Syrien: Gewaltausbruch vor Beginn des Ramadan
Für den Ausgang der Krise in Syrien könnten die nächsten Tage entscheidend sein
Das schreibt der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen CCEE in einer Stellungnahme von diesem Donnerstag. Sie folgt den dramatischen Ereignissen vom Vortag, denn Syrien hat am Mittwoch im Aufstand gegen den Machthaber Baschar al-Assad seine bisher blutigsten Gefechte erlebt. Allein an einem Tag sind nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten mehr als 300 Menschen getötet worden. Die europäischen Bischöfe hoffen, dass eine Lösung der Krise immer noch möglich ist, “eine Lösung, die loyal und konstruktiv ist und die Interessen des Einzelnen respektiert”. Steht Syrien wirklich vor dem Ende des Assad-Regimes? Der Nuntius in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari, wagt von seiner Warte aus keine Prognosen mehr.
“Einige sagen, wir stehen vor einer Wende, aber eigentlich kann alles eintreffen. Wir müssen uns auch klar machen, dass diese Ereignisse auf den Beginn des Ramadan (an diesem Freitag, Anm.) fallen. Die Explosionen und Gefechte, die wir in Damaskus hören, verdeutlichen uns hier, wie ernst die Lage ist. Aber dass die Krise vor der definitiven Wende stünde und in kurzer Zeit Änderungen zu erwarten wären, das ist schwer vorherzusagen.”
Zum wiederholten Mal rief Zenari die Staatengemeinschaft zu einer einheitlichen Haltung in der Syrien-Frage auf.
“Die internationale Gemeinschaft muss Einstimmigkeit herstellen, um Syrien zu helfen, aus dieser entsetzlichen Spirale der Gewalt auszubrechen. Ja: Ich hoffe, dass die Staatengemeinschaft endlich zu einem Konsens findet. Denn wir sehen hier jeden Tag, dass Gewalt wieder nur Gewalt hervorruft.” Erst am Donnerstag hatte jedoch ein gemeinsames Veto von Russland und China eine Syrien-Resolution der Vereinten Nationen ausgehebelt. Es gibt aber wieder Hoffnung auf eine Verlängerung der UN-Mission in Syrien.
Nur Stunden nach der Blockade des westlichen Entwurfs durch Peking und Moskau berieten die Diplomaten am Donnerstagabend (Ortszeit) in New York zwei alternative Resolutionsentwürfe. Über die müsste spätestens am Freitag abgestimmt werden – es ist der letzte Tag der vorerst auf drei Monate angelegten Mission.
Unterdessen flüchten immer mehr Menschen vor den Kämpfen in Syrien. Allein in den vergangenen zwei Tagen sollen laut dem Uno-Flüchtlingshilfswerk UNHCR bis zu 30.000 Menschen das Land über die Grenze in den Libanon verlassen haben. Seit dem Wochenende liefern sich Rebellen und Regierungstruppen in Damaskus heftige Gefechte. Bei einem Anschlag auf eine hochkarätige Runde des Assad-Regimes starben am Mittwoch mehrere wichtige Mitstreiter des Präsidenten, darunter dessen Schwager und der Verteidigungsminister. Inzwischen erlag auch der Leiter der nationalen Sicherheitsbehörde seinen Verletzungen. (rv 20.07.2012 gs)
UNHCR UNO-Flüchtlingshilfwerk
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