Mehr Religion wagen
Der Glaube gibt im Leben Orientierung
München/Berlin, idea, 9. Dezember 2012
Der Glaube gibt im Leben Orientierung. Diese Ansicht vertritt der Publizist und Sachbuchautor Alexander Kissler (München) in einem Beitrag mit dem Titel “Mehr Religion wagen” für die Dezember-Ausgabe des Magazins “Cicero” (Berlin). Religionen hätten im Gegensatz zum Aberglauben und zum Fundamentalismus der Atheisten einen realistischen Blick: “Sie wissen, dass im Menschen unfassbar Grosses wohnt – und dass diese Grösse jederzeit zuschanden gehen kann.“ Darum sei Religion der beste Schutz vor der Selbstüberhebung des Menschen, wie sie die Spätmoderne kennzeichne. Wer an nichts glaubt, glaube nicht nichts, sondern alles Mögliche, so Kissler.
Alles Mögliche bedeute mit Blick auf die gegenwärtigen Herausforderungen “den Irrglauben an die Ökonomisierbarkeit aller Lebensbezüge, die Ausrufung des Ichs zum unumschränkten Herrscher, dessen Willen sich die Welt zu fügen habe, den Trugschluss, die Zukunft sei komplett berechenbar, das ganze Leben ein einziges Projekt, der Staat ein Agent des Glücks und jede Beziehung von Mensch zu Mensch ein interessenpolitisches Kräftemessen“. Der gläubige Mensch habe immer eine Reserve gegenüber allen diesseitigen Heilsversprechungen. “Er weiss: Alle Politik, alle Wirtschaft, alle Staatlichkeit behandelt nur vorletzte Dinge.”
Militanter Islam und militanter Hinduismus – “faule Früchte am Baum der Religionen”
Wahr sei aber auch, dass Religionen “erkranken” können: “Der militante Islam und der militante Hinduismus, diese durch und durch modernen Erscheinungen, sind faule Früchte am Baum der Religionen.” Religionen dürften nicht ins Irrationale abdriften: “Wenn Gott den Menschen mit Vernunft begabt und mit einem Gewissen ausgestattet hat, dann bedeutet ein gottgefälliges Leben genau das: vernünftig zu denken und gemäß dem Gewissen, dem ‚hörenden Herz’ zu handeln.”
Quelle
Der aufgeklärte Gott: Wie die Religion zur Vernunft kam
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