ort zu sehen bekommt, der kaum mehr als 27 Quadratkilometer gross ist und an dem kaum dreitausend Seelen wohnen, die wohl kaum über etwas Ausserordentliches zu berichten hätten ausser über die ehrlich vollbrachte harte Arbeit jedes Tages.
Aber wie es der Zufall will, sind diese dreitausend Menschen die Mitbürger Benedikts XVI. Und so gelangten sie an jenem 19. April 2005 in die Schlagzeilen, unter die Scheinwerfer von Dutzenden und Aberdutzenden von Journalisten und Fernsehtruppen, wie sie dort nie jemand zu Gesicht bekommen hatte. “Es kommt mir vor, als wären wir an jenen Tag zurückgekehrt2, vertraut mir Signor Guido an, ein Ingenieur aus Paestum, der vor über vierzig Jahren nach Deutschland auswanderte und der sich heute, im Ruhestand, damit beschäftigt, die Touristen herumzuführen, die hierherkommen, um eben dieses Haus zu besichtigen, in dem der Papst geboren wurde.
Guido, und mit ihm alle anderen Einwohner von Marktl am Inn, hat die Nachricht aus dem Fernsehen erfahren. “Wir sind völlig überrascht auf den Platz gekommen”, so fährt er fort, “und dann hat eine Flüsterpropaganda angefangen quasi von Haus zu Haus. Ich habe auf den Gesichtern der Leute zunächst Ungläubigkeit gesehen, aber allmählich ist diese Ungläubigkeit einem sehr eloquenten Stolz gewichen auf eine Persönlichkeit mit so viel Glaubwürdigkeit wie die, die unser Papst erwiesen hat. Denn er ist und bleibt “unser” Papst, auch für mich, der nur ein Adoptivsohn dieses Landes ist.
Als die Delegation des Päpstlichen Rats für die Pastoral im Krankendienst in das kleine bayerische Städtchen kam, um den geplanten Besuch im Geburtsort Joseph Ratzingers zu machen, zur Krönung des Weltkrankentags, da haben sie Menschen vorgefunden, die, anders als man wohl hätte erwarten können, nichts anderes als einen ruhigen, aber herzlichen Empfang für die Ehrengäste gezeigt haben. Ihre einzige Sorge war, wie sie dem Ansturm der Reporter entgehen könnten. Sie hatten nicht anders zu sagen als “Wir sind auf Seiten unseres Papstes. Wenn er das so beschlossen hat, dann ist das recht.”
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