Pontifikalamt an Fronleichnam, 7. Juni 2012

Homilie Bischof Vitus Huonder in der Kathedrale in Chur

Brüder und Schwestern im Herrn,

was glauben wir in Bezug auf die heilige Eucharistie oder die heilige Messe? Was glauben wir in Bezug auf die heilige Kommunion, ein Teil der heiligen Eucharistie? Meine Erfahrung ist, dass viele Christen heute die Bedeutung und den Inhalt der heiligen Eucharistie nicht kennen und auch nicht wissen, was sie bei der heiligen Kommunion empfangen. Die Unterweisung bezüglich des allerheiligsten Sakramentes des Altars ist teils magelhaft, die Unkenntnis gross, der Schaden unermesslich.

Deshalb stelle ich diese Fragen: Was glauben wir in bezug auf die heilige Eucharistie oder die heilige Messe? Was glauben wir in Bezug auf die heilige Kommunion, ein Teil der heiligen Eucharistie?

Die heilige Messe oder die heilige Eucharistie ist das Opfer von Calvaria, das auf unseren Altären sakramental vergegenwärtigt wird, sagt uns das Credo des Gottesvolkes. Papst Paul VI. hat es der Kirche im bezeichnenden Jahre 1968 übergeben. Damit wollte der heilige Vater die wichtigsten Glaubenswahrheiten festhalten, welche damals durch eine sehr liberale Theologie bedroht waren. Bedroht war eben auch die Lehre von der heiligen Messe als Opfer und als Sakrament. Deshalb enthält das Credo des Gottesvolkes eine sehr lange Darstellung des dritten Sakraments, des Sakraments des Altares, was in keinem anderen Glaubensbekenntnis in dieser Ausführlichkeit zu finden ist, nicht einmal in jenem von Trient. Das ist auffällig und lässt sich aus der Situation erklären, in welcher sich die Kirche damals und bis heute befindet.

Der selige John Henry Newman, einer der bedeutendsten Konvertiten des neunzehnten Jahrhunderts (+1890), der von der anglikanischen in die katholische Kirche übertrat, sagt: “Die heilige Lehre vom Sühneopfer Christi ist das vitale Prinzip, aufgrund dessen der Christ lebt und ohne das das Christentum nicht ist.” Nun wird dieses Sühneopfer Christi sakramental vergegenwärtigt. Sakramental bedeutet im Zeichen, im Gnade schenkenden Zeichen, im Zeichen, das einen unmittelbaren Bezug zum Ursprung, zum Opfer auf Calvaria, hat. Es wird vergegenwärtigt, so oft der Priester die heilige Messe feiert und die Gaben von Brot und Wein kraft seiner priesterlichen Vollmacht in den Leib und das Blut unseres Herrn verwandelt. Das heisst: Die Teilnahme an der heiligen Messe ist immer ein Stehen unter dem Kreuz, ein Aufblicken zum durchbohrten Herrn, ein Betrachten des Todesleidens Christi. Wenn wir das bedenken, dann können wir die heilige Messe nicht irgendwie feiern und für irgendwelche Zwecke missbrauchen. Wenn John Henry Newman sagt, das Sühneopfer Christi sei das vitale Prinzip der Christen, ohne das das Christentum nicht ist, dann ist die heilige Messe die ständige Vergegenwärtigung dieses vitalen Prinzips. “Solch ein Opfer durfte nicht vergessen werden”, sagt der Selige, “es sollte, es konnte keinen blossen Einzelfall in der Geschichte der Welt bilden; es durfte nicht vollbracht werden, um in der Vergangenheit unterzugehen und zu verschwinden und nur in seinen verborgenen, nicht wahrnehmbaren Wirkungen weiterzuleben. …Sie (diese Tat) musste eine beständige Tatsache sein für alle Zeiten”. Daher müssen wir uns immer wieder dieser Mitte unseres Glaubens zuwenden und sie zum ständigen Gegenstand unserer Verkündigung machen. Ansonsten folgt die Unkenntnis mit ihren Konsequenzen. Denn das Nichtwissen um die Bedeutung und den Inhalt der heiligen Eucharistie führt zur Profanierung des heiligsten, das die Kirche in ihrem Schoss bergen darf, des Leibes und Blutes unseres Herrn. Man macht die heilige Messe oft zu einem Happening und zu einer Art Volksfeier. Nur eines ist sie für viele dann nicht mehr: Das Opfer von Calvaria, durch das uns der heilige Leib und das kostbare Blut des Herrn geschenkt wird, damit wir daraus Kraft zur Heiligkeit empfangen.

Fronleichnam ist von seinem Ursprung her ein Fest, welches die Bedeutung und die Heiligkeit der heiligen Messe, und der Frucht der heiligen Messe, des Leibes und Blutes Christi bewusst machen und uns zur tiefen Ehrfurcht, zur Gottesliebe und zur Anbetung führen möchte, damit wir mit dem seligen John Henry bekennen: “Ja, mein Herr, obwohl Du die Welt verlassen hast, wirst Du noch täglich in der Messe aufgeopfert; und obwohl du weder leiden noch sterben kannst, unterwirfst du dich doch irdischer Unwürdigkeit und Beschränktheit, um deine Erbarmung in Fülle über uns auszugiessen”.

Amen

Credo des Gottesvolkes Papst Paul VI.
Seliger John Henry Newman, ein neuer Augustinus
Der.neue.Selige John Henry Kardinal Newman
Wegweiser zur Eucharistischen Anbetung

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