Kommentar zum Sonntagsevangelium
Gott will die Welt retten, nicht richten
Das ist kein harmloses Wort, kein oberflächlicher Optimismus, als ob doch alles gar nicht so schlimm sei. Gott lässt sich unsere Rettung etwas kosten: Das Retten kostet seinen Sohn das Leben. Ein Kommentar zum Sonntagsevangelium, 4. Fastensonntag, von P. Bernhard Sirch
Illschwang, kath.net, 14.03.2012
B – 4. Fastensonntag (Laetare): 1. Lesung: 2 Chr 36, 14-16.19-23; 2. Lesung: Eph 2, 4-10; Joh 3,14-21: Nicht richten, sondern retten 18. März 2012
Der Introitus, der Eröffnungsvers zum heutigen 4. Fasten- Sonntag, auch Laetare-Sonntag genannt, beginnt: “Laetare, Jerusalem”, “Freue dich, Jerusalem! Seid fröhlich zusammen mit ihr, alle, die ihr traurig wart. Freut euch und trinkt euch satt an der Quelle göttlicher Tröstung” (vgl. Jes 66, 10-11). Ich wünsche Ihnen allen eine Nachricht, eine Botschaft, die Ihnen Freude macht, wo sie wissen: ich bin von Gott beschenkt. Überlegen wir doch einmal, wo Gott uns beschenkt hat und lassen unsere ewige Jammerei, die nur krank macht; öffnen wir unseren Blick für das Gute, das wir täglich empfangen. Ist es nicht so; ein Gesunder hat 1000 Wünsche, ein Kranker nur noch einen. Danken für empfangene Gaben sollen wir nicht nur Gott, sondern auch unseren Mitmenschen und zwar im Alltag. Danken bringt Freude. Wir können uns fragen, wann haben wir Gott, einem Mitmenschen zum letzten Mal gedankt?
Vor allem den Menschen, die von körperlichen Schmerzen niedergedrückt werden oder die von menschlichen Spannungen und Forderungen zerrissen werden, möchte ebenfalls zurufen: “Freue dich! Seid fröhlich alle, die ihr traurig wart” (vgl. Jes 66, 10). Der Grund zur Freude ist nicht irgendeine oberflächliche Gaudi, sondern der Grund zur Freude kommt von Gott: “Freut euch und trinkt euch satt an der Quelle göttlicher Tröstung” (Vgl. Jes 66, 11). Gerade die tiefes Leid tragen müssen, brauchen diese “Quelle göttlicher Tröstung” (Vgl. Jes 66, 11). Nur wer diese “Quelle göttlicher Tröstung” in sich erfahren durfte, ja im Herzen davon erfüllt ist, hat in seinem Inneren, unabhängig von den Turbulenzen um ihn herum, einen Ort des Glücks, einen Ort der “göttlichen Tröstung”.
Waschen sie ihre Seele rein durch eine hl. Beichte, so dass sie selber wieder in ihre Seele eintreten können, die von kleinem und grossem Gerümpel auch für sie unzugänglich war. Wir sollten nicht die Krankheitssymptome behandeln, sondern den Krankheitsherd: die Seele. Besonders bei psychischen Erkrankungen ist es unerlässlich vom guten Hirten in einer Beichte seine Seele rein waschen zu lassen, so dass der ganze Mensch gesund werden kann.
Nicht nur der Eingangsvers des heutigen Sonntags hat Worte des Trostes und der Freude, sondern Jesus tröstet uns auch im heutigen Evangelium: “Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird” (Joh 3,17).
Es ist wie beim Eröffnungsvers ein Grund zur Freude, dass Gott uns auf dieser Welt nicht richten will, verurteilen will, sondern er will uns retten: er wirft uns ein Rettungsseil entgegen, weil er uns liebt, wie wir im Ruf vor dem Evangelium singen: “Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat ” (Joh 3,16).
