Kommentar: Einer, der zu hoffen wagt
Wie sehr sich die Bilder doch unterscheiden
Die Tagespost, 17. September 2012, von Guido Horst
Wie sehr sich die Bilder doch unterscheiden. Aus dem Libanon Aufnahmen von Christen und Muslimen, heiter und friedvoll geeint, um mit dem Papst aus Rom zu feiern. Aus der übrigen arabischen Welt brennende Flaggen, Hass und Gewalt, zertrampelte Botschaftsschilder, verzerrte Gesichter, die den Eindruck verbreiten, der “Kampf der Kulturen” sei längst ausgebrochen. Die Welt ist ein globales Dorf geworden und die Medien haben jede Zeitgrenze unterschritten. Satellitenschüsseln, Internetfernsehen und Smartphones haben es möglich gemacht.
In den Zelten der Tuaregs wird dasselbe Bild – samt der damit verbundenen Botschaft – in derselben Sekunde gesehen wie in den Armenvierteln der Pakistanis. Und so wird man dort auch längst schon wissen, dass in Deutschland eine sogenannte “Debatte” darüber ausgebrochen ist, ob es eine Vorführung des unsäglichen Mohammed-Videos geben darf. Warum schafft es der Westen eigentlich fast immer, die falschen Botschaften in die arabische Welt zu senden?
Der Papst hat sich von dem medial inszenierten “Kampf der Kulturen” oder Religionen nicht beeindrucken lassen und hat für andere Bilder gesorgt. Die strahlenden Aufnahmen aus Beirut können gewiss nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch hinter der frohen Kulisse, die der Libanon jetzt geboten hat, Kämpfe stattfinden und nur wenig entfernt ein blutiger Stellvertreterkrieg tobt. Aber der Papst gibt nicht auf. Ist sein Nahost-Schreiben, das einen befriedeten muslimisch-christlich-jüdischen Orient anpeilt, fromme Utopie? Oder ein Jux?
War es ein Jux, dass Franz von Assisi im islamischen Heerlager vor den Sultan trat? Immerhin untermauerte diese Begegnung, dass die Franziskaner über Jahrhunderte Friedensarbeit im Heiligen Land leisteten und das heute noch tun. Der Papst ist von der Hoffnung beseelt, dass sich zwischen Christen, Muslimen und Juden am Ende die Vernunft durchsetzen wird. Dafür hat er im Libanon Zeugnis abgelegt. Erst wenn diese Hoffnung stirbt, übernehmen Hass-Videos und die Wut-Bilder des Fernsehens die Macht über die Welt.
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