Das Jahr des Glaubens – kostbare Chance
Nicht nur über Gott – vielmehr auch wieder mit Gott sprechen
Das Jahr des Glaubens – kostbare Chance. Von Michaela Voss
Linz, kath.net/www.jahrdesglaubens.de, 15. Januar 2013
Erneuerung, Neuevangelisation, neues Profil, Wissen, Lehren, Künden, Sprechen, Aktionen, Veranstaltungen, Fragen, Antworten, Suche, Prognosen, Hoffnungen, … lange kann man eine Liste von Schlagworten zum Jahr des Glaubens fortsetzen.
Im Allgemeinen, fällt auf, dass man im Jahr des Glaubens besonders bemüht und engagiert ist:
• mehr über Gott zu hören
• mehr über Gott zu sprechen
• mehr über den Glauben zu lernen
• mehr über den Glauben zu verkünden und zu lehren • …
Wie wäre es, wenn wir bei all diesen wertvollen Bemühungen auch nicht vergessen, dass es da ein geistliches Gesetz gibt, das sehr wichtig und doch kaum noch bekannt scheint:
• Wir dürfen lernen, wieder neu und mehr auf Gott zu hören. Auch wenn man noch so viel über Gott hören kann – bleibt es manchmal eher fruchtlos – weil man Gott, den Herrn, mehr nur vom “Hören-Sagen” kennt – aber kaum und viel zu wenig persönlich! Ohne Gebet, ohne Anbetung, ohne Schweigen und still werden, ohne diese Ehrfurcht, die hinhört, aufmerksam sich an Gott orientieren will, lauscht, betrachtet … werden die Informationen über Gott und den Glauben nur reine Information bleiben – ohne echte Konsequenz und ohne Wandlungskraft. Auf Gott hören lernen, sein Wort wieder in Vertrautheit kennen, … ist das Fundament, das uns glaubwürdig in der Folge auch wieder von Gott erzählen und künden lässt – authentisch, überzeugend und echt.
• Wir dürfen lernen, wieder zu Gott zu sprechen, denn so viel wir auch über Gott reden mögen, wenn wir nicht mehr mit ihm kommunizieren, bleiben alle Worte hohl und leer, im besten Fall Theorie … aber eher ohne Wirkung oder Frucht für die Ewigkeit. Das Gebet, das hören gelernt hat, kann dann auch Gottes Sprache verstehen und lernt diese Sprache auch sprechen. Gebet mit den Worten, die aus dem Licht der Gegenwart Gottes und seiner Selbstoffenbarung herausfließt, wird das, was davon berührt wird, verwandeln! Gebet in der Wirksamkeit und Erlöserkraft des Wortes Gottes wird alles auf den Flügeln der Gnade wieder zu Gott zurück tragen, was wir von ihm empfangen, mit dem mächtigen Gewicht von Ewigkeitswert und Heilsgeschichte.
• Wir dürfen im Alltag konkret einen neuen Glaubensvollzug erlernen. Wir dürfen lernen, überall Gott gegenwärtig zu finden, den Glauben in seinen Ausdrucksformen mitten in der Welt, im Beruf, … einzuüben. Es ist freilich wichtig, dass man vom Verstand und Bewusstsein her weiß, woran man glaubt – aber mindestens ebenso wichtig, wenn nicht wesentlicher ist es, dass man diese Kenntnis dann auch lebendig werden lässt, denn sonst bleibt es nur nutzloses Wissen – wird aber niemals lebendige Weisheit! Es ist unerlässlich, den Glauben zu kennen – doch gerade diese Vertrautheit entsteht auch da, wo wir praktisch und täglich diese Einsichten umsetzen: Im Gebet, das z.B. mit Stoßgebeten den ganzen Tag durchstrahlt, oder im Lesen der Heiligen Schrift, deren Anspruch dann den ganzen Tag neu beleuchtet und uns den Maßstab Gottes im Alltag anlegen lässt. In der Teilnahme an der täglichen Liturgie (vor allem der Heiligen Messe), weil wir dort sowohl hören, als auch mitvollziehen, lernen und leben, … weil dort der Glaube im Vollsinn und auf allen Ebenen gegenwärtig ist und uns prägen will. …
• Wir dürfen wieder lernen Gott zu fragen, was er von uns wünscht – nicht nur was wir von ihm haben wollen. Wir dürfen lernen wieder zu fragen was er will, dass wir tun sollen, denn sonst bleiben die Verkündigung und alle Projekte “kleines Menschenwerk” und sind letztlich nicht viel mehr als ein religiös angehauchtes Sozialkonzept, wie es die weltlichen Instanzen sogar oft viel besser leisten. Was würde sich jedoch alles ändern, wenn wir zuerst Gott um seinen Rat, seinen Auftrag, seinen Segen bitten, wenn wir ihm den Vorrang geben, der ihm gebührt …? Wie anders kann dann Verkündigung wahrhaft vollmächtig und glaubhaft werden, wenn wir von einem Glauben Zeugnis geben, der uns immer mehr erfüllt – wenn wir uns erst füllen lassen, bevor wir ausschenken wollen …!
Das Jahr des Glaubens – eine kostbare Chance! Nutzen wir doch die Vielfalt des “sowohl” und “als auch”, wenn wir wieder:
• mehr auf Gott selbst hören, damit wirksam werden kann, was wir auch über Gott hören dürfen
• mehr mit Gott sprechen, damit wir authentisch und glaubwürdig auch über Gott sprechen können
• mehr aus dem Glauben und im lebendigen Glaubensvollzug leben lernen, damit auch sichtbar wird, was wir über den Glauben gelernt haben und es nicht nur totes Wissen, sondern lebendige Weisheit wird.
• mehr Gott zuerst fragen, was er geplant hat, was er vorhat und was er uns sagen oder durch uns sagen will, denn dann werden wir vollmächtig, überzeugend und auch wirksam über den Glauben verkünden, den wir kennen. Dann werden wir auch ganz neu lehren können, was wir von Gottes Weisheit empfangen durften und gelernt haben.
• Ein erster Schritt wäre z.B. wieder zu wissen, was Sünde und Tugend ist.
Hören wir, was Gott uns in der Heiligen Schrift sagt, schulen wir unser Gewissen ganz neu, damit es wieder hinhorchen lernen kann und auch hören.
Bitten wir im Gebet um die Tugenden, preisen wir Gott, der unsere Stärke ist und schenkt, was wir brauchen, um ihm zu folgen.
Dann können wir im Gebet die Erneuerung der Tugend zum Anliegen und Lob werden lassen, weil wir von Gott alles erwarten und erbitten dürfen.
Dann können wir mit der “Leichtigkeit der lebendigen Gnade” im Leben konkret umsetzen, was auf diese Weise in unserem Herzen bereits lebendig geworden ist.
Wenn wir wieder ein waches Gewissen haben, das die leisen Mahnungen und Weisungen Gottes hören kann, wenn wir im Gebet alles ins Licht der Gegenwart Gottes stellen, dann ist es einfacher und glaubwürdiger, was daraus im Alltag zur Tat und zur Übung wird.
Dann – ja dann werden wir ganz neu Zeugen des Glaubens sein – denn das Licht des Glaubens wächst so ganz dynamisch von innen nach aussen und wird von aussen wiederum ins Innen wirksam.
Ein gesegnetes Jahr des Glaubens.
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