Samuel Koch
Zwei Leben
Samuel Koch sitzt im Rollstuhl. Er ist vom Hals abwärts gelähmt. Er kann noch nicht mal allein essen. Aber er kann denken und fühlen. Und er kann hoffen. Hier erzählt er von seinem Leben vor dem Sprung: wie er zu Wetten dass ..? kommt. Davon, wie der Unfall geschieht. Das ist der Augenblick, in dem sein zweites Leben beginnt: Schock, Verzweiflung, Schmerz und Wut. Doch er trifft die Entscheidung, nicht aufzugeben. Und an dem Glauben festzuhalten, der ihn trägt. Das radikal ehrliche Zeugnis eines jungen Mannes, der nichts mehr zu verlieren hat und nur noch gewinnen kann. Eine Geschichte, die uns lehrt, die Kostbarkeit des Lebens neu zu schätzen.
Über den Autor
Christoph Fasel ist Professor für Medien- und Kommunikationsmanagement an der Hochschule für Wirtschaft und Medien in Calw. Er arbeitete zuvor als Redakteur und Reporter für die Zeitschriften “Stern” und “Eltern” sowie als Chefredakteur der deutschen und österreichischen Ausgabe von “Reader s Digest” und leitete die Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg.
Rezension amazon(54)
Die Möglichkeiten “zweier Leben” bewegen…
Von Claus Herold “(Ideenpflücker)” (Bayern), 12. Juli 2012
Es klingt verrückt und für viele ist es das auch. Während viele schon mit einem Leben überfordert sind, lernt Samuel Koch “zwei Leben” kennen. Das zweite (seit Dezember 2010 noch sehr junge), versehrte Leben eines Tetraplegikers bewegt und berührt. Mehr als die 20 “unversehrten” Jahre zuvor.
Die Schreibe macht Mut. Eine nüchterne, zeitweise schonungslose und zugleich humorvolle Betrachtung, welche niemanden, der zur emotionalen Empathie fähig ist unberührt lässt. Dank der professionellen Unterstützung von Christof Fasel wird aus den Schilderungen an manchen Stellen ein beeindruckendes “Stillleben”. Der Leser hält inne, spürt mit, fühlt sich verbunden.
Ein Leben voller Bewegungsdrang, Lebensfreude und Spass an den vielfältigen Möglichkeiten, wird schlagartig eingefroren. Das Wesentliche und Wichtige eines Leben der “Innerlichkeit”, will neu wahrgenommen werden. Es sind achtsame Beziehungen, die gegenseitige Abhängigkeit und Hilfsbedürftigkeit die uns tragen in unseren Begrenzungen. Es bewegt, wie Samuel voller Interesse, zuhörend Anteil nimmt am Erleben seiner Mitmenschen und weiss zu erheitern. Er will geben und einsetzen was er kann und noch hat.
Die Biografie eines jungen Mannes, der das Schicksal seines nun bewegungsarmen Lebens aus einer höheren Warte betrachten und wertschätzen lernt, trotz allem Schmerz und allem Schmerz zum Trotz. Die kennt er zur Genüge, wenn er schreibt: “Steigerungen sind jederzeit möglich. Die internationale Schmerzskala schien nach oben unbegrenzt offen zu sein.” Mehr als einmal, verliert er vor Schmerzen das Bewusstsein.
Viele Millionen haben den schicksalhaften Unfall am Bildschirm verfolgt. Erst die Biografie gibt Aufschluss wie Samuel die dramatische Wendung über sein Leben, welche ein missglückter Salto verursachte selbst reflektiert und allmählich zu verarbeiten lernt. Dies geschieht facettenreich. Das Buch ist durchzogen von einem feinen, freundlichen, höflichen, zurückhaltenden, zuweilen unsicheren Geist, der willens ist eine neue “Beweglichkeit” zu erlernen.
Samuels Botschaft für den Leser: Jedes Leben ist wertvoll. Es ist immer Raum für Hoffnung. Samuel nimmt sein Schicksal an und nutzt zugleich das öffentliche Interesse als Ermutiger für Paraplegiker und Tetraplegiker. Es widerstrebt ihm Mitleid zu erregen. Vielmehr zeigt er, dass nichts Schönes im Leben selbstverständlich, sondern ein Vorrecht und Geschenk ist. Darin liegt zugleich eine Verantwortung.
Das Buch ist ebenfalls Antwort und Dank an all die Menschen, welche persönlich Anteil an der Tragödie nahmen und nehmen. Dazwischen gestreut gibt es immer wieder Stellungnahmen von Freunden, Ärzten, nahen Begleitern. Sie haben Samuel im Überleben und Weiterleben unterstützt bzw. sein Gottvertrauen gestärkt.
Nach Monaten des Bangens und Hoffens um Wiederherstellung reift in ihm die Erkenntnis: “Ich habe keine tollen Fortschritte vorzuweisen. Vielleicht ist es wirklich so, wie ein Freund mir neulich sehr dick aufgetragen sagte: Samuel, du bist im Augenblick zum Hoffnungsträger der Nation verdammt. Wahrscheinlich will niemand sehen, dass es dir auch mal richtig Scheisse geht. Aber da musst du jetzt durch!” Mir liegt auch gar nichts daran, in der Öffentlichkeit rumzujammern, wie schlecht es mir geht. Selbstmitleid macht mir nur selten Spass. Unehrlichkeit aber auch.”
Samuel verbreitet Hoffnung und weiss sich von ihr getragen: “Mein persönlicher Super-GAU ist, …. Dass ich mich nicht mehr bewegen kann. Was hilft, ist die Hoffnung, dass ich eines Morgens plötzlich mit verschränkten Armen im Türrahmen stehe, kurz meiner Familie zuwinke und zum ersten Waldlauf aufbreche. Allein die Vorfreude darauf ist es mir wert, an der Hoffnung auf Heilung festzuhalten.”
Er ist dabei keineswegs naiv: “Wunder passieren nicht auf Knopfdruck. Aber hoffen ist erlaubt.”
Nüchtern bringt er die realistischen Möglichkeiten auf den Punkt: “Aus meiner heutigen Sicht gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder, mein Zustand verbessert sich so weit, dass ich damit leben kann – oder ich lerne, meine Situation so anzunehmen, wie sie ist.”
Es sind die vielen geschilderten Facetten in der Betrachtung des Lebens, der Begegnungen und Umgangs mit den mühseligen alltäglichen Herausforderungen im Leben eines Tetraplegikers, welche das Buch zu einem Kleinod darüber machen, welche verändernde und bewegende Kraft in liebevollen, achtsamen Beziehungen steckt.
Ich ahne als Leser: Samuels Geschichte ist noch lange nicht zu Ende. Das macht Mut. Das Schöne und Gute im Leben muss gefeiert werden, in allem was geht. Ein empfehlenswertes, ermutigends Buch, das individuell menschenmögliche zu nutzen und das Gottvertrauen zu bewahren.
Samuel Koch – Zwei Leben
Autor: Christoph Fasel
Gebundene Ausgabe: 205 Seiten
Verlag:Adeo; Auflage: 1., Aufl. (April 2012)
Sprache:Deutsch
ISBN-10:3942208539: amazon
ISBN-10:3-942208-53-9: buch.ch (8 Rezensionen)
Ohne Gott wäre das nicht auszuhalten
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