Wir können es uns kaum vorstellen: wie schön wäre unser Leben, wenn wir nicht ständig kritisiert, gerichtet, oder gar verurteilt werden. Dies fängt schon im Kindergarten und in der Schule an, wo Kinder und Jugendliche durch verletzende Aussagen gemobbt werden und überaus darunter leiden oder sogar zerbrechen. Wie tröstlich ist es, wenn Jesus sagt: Gott will uns nicht richten, sondern retten. Dies ist eine ganz andere Grundhaltung: Menschen richten und urteilen, Gott will uns Menschen retten. Auch hier kann ich nochmals wiederholen: Gehen sie in einen Beichtstuhl, befreien sie ihre Seele von Schuld, so dass ihre Seele gerettet ist. Gott ist voll Erbarmen.
Liebe Eltern, liebe Erzieher/innen, Lehrer/innen, alle, denen Menschen anvertraut sind: das Beispiel Gottes muss eure christliche Grundhaltung sein: die Menschen nicht zu richten, zu verurteilen, sondern zu retten, ihnen zu helfen, wie es Jesus tat, der dem verlorenen Schaf nachging, um es zu retten. Wir sind immer schnell dabei, wenn es um die Verurteilung anderer geht. Ja wir sind in Gefahr, in den Urteilen, in den Verurteilungen hart und unnachgiebig zu sein. Die Kirche darf heute nicht zu sehr verurteilen, als vielmehr ermutigen.
Denken wir an unsere eigenen Urteile, Verurteilungen, wo wir einen Menschen in eine Schublade sperren und ihn dort nicht mehr herauslassen, bis an sein Lebensende. Jesus sagt: Ich will nicht den Tod des Sünders, sondern, dass er lebe.
Die Menschen, die Jesus begegneten, haben etwas von seiner rettenden Kraft gespürt. Sein Wort vertrieb die bösen Geister, die den Menschen knechteten. Die Begegnung mit ihm machte wieder frei zum Leben. Die Menschen atmeten auf. Die Ausgestossenen, die Aussätzigen, fanden sich wieder in der menschlichen Gemeinschaft. Er ass mit den Zöllnern und Sündern.
Wir könnten fast die ganzen Evangelien mit ihren vielen Geschichten anführen als Beleg dafür, dass Jesus selbst so lebte, wie es in unserem Satz heisst: Jesus kam nicht, um zu richten, sondern um die Welt, um alle Menschen, jeden einzelnen zu retten. Und dies haben die Menschen in der Umgebung Jesu gespürt.
Könnte das nicht ein anziehendes Beispiel für unsere Gemeinde sein? Die Gemeinde als der Ort, wo die Menschen spüren, dass sie mit all ihren Fragen und Dunkelheiten, auch mit ihrem Scheitern angenommen sind, nicht verurteilt werden, sondern wieder neu aufatmen können?
An Gottes Sohn, am gekreuzigten Christus, können wir das abschreckende Beispiel von Verurteilung durch Menschen sehen: Gott hat unsere Verurteilung durch Menschen ans Kreuz geheftet, er hat aber auch unsre Schuld ans Kreuz geheftet, um uns zu retten, um uns das ewige Leben zu geben.
Immer wieder können wir den tröstlichen Satz wiederholen: “Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird” (Joh 3,17). Dieser Satz Jesu: “Gott will mich nicht richten, sondern retten”, kann für sie, für ihre Existenz wie ein Anker sein.
Selbst wenn Gott straft, so ist die Strafe ein Rufen Gottes zur Besinnung und Umkehr.
Dem Willen Gottes, uns zu retten, steht unser Verhalten gegenüber. Das Verhalten der Menschen unserer Generation gleicht dem Verhalten der Menschen, wie wir aus der 1. Lesung hören: “Immer wieder hatte der Herr, der Gott ihrer Väter, sie durch seine Boten gewarnt; denn er hatte Mitleid mit seinem Volk und seiner Wohnung. Sie aber verhöhnten die Boten Gottes, verachteten sein Wort und verspotteten seine Propheten, bis der Zorn des Herrn gegen sein Volk so gross wurde, dass es keine Heilung mehr gab” (2 Chr 36, 15.16).
