Kenntnisse des katholischen Glaubens 2012

Die Frucht von 4 Jahrzehnten Katechese?

Der Churer Bischof – ein treuer Diener seines Herrn

St. Gallen, 14. Juni 2012

Die Liste der Aufregungen um das Bistum Chur ist lang. Seit der 1942 geborene Vitus Huonder im Jahr 2007 Bischof wurde, sind Auseinandersetzungen an der Tagesordnung. Die Frontstellungen sind dabei klar.

Der vom ehemaligen Churer Bischof Wolfgang Haas zum Generalvikar  ernannte Bündner Huonder tut alles, um eine hierarchisch und klerikal  geleitete Kirche zu stärken. Was zu Spannungen mit den Katholiken der  Kantonalkirchen im Bistum, namentlich Zürich und der Innerschweiz,  führt. Diese pochen auf demokratische Rechte, etwa bei der Wahl des  Personals – für konservative Katholiken geht damit das “Gespenst der  Reformation” um. Statt einer an starrer Tradition orientierten Kirche wollen die Liberalen eine weltoffene Gemeinschaft, die bei den Menschen von heute ansetzt.

Diplomaten-Theologie in Worthülsen

Das Dilemma für die Bistumsleitung ist dabei: Sie hängt am Geldhahn der Kantonalkirchen, den diese im Konflikt mit Bischof Wolfgang Haas auch prompt zudrehten. Vom Churer Generalvikar Martin Grichting wurde daher auch schon die Aufhebung der Kirchensteuer gefordert. Ein Hardliner, dieser Huonder, könnte man also meinen. Aber dann sitzt da ein etwas scheu wirkender Mann in Räumlichkeiten aus vergangenen Zeiten, der mehrere Sekunden nachdenkt, bevor er zur Beantwortung von Fragen ausholt. Man denkt: Wahrscheinlich geht er in Gedanken alle möglichen Fettnäpfchen durch. Seine Ausführungen sind abstrakt, es ist eine Diplomaten-Theologie in einer Sprache, die selten von dieser Welt ist, in der sich Worthülsen wie “Verwesentlichung des Glaubens” und  “Glaubensverkündigung” aneinanderreihen. Scheint ihm etwas besonders wichtig, wechselt er ins Hochdeutsche. Etwa, wenn es um “die Weltkirche” geht. Nein: Da sitzt kein Medienmensch, der wie der eben von Rom geehrte Martin Grichting Schlagworte wie “Zürcher Gegenkirche” liefert  und dies durchaus polemisch meint. Bischof Huonder wirkt eher wie einer,  der es eigentlich vielen recht machen möchte. Was er aber oft ungeschickt einfädelt – und dann geharnischt aufs Dach bekommt, wenn er  wieder mal aus Dokumenten zitiert.

Kirchenrecht nicht mehr verständlich

Geschieht dies, zeigt sich allerdings darin, wieweit sich die katholische Kirche konservativer Prägung von der heutigen Lebenswelt entfernt hat. Der Sinn des “Hirtenbriefs zur Fastenzeit”, in diesem Frühling zur Verlesung in den Pfarreien bestimmt, wird schlicht nicht verstanden. Warum nur sollte es ein Akt der Seelsorge sein, wiederverheirateten Geschiedenen die Eucharistie zu verweigern? Hintergrund ist das Kirchenrecht, das gar keine Scheidung kennt, lediglich ein “Ehenichtigkeitsverfahren”. Das bedeutet: Wer katholisch getraut ist, kann sich zwar zivilrechtlich scheiden lassen –  kirchenrechtlich bleibt er verheiratet. Und wenn diese Person zivilrechtlich erneut heiratet, bleibt sie katholisch mit dem ersten Partner verheiratet. Kirchenrechtlich gesehen lebt sie–verheiratet mit  dem ersten Partner – mit einer anderen Person zusammen. Für Bischof Huonder ist sie damit in einer “Situation, die den Empfang der Sakramente verunmöglicht”. Das als seelsorgerliche Notwendigkeit zu erklären, leuchtet nicht ein. Die Praxis in den Bistümern Basel und St.  Gallen ist denn auch anders. In St. Gallen etwa wird, wenn jemand um die  Eucharistie bittet, diese nicht verweigert.

Die Papsttreue als Mission

Brennpunkte der teils ausserordentlich gehässigen Auseinandersetzungen  in Chur sind Veröffentlichungen von Lehrmeinungen sowie Personalfragen.  Auch wenn diese,wie bei der geplanten Ernennung von Martin Grichting zum zweiten Weihbischof, nicht zum Erfolg führten. Die Mission von Bischof  Huonder, so scheint es, ist die Papsttreue. Mit Wärme spricht er von der  Piusbruderschaft. Die gesellschaftliche Öffnung der katholischen Kirche  ist für ihn – wie den Papst – der falsche Weg.  Daniel Klingenberg

Quelle
Jesus war kein Populist

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