Fastenzeit ist wie Sport

… Aber auf geistlicher Ebene

“Bereiten wir uns für diesen Neuanfang Gottes durch unsere Umkehr, durch unsere Hinwendung zu Gott. Gott möchte in dir Wohnung nehmen.“

Ein Kommentar zum Sonntagsevangelium von P. Bernhard Sirch

Illschwang, kath.net, 23.02.2012 
B – 1. Fastensonntag. 1. Lesung: Gen 9,8-15; 2. Lesung: 1 Petr 3,18-22;
Ev. Mk 1,12-15

Einleitung: Ich möchte sie am Beginn dieser Fastenzeit ermuntern: Sport zu treiben, aber auf geistiger, geistlicher Ebene.

Probieren sie einmal, wie weit sie mit sich gehen können, aber ohne eine schlechte Laune zu bekommen: z.B. im Verzicht auf Süssigkeiten, Rauchen, keine bösen Worte gebrauchen, nicht ständig Radio hören. Muss ich ständig den Fernseher oder PC eingeschaltet haben? Gönne ich meinem Geist eine Ruhepause? Es soll deutlich werden, wer Herr ist über sie: z.B. die Zigarette oder Sie. Wenn sie sich selber kennen lernen wollen, probieren sie doch einfach: wie weit kann ich mit mir gehen? Überlegen wir am Beginn dieser Messe welche “Sportart” ich in dieser Fastenzeit betreiben will?

Predigt: Das Wagnis Gottes mit der Welt, mit den Menschen beginnt am Anfang der Heiligen Schrift, mit Genesis 1,1:

Die Erschaffung der Erde und aller Lebewesen bis hin zum Menschen, der sich immer wieder von Gott abwendet, wie sich auch in der Engelwelt Luzifer mit seinem Anhang von Gott abwandte. Demgegenüber steht die Treue, der Neuanfang Gottes. Gott wollte die Welt und die Menschen und hat für die Menschheit sogar ein Paradies geschaffen. Selbst nach der Vertreibung aus dem Paradies muss Gott selbst von der Welt und den Menschen feststellen: “Der Herr sah, dass auf der Erde die Schlechtigkeit des Menschen zunahm und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war. Da reute es den Herrn, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben, und es tat seinem Herzen weh. Der Herr sagte: Ich will den Menschen, den ich erschaffen habe, vom Erdboden vertilgen, mit ihm auch das Vieh, die Kriechtiere und die Vögel des Himmels, denn es reut mich, sie gemacht zu haben. Nur Noach fand Gnade in den Augen des Herrn” (Gen 6,8)

Auf Grund der Bosheit der Menschen “reute es den Herrn, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben, und es tat seinem Herzen weh” (Gen 6, 6). Hier werden menschliche Züge Gottes sichtbar: “es tat seinem Herzen weh” (Gen 6, 6). Gottes Herz kann verletzt werden und zwar durch unsere Sünden! Wir können diesen Schmerz nachempfinden. Auch unser Herz wird bisweilen verletzt, vor allem wenn uns Menschen enttäuscht haben und auf uns herumtrampeln. Dies tut uns in unserem Herzen weh. Die Bosheit der Menschen “tat seinem (d.h. Gottes) Herzen weh” (Gen 6, 6). Die wenigsten Menschen spüren: die Verderbtheit unserer Zeit tut Gottes “Herzen weh” (Gen 6, 6).

Jeder muss sich fragen, was trage ich bei, was “seinem (d.h. Gottes) Herzen weh” (Gen 6, 6) tut? Zur Zeit Noachs fand “nur Noach Gnade in den Augen des Herrn” (Gen 6, 8). Es nützt wenig, auf andere Menschen zu schauen, bzw. die anderen Menschen bekehren zu wollen.

Bemühen Sie sich: “Gnade in den Augen des Herrn” (Gen 6,8) zu finden.

Wie die Bosheit der Menschen Gottes “Herzen weh” (Gen 6, 6) tun, so erfreuen wir Gottes Herz mit den gelebten Tugenden. Diese sind für Gott eine Freude und so finden sie “Gnade in den Augen des Herrn” (Gen 6, 8).

