Syrien: Orthodoxer Bischof spricht von “Wendepunkt”

Er sei gegen Gewalt und verurteile die Anschläge, so Matta Rohan

Rom, Radio Vatikan, 19. Juli 2012

Als “Wendepunkt” im syrischen Bürgerkrieg hat der syrisch-orthodoxe Erzbischof Eustathius Matta Rohan von Jezira und Euphrat das Attentat vom Mittwoch in Damaskus bezeichnet. Dabei waren der ranghöchste Christ und syrische Verteidigungsminister Daoud Radschiha, General Hassan Turkmani und Assif Schaukat, der Schwager von Präsident Baschar al-Assad, ums Leben gekommen. Es scheine, dass der Aufstand „längst auch die innersten Kreise des Assad-Regimes ergriffen“ habe, so Matta Rohan im Gespräch mit „Kathpress“. Sonst wäre ein solcher Anschlag im engsten Sicherheitsbereich des Regimes nicht möglich gewesen. Er sei gegen Gewalt und verurteile die Anschläge, so Matta Rohan. Zugleich hoffe er aber, dass es bald zu einer friedlichen Lösung komme.

“Wenn es diesen internen Kräften gelänge, die Macht an sich zu reissen und auch weiterhin Militär und Sicherheitskräfte zu kontrollieren, könnte es zu Gesprächen mit den anderen Aufständischen und Befriedung des Landes kommen.”

Sehr heftig wies Erzbischof Matta Rohan die Einschätzung zurück, dass die Christen in Syrien in besonderer Nähe zum Assad-Regime gestanden bzw. dieses unterstützt hätten:
“Das sind falsche Beschuldigungen von Leuten, die keine Christen in Syrien haben möchten. Sie möchten nicht anerkennen, dass es viele Christen gibt, die gegen das Regime arbeiten. Dazu kommt, dass sie Christen beschuldigen, aber sehr genau wissen, dass eine grosse Anzahl von ihren Leuten, aus ihrer Gemeinschaft, mit dem Regime zusammen arbeitet und sogar an der Korruption im Regime mitverdient. Warum sagen sie das also nicht über sich selbst und ihre Gemeinschaft, sondern bringen falsche Anschuldigungen gegen Christen vor?”

Vielmehr hätten die Kirchen niemals die verbrecherischen Praktiken des Regimes gutgeheissen. Viele Christen seien offene Gegner des Regimes gewesen. Allen Christen gemeinsam sei ihr Einsatz für ein friedliches und demokratisches Land.

Gegen Militärintervention

Strikt wandte sich der Bischof gegen jede militärische Intervention von aussen. Eine solche würde nur Chaos und Unsicherheit mit sich bringen, so Matta Rohan. Negative Beispiele dafür seien Libyen oder der Irak. Matta Rohan wörtlich: “Im Irak gab es früher einen Saddam Hussein. Jetzt, so sagen die Menschen, gibt es tausend davon.”
(kap 19.07.2012 mg)

Vatikanbotschafter fordert internationale Hilfe für Syrien

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