Aber selbst hier sehen wir: das letzte Wort, das Gott über die Sünder spricht, ist nicht Gericht, sondern Erbarmen. Die Strafe ist ein Rufen Gottes zur Besinnung und Umkehr. Um sein Volk zu retten, nimmt Gott sogar “Kyrus, den König von Persien” in seine Dienste: “So spricht Kyrus, der König von Persien: Der Herr, der Gott des Himmels, hat mir alle Reiche der Erde verliehen. Er selbst hat mir aufgetragen, ihm in Jerusalem in Juda ein Haus zu bauen. Jeder unter euch, der zu seinem Volk gehört – der Herr, sein Gott, sei mit ihm -, der soll hinaufziehen” (2 Chr 36, 23).
2. Lesung
Die gesamte 2. Lesung zeigt in immer neuen Wendungen, wie sehr Gott uns liebt und alles daran setzt uns zu retten. Gott will nicht nur mich retten aus dem Untergang, sondern er will die Welt retten, d.h. alle und jeden: “Gott, der voll Erbarmen ist, hat uns, die wir infolge unserer Sünden tot waren, in seiner grossen Liebe, mit der er uns geliebt hat, zusammen mit Christus wieder lebendig gemacht. Aus Gnade hat er uns gerettet. Er hat uns mit Christus auferweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz im Himmel gegeben. Dadurch, dass er in Christus Jesus gütig an uns handelte, wollte er den kommenden Zeiten den überfliessenden Reichtum seiner Gnade zeigen. Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft – Gott hat es geschenkt -, nicht aufgrund eurer Werke, damit keiner sich rühmen kann. Seine Geschöpfe sind wir, in Christus Jesus dazu geschaffen, in unserem Leben die guten Werke zu tun, die Gott für uns im Voraus bereitet hat” (Eph 2, 4-10).
Gott will die Welt retten, nicht richten. Das ist kein harmloses Wort, kein oberflächlicher Optimismus, als ob eben doch alles gar nicht so schlimm sei, sondern gut ausgeht. Gott lässt sich unsere Rettung etwas kosten: “So sehr hat er die Welt geliebt, dass er seinen eigenen Sohn hingab”. So ernst nimmt Gott die Schuld der Menschen, die ein Gericht verdient haben.
Das Retten kostet seinen Sohn das Leben
Wenn wir also die Rettungsbotschaft Jesu hören dürfen für unser eigenes Leben, dann ist seine Frohe Botschaft für uns zugleich die Einladung, seinen Weg mitzugehen, damit seine frohe Botschaft alle Menschen erreicht. Ich wünsche Ihnen, dass sie erfahren dürfen: Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Der Heilswille Gottes ist schon durch den Namen Jesus ausgedrückt und besagt nichts anderes als dass Gott durch seinen Sohn die Menschen retten will: “Jeschua – Jehoschua – Jesus” bedeutet nichts anderes: “Gott rettet”: Gott will jeden Einzelnen retten. Deswegen betet die Kirche im Eingangslied: “Laetare, Jerusalem”, “Freue dich, Jerusalem! Seid fröhlich zusammen mit ihr, alle, die ihr traurig wart. Freut euch und trinkt euch satt an der Quelle göttlicher Tröstung” (vgl. Jes 66, 10-11).
Diese Freude drückt sich auch im heutigen Tagesgebet aus: “Herr, unser Gott, du hast in deinem Sohn die Menschheit auf wunderbare Weise mit dir versöhnt. Gib deinem Volk einen hochherzigen Glauben, damit es mit froher Hingabe dem Osterfest entgegeneilt. Darum bitten wir durch Jesus Christus”.
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