Gott hat die Menschen erschaffen und will bei den Menschen wohnen. Schaffen sie Raum in ihrem Inneren für Gott. Der Umgang mit Gott sollte eine Selbstverständlichkeit sein, wie es im Paradies war: “Als sie (Adam und Eva) Gott, den Herrn, im Garten gegen den Tagwind einherschreiten hörten, versteckten sich Adam und seine Frau vor Gott, dem Herrn, unter den Bäumen des Gartens. Gott, der Herr, rief Adam zu und sprach: Wo bist du? Er antwortete: Ich habe dich im Garten kommen hören; da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich” (Gen 3, 8-10). Gott will auch uns nahe sein, mit uns gehen und uns zurufen. Wir müssen versuchen durch Umkehr, besser noch: durch eine Hinkehr, eine Hinwendung zu Gott: Gott zu begegnen; deswegen schuf er uns als “sein Abbild, als Abbild Gottes schuf er uns” (Gen 1, 26.27).

Die heutige erste Lesung zeigt erneut einen Neuanfang: “Gott sprach zu Noach und seinen Söhnen, die bei ihm waren. Hiermit schliesse ich meinen Bund mit euch und mit euren Nachkommen und mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Tieren des Feldes, mit allen der Erde, die mit euch aus der Arche gekommen sind. Ich habe meinen Bund mit euch geschlossen: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben” (Gen 9, 8-11).

An die “Tage Noachs” erinnert Petrus in der zweiten Lesung. So wie Noach und alle, die Noach in die Arche führte und durch die Arche gerettet wurden, so werden wir gerettet durch die hl. Taufe.

Gott macht erneut einen Neuanfang durch die hl. Taufe: “In der Arche wurden nur wenige, nämlich acht Menschen durch das Wasser gerettet” (1 Petr 3, 20). Petrus folgert: “Dem entspricht die Taufe, die jetzt euch rettet. Sie dient nicht dazu, den Körper von Schmutz zu reinigen, sondern sie ist eine Bitte an Gott um ein reines Gewissen aufgrund der Auferstehung Jesu Christi, der in den Himmel gegangen ist; dort ist er zu Rechten Gottes, und Engel, Gewalten und Mächte sind ihm unterworfen” (1 Petr 3, 21.22).

Die Taufe ist für Petrus ein erneuter Anfang, “die jetzt euch rettet” (1 Petr 3, 21) und zu Höherem beruft. Die hl. Taufe ist wie die Arche, die uns vor den verderblichen Fluten rettet. “Der Herr sagte: Ich will den Menschen, den ich erschaffen habe, vom Erdboden vertilgen, mit ihm auch das Vieh, die Kriechtiere und die Vögel des Himmels, denn es reut mich, sie gemacht zu habe” (Gen 6, 7). “Ich will nämlich die Flut über die Erde bringen, um alle Wesen aus Fleisch unter dem Himmel, alles, was Lebensgeist in sich hat, zu verderben. Alles auf Erden soll verenden” (Gen 6, 17). “Nur Noach fand Gnade in den Augen des Herrn” (Gen 6, 8). Wie Noah mit den Seinen vor den Fluten durch die Arche gerettet wurden, so werden wir durch die Taufe gerettet.

Die Notwendigkeit der Taufe wird uns in der Taufe des Hauptmanns Kornelius in Cäsarea vor Augen gestellt: Der Hauptmann Kornelius “lebte mit seinem ganzen Haus fromm und gottesfürchtig, gab dem Volk reichlich Almosen und betete beständig zu Gott. Er sah um die neunte Tagestunde in einer Vision deutlich, wie ein Engel Gottes bei ihm eintrat und zu ihm sagte: Kornelius! Kornelius blickte ihn an und fragte erschrocken: Was ist, Herr? Er sagte zu ihm: Deine Gebete und Almosen sind zu Gott gelangt, und er hat sich an sie erinnert”. Kornelius ist also ein frommer Mann und ist im Gebet mit Gott verbunden. Eines fehlte aber noch Kornelius: “Der Hauptmann Kornelius, ein gerechter und gottesfürchtiger Mann, der beim ganzen Volk der Juden in gutem Ruf steht, hat von einem heiligen Engel die Weisung erhalten, dich (Petrus) in sein Haus holen zu lassen und zu hören, was du ihm zu sagen hast” (Apg 10, 22).

