Die christliche Familie hat Zukunft

Ermutigung durch Papst Benedikt XVI.

Papst ermuntert amerikanische Bischöfe, die katholische Lehre von Ehe und Familie offensiver zu vertreten. Von Guido Horst

Rom, Die Tagespost, 12.03.2012

Zum Abschluss der “ad limina”-Besuche der Bischöfe der Vereinigten Staaten, die in den vergangenen Wochen in mehreren Gruppen in den Vatikan gekommen waren, hat Benedikt XVI. am vergangenen Freitag Fragen der christlichen Ehe und Familie sowie der Sexualmoral angesprochen. Der Papst sprach vor der letzten Gruppe des Episkopats, nachdem sich mehrere amerikanische Bischöfe besorgt über die Beschränkung der Religionsfreiheit in ihrer Heimat geäussert hatten, die zwar noch kultische Freiräume garantiere, es aber immer schwerer mache, im öffentlichen Leben nach den eigenen Moralvorstellungen zu handeln (DT vom 10. März). So ging dann auch der Papst auf die “Sorge über die Freiheit des Gewissens und der Religion” ein, sodass alle Männer und Frauen des Glaubens, und auch die Institutionen, die sie inspirierten, in Übereinstimmung mit ihren tiefsten moralischen Überzeugungen handeln könnten.

Es sei jedoch immer offensichtlicher, sagte Papst Benedikt, “dass eine Aufweichung der Unauflöslichkeit der Ehe und das weit verbreitete Zurückweisen einer verantwortlichen, reifen Sexualethik zu grossen Schwierigkeiten für die Gesellschaft geführt haben – zu Schwierigkeiten, die auch immense menschliche und wirtschaftliche Kosten mit sich bringen. Wie der selige Johannes Paul II. bemerkt hat, verläuft die Zukunft der Menschheit nun einmal über die Familie. Man muss in diesem Zusammenhang die starken politischen und kulturellen Strömungen nennen, die versuchen, die legale Definition von Ehe zu ändern.”

Der Papst forderte die Bischöfe auf, diesem Druck “mit einer vernünftigen Verteidigung der Ehe als natürliche Einrichtung” zu widerstehen. Die Ehe bestehe aus einer spezifischen Gemeinschaft von Personen, sie sei wesentlich in der gegenseitigen Ergänzung der Geschlechter verwurzelt und auf die Fortpflanzung hin ausgerichtet. Die geschlechtlichen Unterschiede “dürfen nicht als etwas für die Definition der Ehe Unbedeutendes beseitigt werden”, stellte Benedikt XVI. klar. Die Verteidigung der Einrichtung der Ehe als soziale Wirklichkeit sei in letzter Hinsicht eine Frage der Gerechtigkeit, weil das den Schutz des Wohls der ganzen menschlichen Gemeinschaft und der Rechte der Eltern und Kinder mit sich bringe.

Es stimme schon, so der Papst weiter, dass es der Kirche “manchmal nicht gelungen” sei, ihre Auffassungen über die Ehe bekannt zu machen. “Wir müssen uns der Mängel der Katechese in den zurückliegenden Jahrzehnten bewusst sein, welche es unterlassen hat, das reiche Erbe der katholischen Lehre über die Ehe als natürliche Einrichtung, die Christus zur Würde des Sakraments erhoben hat, sowie die Berufung der christlichen Eheleute in Gesellschaft und Kirche und die Praxis der ehelichen Keuschheit richtig darzustellen.” Vielleicht könne man sich bei künftigen Bemühungen stärker auf den Weltkatechismus und das Kompendium kirchlicher Soziallehre stützen, empfahl der Papst.

Benedikt XVI. legte dabei auch den Akzent auf eine Vertiefung der entsprechenden Bildungsarbeit der Kirche: “Auf der praktischen Ebene müssen die Programme zur Vorbereitung von Paaren auf die Ehe sorgfältig überprüft werden, damit die soziale und kirchliche Verantwortung christlicher Ehepartner noch deutlicher wird. In diesem Zusammenhang können wir nicht über die ernste pastorale Schwierigkeit hinweggehen, das die weit verbreitete Praxis des Zusammenlebens darstellt. Oft sind sich diese Paare noch nicht einmal im Klaren, dass ihr Tun sündhaft ist, vom Schaden für die Stabilität der Gesellschaft einmal zu schweigen. Ich ermuntere euch, klare pastorale und liturgische Normen für eine würdige Eheschliessung zu entwickeln, die unzweideutig Zeugnis geben von den objektiven Anforderungen christlicher Moral – und die gleichzeitig sensibel für junge Paare sind und Anteilnahme zeigen.”

Auch sei es richtig, sagte Papst Benedikt weiter, auf alle zuzugehen, die geschieden oder getrennt lebten, die früh Mutter geworden seien oder Kinder allein aufzögen. Benedikt XVI. sprach von einer “grossen pastoralen Anstrengung”. Dazu gehöre aber auch “eine Wiederentdeckung der Tugend der Keuschheit durch die ganze christliche Gemeinschaft”. Wenn Keuschheit überzeugend gelebt werde und Sexualität als “Quelle wahrer Freiheit und wahren Glücks” dargestellt werde, sei “der Reichtum dieser Vision attraktiver als die alles erlaubenden Ideologien”, die oft “eine mächtige und destruktive Anti-Katechese für junge Leute” bedeuteten.

Junge Leute sollten die kirchliche Lehre in ihrer Ganzheit kennenlernen, so herausfordernd und gegen den Zeitgeist diese Lehre auch sein möge. Vor allem sollten sie sie aber durch gläubige Ehepaare überzeugend vorgelebt bekommen. Sie brauchen ausserdem Unterstützung, wenn sie in einem schwierigen und konfusen Moment ihres Lebens kluge Entscheidungen treffen sollen. “Keuschheit ist eine Lehre in Selbstbeherrschung, die gleichzeitig ein Training in menschlicher Freiheit bedeutet. In einer Gesellschaft, die die wesentliche Dimension christlicher Lehre immer mehr missversteht oder ins Lächerliche zieht, müssen junge Leute ermutigt werden, dass wir nichts verlieren, wenn wir Christus in unser Leben einlassen.”

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