31. Sonntag im Jahreskreis
Evangelium nach Markus 12,28b-34
Ein Schriftgelehrter hatte ihrem Streit zugehört; und da er bemerkt hatte, wie treffend Jesus ihnen antwortete, ging er zu ihm hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.
Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist grösser als diese beiden. Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen ausser ihm, und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer. Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes.
Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Bernhard von Clairvaux (1090 – 1153), Zisterziensermönch, Abt und Kirchenlehrer, Predigten zum Hohenlied, Nr 83
“Du sollst den Herrn, deinen Gott, mit ganzem Herzen lieben”
Ich habe gelesen, dass Gott die Liebe ist (1 Joh 4,16) und nicht etwa die Ehre oder die Würde. Es ist nicht so, dass Gott nicht geehrt werden will; er sagt ja: “Wenn ich der Vater bin, wo bleibt dann die Ehrerbietung?” (Mal 1,6) Hier spricht er als Vater. Wenn er sich aber wie ein Gemahl verhalten würde, so glaube ich, würde er anders reden und sagen: “Wenn ich euer Gemahl bin, wo ist die mir geschuldete Liebe?” Denn er hatte ja schon gesagt: “Wenn ich der Herr bin, wo bleibt dann die Furcht vor mir?” (ebd.) Er verlangt also, dass man ihn als Herrn respektiert, als Vater ehrt, als Gemahl liebt. Welche von den drei Empfindungen ist die wertvollste? Zweifelsfrei die Liebe. Denn ohne Liebe ist Respekt mühsam und Ehrfurcht bleibt, was sie ist. Furcht ist sklavisch, solange Liebe sie nicht freisetzt, und Ehrfurcht, die nicht aus der Liebe kommt, ist keine Ehrfurcht, sie ist nur Schmeichelei. Sicher, Gott allein gebührt Ehre und Ruhm, Gott nimmt beide aber nur entgegen, wenn sie mit dem Honig der Liebe gesüsst sind.
Liebe genügt sich selbst, sie findet an sich selbst Gefallen; sie ist ihr eigener Wert und ihre eigene Belohnung. Liebe will keinen anderen Grund, keinen anderen Vorteil als sich selber. Ihr wahrer Nutzen liegt in ihrem Vorhandensein. Ich liebe, weil ich liebe. Ich liebe, um zu lieben… Die Liebe ist von allen Regungen der Seele, von all ihren Gefühlen und Neigungen die einzige, die es dem Geschöpf erlaubt, seinem Schöpfer zu antworten: wenn nicht von gleich zu gleich, so doch von ähnlich zu ähnlich.
Lesungen
Deuteronomium 6,2-6
Wenn du den Herrn, deinen Gott, fürchtest, indem du auf alle seine Gesetze und Gebote, auf die ich dich verpflichte, dein ganzes Leben lang achtest, du, dein Sohn und dein Enkel, wirst du lange leben. Deshalb, Israel, sollst du hören und darauf achten, (alles, was der Herr, unser Gott, mir gesagt hat,) zu halten, damit es dir gut geht und ihr so unermesslich zahlreich werdet, wie es der Herr, der Gott deiner Väter, dir zugesagt hat, in dem Land, wo Milch und Honig fliessen.
Höre, Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft. Diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen.
Psalm 18(17),2-3a.3bc-4.47.51ab
Er sprach:] Ich will dich rühmen, Herr, meine Stärke, Herr, du mein Fels, meine Burg, mein Retter, mein Gott, meine Feste, in der ich mich berge, mein Schild und sicheres Heil, meine Zuflucht.
Ich rufe: Der Herr sei gepriesen!, und ich werde vor meinen Feinden gerettet. Es lebt der Herr! Mein Fels sei gepriesen. Der Gott meines Heils sei hoch erhoben; Seinem König verlieh er grosse Hilfe, Huld erwies er seinem Gesalbten, David und seinem Stamm auf ewig.
Brief an die Hebräer 7,23-28
Auch folgten dort viele Priester aufeinander, weil der Tod sie hinderte zu bleiben; er aber hat, weil er auf ewig bleibt, ein unvergängliches Priestertum. Darum kann er auch die, die durch ihn vor Gott hintreten, für immer retten; denn er lebt allezeit, um für sie einzutreten. Ein solcher Hoherpriester war für uns in der Tat notwendig: einer, der heilig ist, unschuldig, makellos, abgesondert von den Sündern und erhöht über die Himmel; einer, der es nicht Tag für Tag nötig hat, wie die Hohenpriester zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen und dann für die des Volkes; denn das hat er ein für allemal getan, als er sich selbst dargebracht hat. Das Gesetz nämlich macht Menschen zu Hohenpriestern, die der Schwachheit unterworfen sind; das Wort des Eides aber, der später als das Gesetz kam, setzt den Sohn ein, der auf ewig vollendet ist.
GottVater
Hl.KarlBorromäus: Tagesheiliger
P.BernhardSirch: Die vier Stufen der Nächstenliebe
Impuls zu Allerheiligen und Allerseelen
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