Petrus kam in das Haus des Kornelius und verkündete: “Jesus haben sie an den Pfahl gehängt und getötet. Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen, zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben… Noch während Petrus dies sagte, kam der Heilige Geist auf alle herab, die das Wort hörten. Die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, konnten es nicht fassen, dass auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde. Denn sie hörten sie in Zungen reden und Gott preisen. Petrus aber sagte: Kann jemand denen das Wasser zur Taufe verweigern, die ebenso wie wir den Heiligen Geist empfangen haben? Und er ordnete an, sie im Namen Jesu Christi zu taufen” (Apg 10, 39-48).

Ein gottesfürchtiges Leben, gute Werke, zu denen der hl. Geist anspornt, genügen nicht.

Petrus vergleicht die Taufe mit der Arche Noachs: “In der Arche wurden nur wenige, nämlich acht Menschen durch das Wasser gerettet” (1 Petr 3, 20). Paulus folgert: “Dem entspricht die Taufe, die jetzt euch rettet” (1 Petr 3, 21). Es genügt nicht, einen Hindu zu einem besseren Hindu zu machen oder einen Moslem zu einem besseren Moslem zu machen, sondern wir haben von Christus vor allem den Auftrag zu taufen, wobei ausdrücklich die Befolgung der Gebote hinzugefügt wird: “Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt” (Mt 28, 19.20).

Nach dem Rechenschaftsbericht des Petrus vor der Gemeinde in Jerusalem beruhigte sich die Gemeinde und sagte: “Gott hat also auch den Heiden die Umkehr zum Leben geschenkt” (Apg 11,18). Jesus ist der neue Anfang. Im heutigen Evangelium hören wir: Jesus “verkündete das Evangelium Gottes und sprach:
Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium” (Mk 1, 14.15).

Umkehren, den bisherigen Weg des Verderbens aufgeben, ist das zentrale Thema der hl. Schrift. wo Gott zu uns spricht.
Der Glaube an das Evangelium hat eine wesentliche Vorstufe, eine Voraussetzung: “Kehrt um”. Dies verkündete auch Johannes: “Johannes zog in die Gegend am Jordan und verkündigte dort überall Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden” (Lk 3, 3). Im Johannesevangelium wird es so ausgedrückt: “Johannes hat mit der Taufe der Umkehr getauft und das Volk gelehrt, sie sollten an den glauben, der nach ihm komme: an Jesus” (Joh 19, 4). In der Abschiedsrede des Paulus in Milet betont Paulus: “Ich habe Juden und Griechen beschworen, sich zu Gott zu bekehren und an Jesus Christus, unseren Herrn, zu glauben” (Apg 20, 21).

Der Hinweis auf die Umkehr wird auch deutlich im letzten Kapitel des Lukasevangeliums: “und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden” (Lk 24, 47). Johannes der Täufer bringt klar zum Ausdruck: “Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt” (Mt 3,8). Auf die Umkehr, als Voraussetzung des Glaubens, werden wir in der Fastenzeit hingewiesen.

Im Gabengebet am Aschermittwoch beten wir: “Hilf uns umzukehren und Taten der Busse und der Liebe zu vollbringen, damit wir unseren bösen Neigungen nicht nachgeben”. Im heutigen Tagesgebet beten wir: “Allmächtiger Gott, du schenkst uns die heiligen vierzig Tage als eine Zeit der Umkehr und der Busse. Gib uns durch ihre Feier die Gnade, dass wir in der Erkenntnis Jesu Christi voranschreiten und die Kraft seiner Erlösungstat durch ein Leben aus dem Glauben sichtbar machen”. Gott will mit jedem von uns einen Neuanfang machen. Bereiten wir uns für diesen Neuanfang Gottes durch unsere Umkehr, durch unsere Hinwendung zu Gott. Gott möchte in dir Wohnung nehmen.

PaterBernhard

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