11. Sonntag im Jahreskreis, Sonntag 17. Juni 2012
Evangelium nach Markus 4,26-34
Lesung: Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden
Evangelium nach Markus 4,26-34
Er sagte: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst, und der Mann weiss nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da.
Er sagte: Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben? Es gleicht einem Senfkorn. Dieses ist das kleinste von allen Samenkörnern, die man in die Erde sät. Ist es aber gesät, dann geht es auf und wird grösser als alle anderen Gewächse und treibt grosse Zweige, so dass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können. Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen konnten.
Er redete nur in Gleichnissen zu ihnen; seinen Jüngern aber erklärte er alles, wenn er mit ihnen allein war.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Petrus Chrysologus (um 406 – 450), Bischof von Ravenna, Kirchenlehrer Predigt 98, 1-2
“Ist es aber gesät, dann geht es auf und wird grösser als alle anderen Gewächse”
Brüder, ihr habt gehört, dass das Himmelreich in seiner ganzen Grösse mit einem Senfkorn verglichen wird… Ist das alles, was die Gläubigen sich erhoffen? Alles, was die Getreuen erwarten?… Ist es das, was “kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat? Was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist”? Ist es das, was der Apostel Paulus ankündigt und was Gott im unaussprechlichen Heilsmysterium denen bereitet hat, die ihn lieben (1 Kor 2,9)?
Lassen wir uns durch die Worte des Herrn nicht aus der Fassung bringen. Denn wenn wirklich “das Törichte an Gott weiser ist als die Menschen, und das Schwache an Gott stärker als die Menschen” (1 Kor 1,25), dann ist dieses ganz Kleine, das Gott gehört, herrlicher als die ganze weite Welt.
Könnten wir nur dieses Senfkorn in unser Herz einpflanzen, so dass es zum grossen Baum der Erkenntnis (Gen 2,9) wird! Ein Baum, der zu seiner ganzen Höhe heranwächst, um unser Denken zum Himmel emporzuheben, und der alle Verzweigungen der Intelligenz sich ausbreiten lässt.
Christus ist das Himmelreich.
Einem Senfkorn gleich, wurde er in ein Gartenbeet ausgesät, den Leib der Jungfrau. Er ist gewachsen und wurde zum Baum des Kreuzes, der die ganze Erde bedeckt. Als er durch die Passion zermalmt war, haben seine Früchte reichlich Würze entwickelt, um ihren Wohlgeschmack und ihr Aroma auf alle Lebenden zu übertragen, die ihn berühren. Denn solange das Weizenkorn unversehrt ist, bleibt seine Wirksamkeit verborgen. Das Korn entfaltet jedoch seine ganze Kraft, wenn es zermalmt ist. Deshalb wollte Christus, dass sein Leib zermalmt wird, damit seine Kraft nicht verborgen bleibt… Christus ist König; denn er ist der Ursprung aller Macht. Christus ist das Himmelreich; von ihm geht aller Glanz seines Reiches aus.
Buch Ezechiel 17,22-24
So spricht Gott, der Herr: Ich selbst nehme ein Stück vom hohen Wipfel der Zeder und pflanze es ein. Einen zarten Zweig aus den obersten Ästen breche ich ab, ich pflanze ihn auf einen hoch aufragenden Berg. Auf die Höhe von Israels Bergland pflanze ich ihn. Dort treibt er dann Zweige, er trägt Früchte und wird zur prächtigen Zeder. Allerlei Vögel wohnen darin; alles, was Flügel hat, wohnt im Schatten ihrer Zweige. Dann werden alle Bäume auf den Feldern erkennen, dass ich der Herr bin. Ich mache den hohen Baum niedrig, den niedrigen mache ich hoch. Ich lasse den grünenden Baum verdorren, den verdorrten erblühen.
Ich, der Herr, habe gesprochen, und ich führe es aus.
Psalm 92(91),2-3.13-14.15-16
Wie schön ist es, dem Herrn zu danken, deinem Namen, du Höchster, zu singen, am Morgen deine Huld zu verkünden und in den Nächten deine Treue. Der Gerechte gedeiht wie die Palme, er wächst wie die Zedern des Libanon. Gepflanzt im Haus’ des Herrn, gedeihen sie in den Vorhöfen unseres Gottes. Sie tragen Frucht noch im Alter und bleiben voll Saft und Frische; sie verkünden: Gerecht ist der Herr; mein Fels ist er, an ihm ist kein Unrecht.
Zweiter Brief des Apostels Paulus an die Korinther 5,6-10
Wir sind also immer zuversichtlich, auch wenn wir wissen, dass wir fern vom Herrn in der Fremde leben, solange wir in diesem Leib zu Hause sind; denn als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende. Weil wir aber zuversichtlich sind, ziehen wir es vor, aus dem Leib auszuwandern und daheim beim Herrn zu sein. Deswegen suchen wir unsere Ehre darin, ihm zu gefallen, ob wir daheim oder in der Fremde sind. Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat.
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